Kapitel 2 - Istanbulun karatarafı

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KAPITEL 2 - Istanbulun karatarafi.

Atemlos rannte ich auf der Wiese direkt zur Moschee. So nannten die reichen Kinder auf dem Spielplatz neben der großen Straße diesen Ort. Ich kannte dieses Gebäude, doch ich traute mich nie herein zu gehen, seit letzter Zeit aber ging ich oft heimlich dorthin. Der Gebetsruf hallte in meinen Ohren und die Wärme, die von der Sonne kam schien direkt gegen meine Haut. Eine leichte Briese wehte sanft an mir vorbei und ich kam am Eingang der Moschee an. Schnell zog ich mir meine Schuhe aus, um dann herein zu rennen. Ich kam diesmal sogar pünktlich! Völlig erstaunt lehnte ich mich an die Tür und schaute der Männergruppe zu. Sie verbeugten sich, diesmal war sogar dieser alte Mann dort und betete ganz vorne. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand am Arm weg zerrte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und entdeckte einen mir fremden Jungen vor mir. Er zerrte mich am Arm und wollte mich gerade aus der Moschee werfen, als eine Stimme ihn aufhielt.

"Ferhat!", ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte den Mann, der immer in der Moschee war und den Leuten Sachen erzählte. Ich wusste gar nicht was hier los war.

"Lass das Mädchen los"

"Aber Hocam schaut doch wie dreckig sie ist! Sie ist bestimmt eine von der Straße! Dass sie sich wagt so in die Moschee zu kommen!", ich schaute dem Jungen verletzt ins Gesicht. Er sah mich abwertend an und ich senkte meine Blicke. Er war bestimmt um die ein bis zwei Jahre älter als ich, also so um die 16 Jahre. Er war so lang.

"Lass sie los hab ich gesagt!", der Junge lies mich widerwillig los und dieser Mann kam auf mich zu. Er legte seine Hand auf meinen Kopf und lächelte mich liebevoll an. So ein Lächeln sah ich jetzt zum ersten mal in meinem Leben. Naja genauer gesagt, konnte ich mich nicht daran erinnern so ein liebevolles Lächeln je bei einem Fremden gesehen zu haben.

"Wie heißt du mein Kind ?"

"Ich heiße Eylül, Hocam!", dieses 'Hocam' hab ich mir einfach vom Jungen abgehört, da ich nicht wusste wie ich den Mann nennen sollte.

"Was machst du hier? Warum bist du nicht bei den Frauen und hast mit ihnen gebetet?", ich schaute ihn mit großen Augen an.

"Gebetet? Wie betet man denn? Etwa so wie die Männer da drin es gemacht haben?", der Mann fing plötzlich an zu lachen.

"Bist du denn keine Muslima?", er lächelte mich an.

"Muslima?"

"Kennst du dich überhaupt mit dem Islam aus? Das ist die Religion die wir hier praktizieren. Das hier ist das Haus Allah's, genau wie alle anderen Moscheen auch.", ich schaute ihn erstaunt an. Ich hatte zwar viel von dem Islam gehört, doch ich wusste nicht, dass dieses Gebäude etwas mit dem Islam zu tun hatte und da wir vor kurzem noch in einer viel schlechteren Gegend lebten und dort Geld verdienen mussten, kannte ich mich umso schlechter mit den Religionen aus. Bulut Baba hatte uns immer gesagt, dass Religionen schwachsinnig wären. Ich fand immer diesen Gebetsruf so schön. Ein Mann hatte mir erklärt, dass es ein Gebetsruf ist, der Ezan. Deshalb kam ich immer hier her. Als Antwort schüttelte ich meinen Kopf.

"Wieso bist du dann hier mein Kind? Interessierst du dich etwa für den Islam?"

"Ich- ich fand den Gebetsruf immer so schön und dieses Gebäude riecht so gut. Ich finde es schön, wie die Männer dort immer zusammen -Ehm beten!", sein Lächeln wurde größer.

"Würdest du denn gerne mehr über den Islam lernen wollen?", ich nickte als Antwort.

"Dann komm jeden Morgen um 9 Uhr hier her. Meine Frau und ich können dir dabei helfen. Andere Kinder werden auch da sein!", ich lächelte überglücklich und nickte eifrig mit dem Kopf.

Istanbulun karatarafiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt