9. Die Tragödie

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Das ist ein Ding der Unmöglichkeit!
Es kann nicht passiert sein. Die Sonne scheint hell und kein Wölkchen hat sich ihr in den Weg gestellt. Es gibt keinen Wind, weshalb auch keine Blätter rascheln. Keine Möglichkeit, von etwas geblendet zu werden. Keine Chance auf Ablenkung. Nicht genug Zeit für ein Geschehnis. Nicht genug Platz dafür in meinem Leben.
Ich bin fassungslos, erstarrt vor Ungläubigkeit. Plötzlich bricht die Welt zusammen. Wolken türmen sich am Himmel und es beginnt in Strömen zu regnen. Zwischen den Blitzen gibt es fast keinen Abstand und der Donner ist zu einem dröhnenden Orchester zusammengeflossen. Die Erde bebt und es bilden sich Risse im Boden. Alles, was klein und nicht besonders fest verankert ist, etwa ein Laternenpfahl oder ein Mülleimer, fällt in die Erdspalten. Der Regen überschwemmt die Straße und reißt den Abfall dieser Welt mit. Der Wind ist so stark, dass er mich umweht.
Oder bin ich selbst umgefallen? Haben meine Knie nachgegeben? Mich nicht mehr halten können? Vielleicht ist dieser Körper meine Seele und ihre Last leid.
Nun sitze ich erstarrt. Höre dem Weltuntergang in meinem Kopf zu. Draußen scheint immer noch die Sonne. Kein Wölkchen. Kein Wind. Sehr unpassendes Wetter für eine Tragödie. Das Handy, welches ich in der Hand hielt, fällt auf den Boden. Die Stimme, welche mir mitteilte, dass meine Welt untergegangen ist, fragt, ob ich denn noch anwesend sei. Ich habe keine Kraft ihr zu antworten. Ich sitze auf dem Bürgersteig einer befahrenen Straße. Fußgänger laufen um mich herum. Und doch bin ich mutterseelenallein.  Meine Welt existiert nicht mehr.

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