Chapter 6

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Die Dunkelheit lies mich erst wieder los, als ein lauter Schrei aus Tonys Rüstung kam. Der Boden kam immer näher, mit einem lauten Knall, klatschte Tony mit der Seite auf den Asphalt, dabei holte nicht nur sein Anzug sich einige Dellen, auch ich schrie schmerzerfüllt auf, als die nasse Straße mir unter meinem Mantel einige Verbrennungen zufügte. Kurz darauf bekam ich nur noch einen Zweig nach dem anderen ins Gesicht, doch ich konnte mich von Tony nicht lösen, da ich mich ja mit meinem Gürtel an ihm festgebunden hatte, weshalb wir holprig durch den Wald stürzten, einer lauter schreiend als der andere, bis wir schlussendlich im kalten Schnee ankamen und von dem weißen Pulver gebremst wurden.

Innerhalb von wenigen Sekunden löste ich den Knoten und rollte kraftlos von Tonys Rücken runter. Auch dieser warf sich um, damit sein Anzug sich öffnen konnte und das Blutverschmierte Gesicht meines besten Freundes kam unter dem Visier zum Vorschein. „Es schneit..., oder ? Sind wir nach Norden geflogen ?", ich konnte nur J.A.R.V.I.S. irgendwas antworten hören, während ich weiterhin versuchte meine Atmung ein wenig zu regulieren und gedanklich überprüfte welche meiner Gliedmaßen nicht schmerzten. Das Resultat: Keines. Mir tat alles weh was einem Menschen wehtuen konnte.

Erschöpft rieb ich mir über mein Gesicht. Angestrengt befahl Tony seinem Anzug sich zu öffnen und setzte sich auf. Keuchend sah er zu mir. „Du siehst beschissen aus."; brummte er. „Wenn du dich sehen könntest würdest du sagen, dass ich wunderschön bin.", leicht grinse ich. „Ist das kalt....", zischte er. Zitternd sah ich zu ihm. „Dann frag mich mal. Ich hing die ganze Zeit auf dir drauf und hab davor ohne Eisenrüstung noch ein Bad im Meer gemacht.", tatsächlich fühlte ich mich überaus unterkühlt. Besorgt musterte Tony mich und griff nach meinem Handgelenk. „Du musst dich ganz schnell aufwärmen.", zitternd nickte ich. An seinem Gesicht erkannte ich, dass er sich wirklich sorgen machte und ein kleines Niesen meinerseits bestätigte das ganze.

„Vielleicht kann der Anzug dich wärmen ?", schlug er schnell vor und kletterte aus dem Anzug. „J.A.R.V.I.S. ?" „Ich glaube, dass ich mich ausschlafen sollte, Sir.", gegen Ende wurde die elektronische Stimme immer leiser und keine Reaktion kam mehr von Tonys Rüstung. Verzweifelt sah er mich an. „Alles... Alles gut Tony, ich pack das schon.", bibberte ich und wickelte meinen Mantel eng um mich.

Das Genie vor mir raufte sich gestresst die Haare. Schnell rutschte er zu mir rüber und drückte mich an sich. Mit einem wohligen Seufzen genoss ich die Wärme, die von ihm ausging und lehnte mich an ihn. Währenddessen sah Tony sich um. Vorsichtig rieb er über meine Arme, leise zischte ich, als er über die Brandwunden rubbelte, die ich beim Sturz erhalten hatte, doch das regte meine Durchblutung nur noch mehr an. Trotzdem Biel das Gefühl der Kälte.


„Ich habs.", damit stand er auf und riss zwei Platten an den Schulterblättern des Anzugs ab. Er zog lange Kabel hervor und hing sie sich wie einen Rucksack um. „Komm her.", er hielt einen Arm offen. Zitternd stand ich auf und lehnte mich an ihn. Unter Anstrengung versuchte er vorwärts zu kommen. Auch er zitterte am ganzen Leib, immer weiter kämpften wir uns schwer voran, hin und wieder knickten meine Beine weg, doch jedes Mal zog er mich wieder hoch und stützte mich weiter.

„Da vorne, da ist was !", rief Tony erschöpft. Schwach sah ich auf und konnte in der Ferne die Lichter einer Tankstelle erkennen. „Los, noch die paar Meter.", versuchte Tony mich zu motivieren und tatsächlich klappte es. Zitternd brach ich auf den nassen Steinfließen vor dem Gebäude zusammen. Tony rannte zur Tür hinüber und rüttelte daran. Nichts rührte sich. Es war geschlossen und wie eine Tankstelle sah es nun auch nicht mehr aus. Frustriert trat er gegen die Gefriertruhe die neben dem Eingang stand und wohl das letzte war, das uns helfen konnte.

Während ich mich erschöpft an eine halbhohe Mauer lehnte und meine Beine an meinen kalten Körper presste und durch reibende Bewegungen versuchte ihnen noch einen Hauch von Wärme zu schenken, rannte Tony nun zu einer Holzfigur, die einen Poncho trug. Diesen riss er der Statue vom Leib und hängte ihn über mich. „Danke.", brachte ich zitternd hervor. „Deine Lippen sind ganz blau...", murmelte er besorgt. „Alles gut Tony, du hast dein bestes gegeben."; versuchte ich ihn aufzumuntern. Kopfschüttelnd sah er sich wieder um.

„Es tut mir so leid Felicity, ich hätte dich da nicht mit reinziehen dürfen." „Ich hab mich ja an dir festgehalten, es ist alles gut Tony.", doch meine Worte schienen ihn kein bisschen zu beruhigen. „Eine Telefonzelle !", rief er erfreut aus und deutete darauf. „Hast du Kleingeld ?", vorsichtig nickte ich, unfähig mich wirklich zu rühren. Schnell kramte er in meiner Manteltasche danach und fand ein paar Münzen. Ehe ich mich versah, hob er mich hoch und quetschte sich mit mir in die kleine Zelle. Er schmiss das Geld ein und wählte eine Nummer, ehe er sich neben mir am kalten Boden niederließ. Mit der wenigen Kraft, die ich noch hatte, zog ich den Poncho auch über ihn und schmiegte mich wärmesuchend an ihn.

Einen Arm um mich legend begann er zu sprechen. „Pepper ich bins... Ich muss mich für vieles entschuldigen und hab wenig Zeit dafür, also erstmal.... entschuldige, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Das war egoistisch und kommt nie wieder vor. Außerdem ist Weihnachten und der Hass ist zu groß. Verstanden ? Tschuldige... Und entschuldige im Voraus, dass ich noch nicht nachhause kommen kann. Ich muss diesen Kerl finden, bring dich in Sicherheit, so viel ist klar. Felicity ist bei mir und...", kurz sah er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu mir. „Wir haben einem Holzindiander den Poncho geklaut. Vielleicht klingt das zu pessimistisch, aber wir wissen nicht wie weit wir kommen. Um ehrlich zu sein... Felicity erfriert in meinen Armen und ich kann nichts dagegen tun." „Tony ich...", schnell schaut er mich an und drückt mich noch etwas mehr an sich. „Mir tut alles so leid, Pepper. Ich wünschte ich könnte die Uhr um ein paar Stunden zurückdrehen und auf Felicity hören, aber das kann ich nicht. Sobald ich kann, werde ich mich wieder bei der Melden... bitte verzeih mir.", das regelmäßige Tuten, welches das Ende des Anrufes bestätigt, ertönt und vorsichtig schlinge ich meine Arme um Tony.

Einige Minuten sitzen wir noch eng nebeneinander in der Telefonzelle in der Hoffnung, dass mein Körper sich soweit aufwärmt, dass ich mich mehr bewegen kann, doch wir fangen beide immer mehr an zu Zittern und die Kälte zerfrisst unsere Glieder. Mit all seiner Willensstärke, nimmt Tony mich Huckgepack, dass wir noch gemeinsam in den Poncho passen, hängt sich die Kabel vom Anzug um und läuft entschlossen weiter.

Nur noch verschwommen bekomme ich mit, wie Tony zitternd von einigen nährkommenden Lichtern erzählt, wie er eine Tür zu einem Gebäude aufbricht und wie er mich schlussendlich anschreit nicht die Augen zu schließen, doch der drang ist zu groß und erneut umgibt mich die Dunkelheit, aber diesmal in angenehmer Wärme. 

Narcissist - In einem Jahr zum Narzisst [Loki FF] [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt