3: Should I stay or should I go

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Wann war ich das letzte Mal zur Schule gegangen? Eine gute Frage... Personen meiner Wenigkeit mussten nicht wirklich zur Schule. Eigentlich mussten wir kaum etwas...

Wieso also ging ich dann zur Schule? Die Frage war leicht zu beantworten: Langeweile. Neugierde. Hauptsächlich Langeweile. Wer so alt wäre wie ich, der wüsste, wovon die Rede war...

Dabei gab es allerdings ein kleines Problem. Manchen Menschen fiel es auf, dass ich biologisch etwas älter war als Schüler einer Highschool. Aber in der Universität war es einfach so anders... Schüler der Highschool waren da unauffälliger und hatten mehr Informationen. Zum Glück hatte ich da ein Hilfsmittel. Meine „Überredungskunst".

Und jetzt saß ich tatsächlich mal wieder in einem Klassenraum. Das letzte Mal war ich 1999 in einem Klassenraum gewesen... Und nun war es doch tatsächlich schon 2010. Europa und Amerika unterschieden sich so sehr, und doch gab es so viele Parallelen.

Meine erste Stunde war Geschichte. Wenn ich eines im Leben gelernt hatte, dann war es das Schauspiel, die Kunst der Unschuld und der Harmlosigkeit. So hatte ich auch meine Kleidung angepasst. Einfach ein Shirt, eine Jacke, Jeans und Schuhe. Unauffällig. Sogar mein Haar war recht verwuschelt, als wäre ich aus dem Schlaf gerissen worden. Und nicht, dass es schon genug Unschuld wäre, war ich auch noch mit dem gelben Schulbus hergefahren. Was sollte man da sonst noch tun?

Die Schule war recht lebhaft. Mystic High hieß sie und schien gut besucht zu sein. Es war allerdings auch die einzige Highschool in Mystic Falls. Ein Wunder? Wohl kaum. Diese Stadt schien mir noch immer wie ein kleines Kaff vorzukommen. Da war man schon so lange weg und dann merkte man hinterher, dass seine ehemalige Heimat zu einem erbärmlichen Dörfchen geworden war... Und wirklich alles begann mit dem Namen Mystic. Wie mystisch.

Ich glaubte im Klassenraum, dass niemand wirklich sehr meine Ankunft bemerkt hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich zwischen allen durch und in die hinterste Ecke des Klassenraumes gequetscht hatte. Für die Uhrzeit waren alle ja recht gesprächig... Und schienen auch nur auf dumme, aber lustige Ideen zu kommen. Tatsächlich saßen zwei Schülerinnen im Fensterrahmen und rauchten nach draußen. Ein Schüler klebte Kaugummis unters Lehrerpult und ein anderer Schüler machte sich einen Spaß daraus, einem offensichtlichen Streber die Bücher ständig vom Tisch zu werfen. Langsam fragte ich mich wirklich, ob das hier eine Klasse oder ein Scetch war...

Aber plötzlich schlug die Tür auf. Alle sahen wie erstarrt zu dieser. Auch ich machte ein scheinbar nervöses Gesicht und blickte mit einer leichten Neugierde in den Augen zu der Person. Leider stellte es sich nur als einen Schüler heraus, welcher wohl das Erdmännchen der Klasse war. Alle bekamen eine Panik wie die Passagiere auf der Titanic. Ach ja, die Titanic...

„Leute, schmeißt die Kippen weg, der Lehrer kommt!" Selbst die zwei Schülerinnen am Fenster schienen zu merken, dass sie wohl ein Problem hätten, wenn sie doch tatsächlich beim Rauchen im Klassenraum erwischt werden würden. Dennoch waren ihre Reaktionen recht lahm... Gemächlich drückten sie die Zigaretten an der äußeren Hauswand aus und standen genervt auf. Gerade rechtzeitig, denn die Tür öffnete sich erneut.

Sogleich sah ich auch nach vorne, anstatt weiter darüber nachzudenken, ob die Mädchen skandalöser Weise ihre Zigaretten auch noch mit Opiaten aufgemotzt hatten. Der Mann an der Tür sah müde aus, aber wohl trotzdem willig, diesen Tag auch noch zu überleben. In der einen Hand hatte er einen Coffee-To-Go, in der anderen Hand eine Tasche. Der Typ war wohl um die dreißig, vierzig Jahre, hatte blondes Haar und einen Aufzug, bei dem man meinen könnte, dass er sich jeden Tag zwangsweise da hineinquetschte.

Doch auch mein neuer Geschichtslehrer ließ sich Zeit, um müden Schrittes zu dem Pult zu gehen, Kaffee und Tasche abzustellen und sich vor dem Tisch zu stellen. Ich konnte schon förmlich das Seufzen hören, das in seinem Gesicht geschrieben stand. Kurz sah er zur Uhr, ehe er wieder um seinem Tisch herumlief, direkt zur Tafel. „Es ist schön, Sie alle wieder in meinem Unterricht begrüßen zu dürfen." Innerlich zog ich eine Augenbraue nach oben und grinste vor mich hin. Na klar. Die Freude stand ihm im Gesicht geschrieben wie ein pornografisches Bild des Papstes an dem Buckingham Palace aushing. „Für alle, die neu in diesem Jahr zu uns stoßen... Herzlich Willkommen an der Mystic High." Meinte der das auch ernst? Ein Lehrer zu sein machte vermutlich nicht so viel Spaß...

Live and let die (The Originals) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt