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"Was siehst du?"

"Ich sehe ein Kleinkind an einem Tablet. Ich sehe die Verdummung der Menschheit durch Medien."

"Was siehst du?"

"Ich sehe Handys, Tablets, Computer und Fernseher. Ich sehe Menschen stundenlang auf Handys rumdaddeln. Ich sehe Menschen in ihr Handy fallen und nicht mehr auftauchen, sehe sie darin versinken, sich in diese virtuelle Realität flüchten. Ich sehe krankhaftes Produzieren von Unterhaltung und Entertainment, ich sehe ein Überprogramm an Videos, Filmen, Serien. Ich sehe eine Endlosschleife, ein YouTube-Feed, was unendlich lang wäre, wenn man immer weiterscrollen würde. Es würde niemals enden."

"Was siehst du?"

"Ich sehe unauthentische Menschen und Influencer, die die Vorbilder von ganzen Generationen werden und Werte vermitteln, die so ekelhaft, abartig und krank sind, ich sehe die Menschen, wie sie verstrahlt werden von dieser ekelhaften Welt. Ich sehe krankhaften Konsum von menschenunwürdigem RTL2 Kontent von schlauen Menschen. Ich sehe die klügsten Menschen der Nation "Bauer sucht Frau" oder "Germany's Next Topmodel" gucken. Ich sehe ein Niveau im Fernsehen, dass so krankhaft ist. So krankhaft, dass man sich anschaut, wie dumm andere Menschen sind bzw. wie andere Menschen extra dumm dargestellt werden zur Belustigung, zur Unterhaltung. Ich sehe die primitivste Art der Unterhaltung, die es jemals gab. Es gibt keinen Anspruch mehr, keinen Anspruch an die Unterhaltung, weil wir einfach nur etwas haben wollen, wo wir uns besser fühlen können, weil unser Selbstbewusstsein so niedrig ist, dass wir uns an noch dümmeren Menschen aufgeilen statt uns mit uns selbst auseinanderzusetzen."

"Was siehst du?"

"Da sind 5 Minuten Film, dann 20 Minuten Werbung. Ich sitze vor dem Fernsehr und fühle mich wie in einem Tunnel. Ich sitze dort und starre in die Verblödung, starre in den Fernsehr, der mittlerweile nicht mal mehr zur Unterhaltung dient, sondern nichts mehr ist, als ein kapitalistisches Mittel zum Zweck, zum Leute verblöden und zum Konsum drängen. Und ich sehe niemanden, der sich dagegen wehrt."

"Was siehst du?"

"Ich sehe mich selbst versuchen, mein Handy wegzulegen. Manchmal schaffe ich es für ein, zwei Wochen, mein Handy wegzulegen, Musik zu machen, was zu malen, was vernünftiges zu tun. Aber es kommt immer irgendwann der Punkt, an dem ich zurückfalle in diese endlose Welt, in diese Welt voller Maßlosigkeit. Wer sich in seinem Handy verliert, verliert sich in einem unendlichen Universum zwischen Thumbnails, Clickbaiting und Werbung. Man hat es geschafft, uns systematisch abhängig zu machen."

"Was siehst du?"

"Ich sehe ein Kind an einem Tablet, es ist vielleicht 2 und kann bestimmt gerade erst laufen. Ich sehe Eltern, die so unglaublich verstrahlt sind, dass sie sich nicht um ihr Kind kümmern, weil es ihnen zu anstrengend ist und es mit 2 Jahren dem Internet aussetzen. Ich sehe kein Spielen, kein Lachen, ich sehe Verdummung, die reinste Verblödung. Was soll denn bitte aus einem Kind werden, was nichts gelernt hat, ausser auf dem Handy rumzudaddeln und Werbung anzuschauen?"

"Was siehst du?"

"Ich sehe eine ziemlich traurige Welt, in der die Leute nicht den Himmel anschauen, sondern auf einer 14x7cm Glasscheibe ihre Tage, ihr Leben verbringen und nichts aktives dazu beizutragen ausser vielleicht den ein oder anderen Kommentar oder Like. Ich sehe all diese Informationen, die sich dahinter verbergen von Großkonzernen gefangen, gespeichert und ausgewertet werden, sehe sie Menschen aufdröseln, sie leisten vermutlich hochpsychologische Arbeit. Aber ich sehe sie Menschen zu Produkten machen, ich sehe sie meine Persönlichkeit an Unternehmen verkaufen, zu Marktvorteilen, zu kapitalistischen Zwecken."

"Was siehst du?"

"Da sind so unvorstellbar viele Daten über mich im Netz. Das Internet weiß mehr über mich, als ich selbst. Ist das nicht krank?"

"Ist es. Was siehst du?"

"Ich sehe Milliarden von Menschen, die behaupten, es sei ihnen egal, weil sie haben ja nichts zu verbergen. Diese Aussage verfehlt aber völlig die Problematik dahiner. Es geht nämlich nicht darum, wer was zu verbergen hat. Es geht darum, dass man uns wie Produkte behandelt, dass man mich und meine Persönlichkeit verhandelt, versteigert, in Geld umwandelt, nur -, um das nochmal zu betonen- nur, um mich am Ende so haargenau und perfekt zu kennen, dass ich auf bestimmte Marktstrategien reinfalle, dass ich in den Wahn des Konsums falle und kaufe und kaufe, bis ich nicht mehr aufhören kann."

"Was siehst du?"

"Ich sehe eine Welt, die auf Likes basiert. Du kannst etwas gut oder schlecht finden. Daumen hoch oder Daumen runter. Eine Welt, die keinen Platz für Differenzierung lässt, kein Platz für sachliche Kritik, weil entweder man findet es "übertrieben gut" oder "übertrieben scheiße." Da ist keine Reflexion, da ist ein primitives Liken und Disliken ohne Differenzierung, weil das wäre zu anstrengend, dann würde man sich nicht so viel damit auseinandersetzen. Das System ist schön einfach, dann muss man nicht viel nachdenken und kann einfach weiter scrollen."

"Was siehst du?"

"Ich sehe Menschen, die sterben, weil sie nicht auf die Straße gucken, sondern auf ihr Handy. Das ist das lächerlichste, was ich je gehört habe. Diese Menschen sind einfach so tief in ihrem Display versunken, dass sie daran sterben, weil sie so verblendet und verstrahlt sind. Was ist das für eine Welt?"

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"Was siehst du?"

"Ich sehe Wattpad all das, was diese Geschichte über mich aussagt und im Grunde all das, was ich hier gerade teile, alles, was ich in den letzten Monaten gelernt habe, ich sehe sie das alles an Konzerne und Unternehmen weitergeben, wie sie mich vermarkten wie ein Produkt. Und ich sehe mich, wie ich es verdränge und ignoriere, weil wir alle gleich verstrahlt sind. Aber was soll's, vielleicht gibt es ja Mengenrabatt."

Verblendete Welt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt