friend (boyxboy) || DE

Kapitel 6

Wenn schon beim kleinsten Streit dein Herz wehtut,dann ist es die wichtigste Person in deinem Leben.

Nicks Eltern sahen den Knutschfleck tatsächlich nicht, obwohl Nick dann doch keinen Abdeckstift benutzt hatte, da er sofort in seinem Zimmer verschwand. Aber Finley sah ihn, als er zu Nick kam und diesen zur Begrüßung durchkitzelte.

„Was hast du da am Hals?", wollte Finley, naiv wie er war, sofort wissen, „hat dich jemand geschlagen?"

„Was? Wo?", zugegeben, Nick stand in diesem Moment auf dem Schlauch und so stupste Finley den Knutschfleck an, den Carter ihm hinterlassen hatte.

„Das hier am Hals", erklärte Finley und verdrehte gutmütig die Augen, als wäre Nick der langsamste Mensch auf dem Planeten, „Das sieht aus wie ein blauer Fleck."

„Nein, mich hat keiner geschlagen", grinste Nick belustigt, „das ist nur ein Knutschfleck."
„Ein was?", fragte Finley sofort nach, „woher hast du das? Das sieht so aus, als würde es wirklich wehtun."

„Nein, das tut nicht wirklich weh", unwillkürlich fasste Nick selbst an den Knutschfleck und Erinnerungen an die vergangene Nacht durchfluteten sein Gehirn, „nicht, wenn man ihn in Ruhe lässt."

„Aber woher hast du das?", wiederholte Finley hartnäckig, „ich hatte noch nie sowas."

Nick musste schmunzeln.

„Lange Geschichte."

Er ließ sich rücklings auf sein Bett sinken und sah zur Decke. Finley legte sich neben ihn und sah ebenfalls nach oben, konnte jedoch nur für einige Sekunden schweigen. Dann drehte er sich auf die Seite zu Nick und beäugte interessiert den Knutschfleck.
„Erzählst du mir davon?", bat er, „ich verrate es auch niemandem weiter, wenn es ein Geheimnis ist. Nicht mal Mama, versprochen."

Nick wusste, dass das eine glatte Lüge war. Finley meinte es ja nicht böse, aber er konnte nun einmal keine Geheimnisse für sich behalten und nicht wirklich gut schwindeln. Wenn Abigail zufällig eine Bemerkung machte – oder Finley einfach vergaß, dass er die Information geheim halten sollte – konnte es gut passieren, dass er seiner Mutter davon erzählte.

Nick hatte da schon einige lustige und peinliche Situationen miterlebt, bei denen seine Geheimnisse an die Mutter seines besten Freundes weitergetragen worden waren. Und noch immer wurden seine Wangen glühend rot, wenn er sich daran erinnerte, wie vor einigen Jahren Finley und er sich über Masturbation unterhalten hatten – und Finley daraufhin seiner Mutter erzählt hatte, dass Nick masturbierte.

Abigail konnte sich das sicherlich denken, aber es war etwas anderes, es erzählt zu bekommen. Nick hätte im Erdboden versinken können, immerhin war er dabei gewesen.

Dennoch hätte Nick Finley alles anvertraut – alles, nur das nicht.

Es war Nick zum einen unangenehm, zum anderen wollte er auf keinen Fall, dass irgendein Erwachsener das mitbekam. Bis vor 24 Stunden wusste er ja nicht einmal, dass er Jungs attraktiv fand und er war definitiv nicht bereit, sich vor jemandem zu outen.

Nur vor Finley wäre es noch das Geringste Problem gewesen, doch Finley konnte so etwas einfach nicht für sich behalten.

„Komm schon", bettelte der blonde junge Mann, als Nick mehrere Sekunden lang nichts sagte, „bitte Nick. Bitte. Ich sage es wirklich niemandem."

Nick seufzte, ohne seinen Kopf zu Finley zu drehen.

„Tut mir leid, Finley, vielleicht später."

„Ach manno", Finley verstummte und Nick schloss, übermüdet von der letzte Nacht, seine Augen. Er erwartete, dass Finley noch etwas sagen würde, doch es blieb still. Dann spürte Nick, wie Finley sich neben ihm bewegte und schließlich vom Bett aufstand. Wahrscheinlich ging der Ältere jetzt nach unten. Nick Aufgabe wäre es jetzt eigentlich gewesen, nach seinem besten Freund zu rufen, sich zu entschuldigen und ihm dann doch alle zu erzählen, doch diesbezüglich fühlte er sich wirklich nicht bereit. Er hörte die Schritte von Finley auf der Treppe und seufzte leise.

Als er schon fast weggedöst war, senkte sich plötzlich die Matratze neben Nick und jemand stupste erneut auf den Knutschfleck an seinem Hals.

„Ich weiß jetzt, was das ist", verkündete Finley, „und woher man so einen Knutschfleck kriegt."

„Aha", brummte Nick freundlich, ohne die Augen zu öffnen.

„Ja, das kriegt man nämlich beim Küssen", Finley legte sich zufrieden neben Nick, „und Küssen macht man beim Sex. Also hattest du Sex."
Nick nickte nur.

„Wahrscheinlich... woher weißt du, wann man einen Knutschfleck kriegt?"

„Ich hab deine Mama gefragt", gab Finley unbeschwert zu, „und dann wollte sie wissen, woher du deinen Knutschfleck hast."

„Boah Finley!", augenblicklich war Nick hellwach. Er setzte sich auf und funkelte seinen besten Freund wütend an, „Was sollte das?!"

Finley sah schuldbewusst nach unten.

„Ich wusste ja nicht, dass das geheim ist", verteidigte er sich, „und man sieht den doch sowieso."