"Was siehst du?"
"Ich sehe ein Mädchen mit blonden Haaren und braunen Augen. Sie trägt einen grauen Pullover von Adidas, eine ziemlich enge, hellblaue Jeans und weiße Sneaker."
"Was siehst du?"
"Sie ist stark geschminkt, ihre Haare sind unnatürlich blond, wahrscheinlich blondiert. Sie sieht nicht echt aus."
"Kennst du solche Fotos?"
"Ja."
"Woher?"
"Instagram ist voll davon."
"Was siehst du?"
"Selbstdarstellung. Mädchen, die sich in sozialen Netzwerken selbstdarstellen."
"Was siehst du?"
"Das Suchen von Bestätigung im Netz."
"Warum?"
"Kein Selbstbewusstsein. Wie bei dem Jungen. Die Angst, in der Gesellschaft unterzugehen. Das Mädchen nimmt nicht wie er Drogen, sondern sie sucht sich ihr Selbstbewusstsein durch Likes. Sie bedenkt nicht, dass Social Media die Menschen kaputt macht. Sie vergleicht sich permanent mit Anderen. Etwas, was statistisch sichtbare Schäden in unserer Gesellschaft anrichtet."
"Was siehst du?"
"Ein Produkt unserer Gesellschaft."
"Was siehst du?"
"Die Angst, unterzugehen. Ich sehe ein anderes verbreitetes Phänomen zum Selbstbewusstsein generieren. In beiden Phänomenen macht uns unsere Gesellschaft kaputt, ohne, dass wir es merken."
"Was siehst du?"
"Ein Mädchen, das versucht, wie bestimmte Schönheitsideale auszusehen. Darum die blondierten Haare und die Schminke. Ein Opfer der Konsumgesellschaft."
"Was siehst du?"
"Eine Welt, in der Milliarden Frauen um jeden Preis so aussehen wollen wie zehn bestimmte Supermodels."
"Was siehst du?"
"Eine Gesellschaft, die uns vorschreibt, was schön und was hässlich ist. In der wir untergehen, weil wir niemals so aussehen werden wie das Schönheitsideal, weil niemand perfekt ist. Eine Gesellschaft, in der junge Mädchen so verblendet sind, dass sie das nicht verstehen."
"Möchtest du hübsch sein?"
"Jeder möchte hübsch sein."
"Merkst du was?"
"Jeder ist Opfer dieser Schönheitsideale, weil wir alle Opfer der Gesellschaft sind."
"Was siehst du?"
"Ein ziemlich trauriges, verzweifeltes Abbild unserer Gesellschaft."
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Verblendete Welt.
Thơ ca"Was siehst du?" "Eine Gesellschaft, die rennt und rennt, vor sich selbst, weil sie sich selbst kaputtmacht und nicht ausbrechen kann."