Kapitel 9: Gruppeneuphorie

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Ich war selbst schon Gründer von vielen Chatgruppen. Jedes Mal bin ich mit einer guten Intention in die Gruppe gestartet und was soll ich sagen, es läuft immer gleich ab. Es gibt Menschen in Chatgruppen, die dominieren das Gespräch und reagieren auf jede Nachricht. Dann gibt es stille Leser, die sich nicht am Gespräch beteiligen und dann Menschen, die sporadisch antworten. Eigentlich kann man den Prozess mit der Gruppenbildung im echten Leben vergleichen. Doch Chatgruppen haben eine Sache an sich, die immer passiert. Sie werden inaktiv. Was aus einem schönen Grund begann und in lebhafte Konversation führt, endet in Passivität. Ich meine eigentlich ist der Grundgedanke, Menschen zusammenzubringen, ein schöner Gedanke. Die meisten Gruppen werden aber auf der Grundlage gebildet, dass alle nur einen einzigen Menschen kennen. Das ist quasi der Kontaktmensch.

Nehmen wir das Beispiel einer Geburtstagsparty. Alle eingeladenen Personen kennen den Gastgeber (meistens haha!). Der Gastgeber postet die wichtigsten Infos. Einzelne Personen ziehen sich in der Gruppe auf und am Partytag wird die Gruppe für ,,Wo muss ich nochmal hin?"- Fragen genutzt. Hin und wieder hört man Sprachnachrichten von betrunkenen Gästen. Dann am Tag nach der Party wird sich für die Party bedankt, Fotos werden ausgetauscht und Pläne für das nächste Jahr werden geschmiedet. Das war es dann. Du kannst die Gruppe von deinem Handy löschen. Ich bin tatsächlich jemand, der schnell aus Gruppen rausgeht, einfach, weil mich die Konversation nervt. Es sind so viele unnötige Nachrichten dabei. Somit hätten wir schon einmal die Partygruppen abgehakt.

Wie schaut es aber nun mit Gruppen aus, in denen man sich austauschen möchte und die Chance besteht, dass man sich gegenseitig inspirieren kann? Diese Gruppen bestehen ja aus einer ganz anderen Basis und verfolgt ein ganz anderes Ziel. Meiner Erfahrung nach, läuft diese Art an Konversation zwar länger ab, endet aber ebenso im Nirvana. Es werden Nachrichten ausgetauscht, bis ein Tag X kommt und Nachrichten sporadisch geschrieben werden und von allen anderen ignoriert werden. Kann man also sagen, dass Gruppen einfach zum Scheitern verurteilt sind? Das würde ich nicht direkt unterschreiben, sondern eher so formulieren, dass man keine großen Erwartungen an Gruppen haben darf. Außerdem denke ich, dass diese Konversationsmöglichkeit feste Regeln braucht.

Zuerst einmal sollte die Intention für jeden Teilnehmer klar sein. Außerdem sollte man als Regel einführen, dass Schwafeln verboten ist. Wenn jemand etwas mit der Gruppe teilt, dann sollte es eine Relevanz aufweisen und jedem Mitglied nützen, ansonsten kann man auch privat chatten.

Ich würde zum Beispiel Gruppen begrüßen, wo man Artikel miteinander teilt oder wichtige Infos zu Themen, die jeden Gruppenteilnehmer interessiert. Quasi eine Gruppe der Inspiration. Ein großes Problem der Gruppen ist für mich, die vielen Nachrichten, die auf einmal kommen. Wenn ich sehe, dass ich insgesamt 40 Nachrichten verpasst habe, habe ich selten die Motivation alle Nachrichten in einer Gruppe nachzulesen und genau da liegt das Problem. Die Kommunikation vervielfältigt sich und man verliert erstens die Übersicht und zweitens ist es einfach so viel auf einmal, wenn man berücksichtigt, dass man auch so viele private Nachrichten bekommt.

Halten wir also fest: Mit etwas Moderation und klaren Regeln kann eine Gruppe durchaus funktionieren. Ich würde jeder neuen Gruppe zumindest die Chance dafür geben, auch wenn ich immer noch großer Feind dieser Spamgruppen bleibe, wo selbst ein ,,Okay" als neue Nachricht angezeigt wird.

Ist das noch Kommunikation?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt