Chapter 10

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„Also was das Thema unauffällig angeht hast du irgendwas nicht verstanden.", murmle ich leise neben Tony, der eine Heckenschere oder einen Bolzenschneider aus dem Regal nimmt, jedenfalls irgendwas, das wie ne Zange aussieht. Ich selbst trage den dunkelgrünen Wollpullover, der wahrscheinlich Harleys Mutter gehört und die Jeans. Die einzige Waffe, die ich bei mir habe, habe ich gut in meinem Stiefel versteckt, den Rest habe ich im Auto gelassen, doch Tony trägt eine Basecap, darüber eine schwarze Jacke, die Kapuze auch nochmal über die Kappe gezogen und eine gottverdammte Sonnenbrille. Ist ja nicht so, als wären wir mitten in der Nacht im tiefsten Winter in den einzigen offenen Baumarkt gerannt. Wieso auch immer der um diese Uhrzeit auf hatte.

„Du siehst aus wie der Ladendieb vom Dienst.", zischte ich. „Und bei dir sieht man zu viel vom Gesicht, wer weis, vielleicht kennt dich irgendwer aus den Nachrichten ?", brummte Tony nur. „Mich kennt niemand, der einzige der mich kannte war Gary und der hat sich vermutlich jeden noch so kleinen Bericht durchgelesen.", zustimmend nickte Tony nun und verschwand im nächsten Gang. Fluchend lief ich ihm nach, immer musste man auf ihn aufpassen.

Irgendwann schickte er mich sogar los eine weitere Karre zu holen und seufzend sah ich zu wie er beide bis oben hin füllte und auf das Band der Kassiererin packte. Entschuldigend sah ich sie an, doch der Großeinkauf schien sie überhaupt nicht zu stören.... Täte es mich auch nicht, wenn ich dadurch mein Gehalt bekäme....

Mit all unseren Tetrisfähigkeiten, schafften wir es den ganzen Kram irgendwie zu schichten, dass alles in das Auto passte und suchten uns das nächstbeste Motel. Noch immer verstand ich nicht genau, was Tony damit basteln wollte, doch ich folgte seinen Anweisungen, bis ich auf dem zerrupften Sessel einschlief.

„Felicityyyyyyyyyy.", verschlafen machte ich die Augen auf und sah in das Gesicht von Tony. Müde reckte ich meine Glieder. Anscheinen hatte Tony mich gestern Abend noch auf das Bett gelegt und mich zugedeckt. Man konnte schon die ersten Vögel zwitschern hören, doch noch kein Sonnenstrahl erhellte unser kleines Zimmer. „Wir gehen jetzt den Mandarin in den Arsch treten."; er grinste und hielt mir eine Plastiktüte vor die Nase. „Das hab ich für dich gemacht.", neugierig setzte ich mich auf und blickte in die Tüte. Tony hatte es doch tatsächlich fertiggebracht aus ein paar Baumarktutensilien einen funktionstüchtigen Bogen herzustellen, als auch ein Paar Pfeile, die er aus irgendwelchen Spießen aus der Gartenabteilung zusammengebastelt hatte.

„Uhhhh das wird lustig.", ich grinste. Auch Tony schmunzelte. Schnell machten wir uns fertig und schwangen uns wieder in das Auto. Erneut fuhr ich, damit Tony die Fahrt über schlafen konnte. An der nächsten Tankstelle besorgte ich uns ein Sandwich und tankte das Auto neu auf, dann ging die Fahrt weiter. So langsam begann auch die Sonne am Himmel hinauf zu klettern.

„Tony ?" „Mhm ?", müde sah er mich an. Gedankenverloren klopfte ich auf dem Lenkrad rum und wechselte die Spur. „Danke." „Für was das denn jetzt ?" „Jeder andere hätte mich im Schnee zurück gelassen.", murmelte ich. Kurz sah er aus dem Fenster ehe er mich wieder ansah. „Wir sind Superheldenkollegen. Zudem wäre ich ohne dich nicht so weit gekommen.", freundlich lächelte er. „Bisher war ich dir aber keine große Hilfe. Die meiste Zeit wusste ich nicht mal was genau du vorhast...." „Ich bin einfach ein Mysterium und jetzt mach dir keinen Kopf, bald sind wir wieder daheim und ärgern gemeinsam die anderen.", leise kichere ich und lehne mich zurück. „Du bist und bleibst einfach unverbesserlich." „Das will ich auch hoffen, denn ich bin einfach Perfekt.", selbstsicher sah er mich an. Kopfschüttelnd bog ich ab und brachte uns zu unserem Ziel.

„Den Rest laufen wir, nehm das mit.", er warf mir meinen Umhang zu. „Danke.", schnell zog ich mir den dicken Pullover aus, darunter trug ich noch mein T-Shirt. Dann stiegen wir aus. Mit einem Minifernglas zum Vögel beobachten, erspähte ich die Wachmänner. In Windeseile kletterte ich den Baum runter und gab Tony ein Handzeichen. Er folgte mir und hintereinander sprangen wir unbeobachtet über eine steinerne Mauer. Hinter Tony schlich ich eine bemaste Treppe rauf. Mit einer leichten Handbewegung wies er mich an stehen zu bleiben und lugte um die Ecke. Man konnte einen der Anzugträger entdecken. Kurz drehte er sich zu mir um. Mit seinem Zeigefinger deutete er erst auf sich und dann auf den unteren Wachmann, dann zeigte er auf mich und auf den Oberen.

Narcissist - In einem Jahr zum Narzisst [Loki FF] [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt