Kapitel 2

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Viktor

Ich wachte auf und mein Arm lag auf etwas. Nein, auf jemanden. Ich hatte im Schlaf meinen Arm um Yuri gelegt. Yuri sah viel jünger als 24 aus, wenn er schlief. Ich betrachtete ihn eine Weile, als seine Augen sich langsam öffnete. Schnell nahm ich meinen Arm weg, weil er gestern Abend auf Abstand bedacht war. Wieso hatte ich ihn eigentlich nicht schon früher runtergenommen? Irgendwie mochte ich seine Wärme und es war etwas Neues, dass er nicht rot anlief, wenn ich ihn umarmte oder meinen Arm auf seine Schulter legte. „Guten Morgen Yuri!", sagte ich mit fröhlicher Stimme, sprang aus dem Bett und zog ihm die Decke weg. Yuri schrie auf und sah mich mit einem Blick an, mit dem man töten konnte (ich wette ich hatte Löcher in meinem Köper). Er ließ sich zurück aufs Bett fallen und murmelt: „Wieso, Viktor? Du warst doch schon wach! Wieso musst du mir, wenn ich gerade aufwache, die Decke wegziehen?" „Weil es einfach Spaß mach dich zu ärgern und wir müssen zum Training." „Und ich will gar nicht wissen, wie lange du schon wach bist und was du gemacht hast!" Ich lief rot an, als er das sagte. Zum Glück konnte er das nicht sehen, weil er sich das Kissen über den Kopf gezogen hatte. „Komm jetzt wir müssen wirklich zum Training!", drängte ich ihn und zog ihm auch das Kissen weg.
Er grummelte noch kurz, stieg dann aber auch aus dem Bett. Als er sah, dass ich nur eine Boxershorts trug, rief er erschrocken: „Oh Gott, Viktor! Zieh dir sofort etwas vernünftiges an!" und rannte aus dem Zimmer. Was war denn in den gefahren? Er hatte mich doch schon nackt gesehen. Da war das doch echt nicht schlimm. Obwohl mir dann einfiel, dass er schon länger nicht mehr mit mir zu den Onsen gegangen war.

Yuri

Ich wusste echt nicht, wieso ich so ausgerastet war. Ich meine, ich hatte ihn schon nackt gesehen, aber das gerade eben war irgendwie anders. Ich ging in mein Zimmer und zog mir die Sachen für das Training an. Mist, fluchte ich in meinem Kopf. Meine Jacke war in der Waschmaschine eingelaufen und mir dementsprechend viel zu klein. Ich ging rüber zu Viktor und klopfte an sein Zimmer. „Viktor kann ich kurz reinkommen?" „Klar und keine Sorge ich habe etwas an." Als er das sagte, hörte ich das Grinsen in seiner Stimme und wurde leicht rot. Ich öffnete die Tür und ging in Viktors Zimmer. „Hast du noch eine Jacke, die du mir vielleicht ausleihen könntest?" „Klar, nimm die. Die ist mir sowieso etwas zu klein. Sie sollte dir also passen. Was ist denn mit deiner Jacke passiert?" „Sie ist eingelaufen. Ich werde mir am Wochenende eine neue kaufen. Willst du mitkommen?" „Klar, wenn wir danach zusammen noch etwas unternehmen. Wir machen ja kaum etwas zusammen, wenn wir nicht trainieren. Und das geht nicht bei Freunden!" Ja genau, wir sind nur Freunde, leider. Und das wird sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern. Ich bin zu schüchtern Viktor zu sagen, dass ich ihn liebe und er würde es sowieso nicht erwidern. Außerdem wäre unsere Freundschaft dann kaputt. Ich würde meine Gefühle unterdrücken und hoffen, dass alles so wie früher wird.

Viktor

Nachdem ich das gesagt hatte, sah Yuri nachdenklich aus und anscheinend war der Schluss, zu dem er kam, nicht schön. Seine Augen verdunkelten sich traurig und er drehte sich um und ging mit meiner Jacke in der Hand aus der Tür. Yuri war echt komisch in letzter Zeit. Irgendwas verheimlichte er mir und er wollte es mir nicht sagen.

Ich würde versuchen heraus zu finden, worum es ungefähr ging und dann würde ich entscheiden, ob ich ihn damit konfrontiere, weiter forsche oder es seien lasse. Eigentlich wollte ich als Coach nicht in Yuris Privatleben herumschnüffeln, vor allem wenn er es nicht wollte, aber ich war auch sein Freund und in dem Fall sah ich es als meine Pflicht, heraus zu finden, was ihn bedrückt. Ich würde ihn einfach ein bisschen aushorchen, wenn wir am Wochenende einkaufen waren. Ich fühlte mich nicht gut dabei, aber meine Neugier ließ mich nicht die Sache ruhen lassen. Aber was wenn es etwas war, das mich nichts anging und er dann nicht mehr mit mir befreundet sein wollte, wenn er heraus fand, dass ich ihn ausspioniert hatte? Andererseits machte mich sein seltsames Verhalten neugierig und ich wollte den Grund wissen. Wer weiß, vielleicht konnte ich ihm ja helfen, das Problem zu lösen. Vielleicht war er ja verliebt? Aber wieso sagte er es mir dann nicht?

It's not the end of the story (beendet und überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt