3.Riechen

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Die Düfte stürmen auf mich ein. Ich muss anhalten, um alles auf mich wirken zu lassen. Zu viele Eindrücke.
Tief ein- und ausatmen! Ich nehme jeden Geruch einzeln war. Von draußen kommt der Duft der Kälte und des Winters mit dem Duft von Weihnachten, also dem Geruch von Glühwein, Orangen und kalten Abenden am warmen Kamin, an welchen eine eisige Brise hereingeweht wird.
Es fängt an, warm zu riechen. Die Tür ist zugefallen. Jemand kommt auf mich zu, ich höre die Schritte. Die Stimme einer alten Frau lädt mich zum Nähertreten ein. Sie riecht nach Geborgenheit und Heimeligkeit. Nach Zuhause. Ich fühle mich sofort wohl. Ich trete zum ersten Regal. Es riecht nach Kräutern. Ich nehme Oregano, Thymian und Basilikum war. Ich laufe das Regal ab, rieche Anis hier, Baldrian dort. Auch Brennnesseln, Kamille, Fenchel und Kümmel sind zu finden.
Das nächste Regal ist dran. Hier befinden sich Lavendel, Pfefferminze, Melisse, Zitronengras, Johannisbeere und andere Beeren in frischem oder getrocknetem Zustand. Als Original oder als Fläschchen mit dem Extrakt. Weiter geht es zu diversem Obst. Dann kommen wieder Pflanzen. So arbeite ich mich durch den ganzen Laden. Langsam. Mal rieche ich eine Sommerwiese, mal einen Wintermorgen, mal einen Herbstabend, mal eine Frühlingsnacht. Bis ich stehen bleibe. Jetzt rieche ich Sonne, Strand und Meer. Ich rieche die Brise, rieche die Möwen, den Fisch. Ich rieche die Brandung, die Felsen. Zumindest das, was ich mir dahinter vorstelle, denn ich bin seit meiner Geburt blind. Ich erinnere mich an den letzten Urlaub und entscheide mich für diesen Duft. So soll meine kleine Großstadt - Wohnung riechen. Ich bezahle bei der, nach Gemütlichkeit riechenden, alten Dame und trete raus in den, nach Eis riechenden, Wind. Ich rieche die Schneeflocken, bevor ich sie auf der Zunge schmecke. Auf geht's in meine, nach Umzug riechende, Wohnung.

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