Kapitel 5

91 8 0
                                    

Freunde sind übrigens die, die bleiben,
wenn man eine Zeit nicht wie gewohnt funktioniert.

Nick hatte mit Carter Jameson geschlafen. Sein erstes Mal hatte Nick mit einem Jungen gehabt und nicht – wie er es immer gedacht hatte – mit einem Mädchen, mit dem er außerdem zusammen war. Und er war auch noch unten gewesen.

Es war einfach irgendwie passiert, auf dieser Party. Sie hatten Wahrheit oder Pflicht gespielt und Nick und Carter hatten sich küssen müssen. Und danach hatten sie sich immer wieder unauffällig Blicke zugeworfen und gegen halb zwei, als die Party in vollem Gange war und niemand mehr wusste, wer zu wem gehörte und er wer war, weil es so dunkel war, da hatte Carter nach oben gebracht, in sein Zimmer. Sie waren übereinander hergefallen wie zwei hungernde Raubtiere und Nick hatte sich so gutgefühlt, es war unreal gewesen.

Carter war leicht angetrunken gewesen, doch nur insofern, dass er ein wenig lauter als sonst war und Nick hatte den ganzen Abend über kein einziges Glas Alkohol angerührt, weil er noch Auto fahren musste – oder es zumindest vorhatte, denn letztendlich wachte er um viertel nach elf in den Armen von Carter auf.

Nick zuckte heftig zusammen und schoss in die Senkrechte, als ihm einfiel, was gestern Nacht geschehen war und auch Carter setzte sich hastig auf, geweckt durch Nicks plötzliche Bewegungen. Eine Weile starrten sich die beiden Jungen einfach nur an.

„So besoffen waren wir gestern Nacht doch gar nicht", meinte Carter dann und grinste Nick an, „hat es dir denn wenigstens gefallen?"

Nick nickte, er war plötzlich ziemlich schüchtern geworden.

„Das bleibt aber bitte unter uns", bat er, „als ‚Schwuchtel' macht man sich an unserer Schule nicht sehr gut."

„Wem sagst du das?", seufzte Carter, kroch aus dem Bett und entblößte dabei seinen unbekleideten Körper, „ich bin seit drei Jahren im Closet. War nicht immer einfach, aber naja. Ich denke, mit dieser Information sind wir quitt und sollten nicht riskieren, uns zu verraten."

„Du bist schwul?", rutschte es Nick heraus, „das ist mir nie aufgefallen. Du hattest doch so viele Mädchen."

„Ich bin gut darin, mich zu verstecken", Carter zuckte mit den Schultern, „und Analsex fühlt sich zwar schon anders als Sex mit 'nem Mädchen, aber wenn man sich vorstellt, es wäre ein Kerl, kommt man auch zum Orgasmus."
„Lifehacks mit Carter Jameson", schmunzelte Nick und bewegte sich langsam auf den Bettrand zu, „Alter, brennt einem hinterher immer so das Arschloch?"

„Eincremen hilft", erwiderte Carter nur, „und ansonsten sag, du bist umgeknickt, das glauben mir auch immer alle."

Nick warf Carter ein kurzes Lächeln zu, dann schlüpfte er in seine Klamotten von gestern.

„Wie...", begann er unsicher, „wie lange weißt du es schon?"

„Um ehrlich zu sein hatte ich schon immer so eine Ahnung", Carter zuckte mit den Schultern und strich sich durch die unordentlichen Haare, „als ich noch kleiner war, hab ich die Schminke meiner Mutter geklaut und mir ihre Ohrringe über die Ohrmuschel gehängt – ein Klischee, ich weiß – und irgendwie waren alle meine Freunde in der Grundschule weiblich."

Nick musste lachen, als er sich Carter in viel zu großen Damenkleidern mit unordentlichem Makeup im Gesicht vorstellte.

„Dass du was mit Jungs anfängst, hätte ich allerdings nicht gedacht", gab Carter zu, „obwohl mein Gay-dar ansonsten sehr ausgeprägt ist."

„Wenn man darauf achtet, bist du sowas von schwul!", lachte Nick, dann senkte er verlegen den Blick, „bisher hatte ich auch ehrlich gesagt keine Ahnung, dass ich Jungs mag. Das gestern war mein erstes Mal..."

„Dein erstes Mal mit einem Jungen meinst du?", hakte Carter verwirrt nach, doch Nick schüttelte den Kopf.

„Generell mein erstes Mal", gab er zu, „Und ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass bei meinem ersten Sex ichwas reingeschoben bekomme."

Carter brach in Gelächter aus und stand plötzlich vor Nick, als dieser gerade sein T-Shirt über den Kopf gezogen hatte.

„Von mir aus können wir das gerne wiederholen", hauchte Carter leise, „gerne mit vertauschten Rollen, wenn du dir das zutraust."

„Warte es nur ab, Jameson", warnte Nick Carter belustigt grinsend, „ich bin gefährlicher, als ich aussehe."

Wieder lachte Carter, dann wurde sein Blick ernst.

„Nein, jetzt mal im Ernst", begann er, „vielleicht hättest du ja mal Lust, dass wir beide uns treffen oder so. Du weißt schon, wie ein Date oder so. Irgendwie gefällst du mir."

„Danke gleichfalls", schmunzelte Nick, „und ja, total gerne. Aber jetzt sollte ich wohl besser nach Hause, sonst bringen meine Eltern mich um."

„Jaja, Nick, du bist wohl ein wahres Muttersöhnchen", neckte Carter Nick und zog sich selbst Jeans und T-Shirt an, „aber gut, dann will ich dich mal lieber nicht aufhalten. Geh du schon mal vor, vielleicht ist es nicht optimal, wenn wir beide gleichzeitig diesen Raum verlassen."

Nick musste grinsen, tippte sich zum Abschied an die Stirn und verließ dann Carters Zimmer.
Erst, als Nick den Flur betrat, stellte er fest, wie sehr nach Schweiß und Sex es in dem Raum gerochen hatte, denn hier vor der Tür war der Geruch nach Zigarettenrauch und Party noch viel extremer, es roch jedoch nicht ganz so muffig wie in dem Schlafzimmer des Schwarzhaarigen. Nick polterte die Treppe nach unten, umrundete die Körper einiger verbliebener Partygäste und verließ dann das Haus.

In seinem Auto sah Nick skeptisch in den Rückspiegel und stellte fest, dass er einen riesigen, dunkellilafarbenen Knutschfleck direkt unter dem rechten Kieferknochen hatte. Seufzend steckte Nick sich ein Pfefferminzkaugummi in den Mund, bemerkte dabei, dass seine Lippen irgendwie ein wenig wund waren und atmete frustriert aus. Das würde seinen Eltern garantiert auffallen, es sei denn...

Kurzerhand lenkte Nick seinen Wagen in Richtung Innenstadt. So schwer konnte es ja wohl nicht sein, einen Abdeckstift zu benutzen.

friend (boyxboy) || DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt