Kapitel 7

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Freunde sind die, die immer zu dir halten,
auch wenn sie deine Entscheidung nicht verstehen.

Wie zu erwarten kam Nick nun nicht mehr um ein Gespräch mit seiner Mutter herum. Als Nick nach unten ging, um sich etwas zu trinken zu holen, fing seine Mutter ihn ab und fragte ihn nach dem offensichtlichen Knutschfleck und dessen Verursacher.

Sie war ja nicht in erster Linie neugierig oder gönnte es ihrem Sohn nicht, jemanden zu finden, aber sie wollte sichergehen, dass ihr Sohn sicheren Verkehr hatte und interessierte sich dafür, wer denn Nicks neue Freundin war – seine erste Freundin.

Nick druckste eine Weile herum, dann platzte er mit einem „es ist ein Junge und wir sind nicht zusammen" heraus.

„Oh", machte seine Mutter, dann kehrte Schweigen ein. Nick wich den Blicken seiner Mutter aus und musterte stattdessen intensiv seine Hände.
„Nick, das ist überhaupt kein Problem", meldete Isabelle sich dann fürsorglich zu Wort, „du wirst immer mein Sohn bleiben und ich liebe dich, hörst du? Es ist mir egal, welches Geschlecht dein Partner hat, Hauptsache, du bist glücklich."

„Danke", murmelte Nick und ließ sich widerwillig in eine Umarmung ziehen.

„Sei nicht böse auf Finley", flüsterte Isabelle ins Ohr ihres Sohnes, „er war nur neugierig."

Nick brummte zustimmend, doch er konnte nicht verhindern, dass er dennoch ein wenig genervt von dem Verhalten seines besten Freundes war. Natürlich, Finley hatte es nicht böse gemeint, er war nur neugierig gewesen und es war zum Teil Nicks schuld, weil er ihn so hingehalten hatte, aber trotzdem fühlte Nick sich ein wenig verraten.

Obwohl seine Mutter es sehr gut aufgefasst hatte, hätte Nick es bevorzugt, sich dann vor ihr zu outen, wenn er selbst bereit war und nicht, wenn Finley es wollte.

Nick löste sich von seiner Mutter und ging nach oben, wo der ältere der beiden Freunde bereits sehnsüchtig auf seinen jüngeren Kumpel wartete.

„Worüber habt ihr geredet?", wollte Finley wissen, doch Nick antwortete ihm nicht, sondern setzte sich mit verkniffenem Gesichtsausdruck auf seine Bettkante.

„Nick? Ist alles okay?"

„Ich wollte nicht, dass du meiner Mutter von dem Knutschfleck erzählst", erklärte Nick sein Verhalten, „sie sollte nichts davon erfahren."

„Oh...", Finley biss sich beschämt auf die Unterlippe, „aber ich wollte doch nur wissen, woher der kommt... wer hat dir den eigentlich gemacht?"

Nick sah Finley empört an.

„Finley, darum geht es doch gerade gar nicht!"

„Wieso?"

„Weil ich nicht wollte, dass du meiner Mutter von dem Knutschfleck erzählst!", Nick raufte sich die Haare, „ich wollte das gerne für mich behalten."

„Wieso denn?", Finley setzte sich mit großen, nass glänzenden Augen neben Nick und der Jüngere seufzte. Er konnte seinem besten Freund einfach nicht lange böse sein, vor allem nicht, wenn Finley schon beinahe weinte. Nick legte Finley einen Arm um die Schultern und Finley kuschelte sich sofort an seinen besten Freund und legte den blonden Schopf auf Nicks Schulter.

„Tut mir leid", murmelte Finley schuldbewusst, „ich wollte doch nur wissen, woher du den Knutschfleck hast."

„Ich weiß...", Nick rang mit sich, dann seufzte er erneut, „ich hätte es dir ja selbst sagen können, ich wollte mir nur zuerst selber Gedanken darüber machen."

„Also hattest du Sex?", Finley sah interessiert auf, „weil davon kriegt man ja Knutschflecken. Und du hast einen."

„Ja, das könnte man so sagen", Nick dachte zurück an die letzte Nacht und errötete, „ich war doch auf der Party. Und da habe ich... ja, du weißt schon."

„Ohhhh", Finley sah seinen besten Freund ehrfürchtig an. Die beiden Jungen hatten sich öfter über Liebe, Crushes, Küssen und Geschlechtsverkehr unterhalten und für Finley, der noch nie ein Mädchen geküsst hatte, obwohl er schon einige Male für Mitschülerinnen geschwärmt hatte, war Nick nun automatisch ein wahrer Experte in Sachen Sex und Liebe.

„Und hat es Spaß gemacht?", Finley wurde ein wenig rot, „Mama hat gesagt, man fragt andere Menschen nicht über Sex. Aber bei dir ist das okay, oder?"

„Ja, mich kannst du sowas immer fragen", entgegnete Nick, bevor er realisierte, dass er Finley damit unabsichtlich Informationen über die letzte Nacht zugesichert hatte, „und ja, es hat mir Spaß gemacht."

„Welches Mädchen war es denn?", Finley stupste seinen jüngeren Freund grinsend an, „hast du sie vorher schon lange toll gefunden? Du musst mir sagen, wie du es ihr gesagt hast. Als ich Taylor gesagt habe, dass ich sie nett finde, hat sie nur gelacht und gemeint, dass das ich ‚mir keine Hoffnungen machen soll'. Das fand ich ziemlich gemein. Aber du hast es geschafft – Nick, du bist jetzt aber nicht mit Taylor zusammen, oder?"

„Nein, keine Sorge", unterbrach Nick den älteren freundlich, „ich mag Taylor sowieso nicht... es hat sich einfach so ergeben mit der Person letzte Nacht, es kam sehr überraschend. Und ich bin nicht mit der Person zusammen."

„Aber wer ist es denn?", quengelte Finley und begann sofort, einige Namen der Mädchen abzufragen, „Ashleigh? Nadine? Jenny? Clara? Ivy?"

„Nein, Finley...", Nick senkte den Blick, „es ist ein Junge."

Er nuschelte den letzten Satz so leise wie möglich, doch Finley mit seinem perfekten Gehör hatte ihn trotzdem verstanden.

„Ein Junge?", echote er, „du magst gerne Jungen? Und gar keine Mädchen?"

„Ich weiß es nicht", gab Nick zu, „deswegen wollte ich es dir nicht so gerne sagen. Es war mir unangenehm, weil ich gestern noch nicht einmal wusste, dass ich vielleicht auf Jungs stehen könnte. Und dann kam Carter und-..."

„Du hattest mit Carter Sex?", Finleys Augen weiteten sich, „der mag auch Jungs?"
„Ja, aber das muss wirklich geheim bleiben", bat Nick, „Carter und ich möchten nicht, dass jemand davon erfährt. Du kannst Abigail davon erzählen, wenn du es nicht für dich behalten kannst, aber absolut niemandemsonst."

„Ehrenwort", Finley nickte stolz und bot Nick seinen kleinen Finger zum Kleiner-Finger-Schwur an, „ich sag nicht mal Mama was."

Nick schmunzelte und verhakte seinen kleinen Finger mit dem von Finley. Er hasste es, sich mit seinem besten Freund, der ihm so viel bedeutete, zu streiten.

Außerdem hätte er sich so oder so vor Finley und seinen Eltern outen müssen, das war also nun geschafft.

friend (boyxboy) || DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt