KAPITEL 6 - Istanbulun karatarafi.
"Allahu Akbar. Allahu Akbar.", der Gebetsruf hallte in meinen Kopf. Ich sah, wie ich auf dem Gras zur Moschee rannte. Ich war plötzlich wieder das kleine Mädchen von damals. Der Hoca stand lächelnd vor der Moschee. Ich blieb vor ihm stehen und strahlte ihn an.
"Eylül mein Kind", er beugte sich zu mir herunter und küsste meine Stirn.
"So lange warst du weg. Wir haben uns Sorgen gemacht und dich vermisst.", eine ungewohnte Wärme umschloss mein Inneres und ich schaute in das Gesicht des Hocas. Er hatte wieder dieses liebevolle Lächeln auf seinen Lippen.
"Hocam! Ich bin auch zu einer Muslima geworden! Ich kann inzwischen beten! Ich kann den Koran lesen! Ich habe so vieles gelernt! So vieles über meine Religion!", der Hoca lachte und legte seine Hand auf meine Wange.
"Ich weiß mein Kind!", ich schaute ihn mit großen Augen an.
"Du weißt es?", er nickte.
"Ich habe viel für dich gebetet, für deine Gesundheit, für deine Rechtleitung und ich wusste Allah würde meine Gebete erhören.", er nahm seine Hand wieder von meiner Wange und entfernte sich plötzlich von mir. In der Moschee wurde es plötzlich unglaublich hell. Das grelle Licht verschlang den Hoca förmlich. Ich stand immer noch am Eingang. Sofort streckte ich meine Arme aus. Ich wollte ihn halten. Ihn zu mir ziehen, doch er entfernte sich immer mehr.
"Hocam!", ich wollte auch in die Moschee rennen, doch irgendetwas hielt mich fest. Die Sonnenstrahlen prallten auf mich herunter und mir wurde plötzlich unglaublich warm, doch dann wieder eiskalt. Ich begann zu schwitzen und zu zittern.
"Hocam!", schon wieder schrie ich. Plötzlich hörte ich ein Kind lachen, es war in der Moschee. Er lachte so schön. Er hörte sich an wie, wie Can! Mein Herz raste plötzlich und meine Füße bewegten sich urplötzlich einfach von allein. Sie führten mich in die Moschee. Ein angenehmer Duft stieg mir in die Nase und ein unglaublich schönes Gefühl umhüllte mich. Ich schloss meine Augen.
-----Laut atmend wachte ich aus meinem Traum und starrte für einen Moment einfach nur in die Dunkelheit. Mein Arm war an meiner Stirn angelehnt und ich spürte einzelne Schweißtropfen an meiner Haut und das obwohl mir so unglaublich kalt war. Schon wieder dieser Traum. Mein Kopf brummte und ich zitterte wie verrückt. Ich atmete kurz tief ein und aus und setzte mich langsam auf. Yusuf hatte mich zurück ins Heim gebracht. Das hatte Julia mir zumindest so erklärt. Der Gedanke daran führte dazu, dass lauter kleiner Schauer an meinem
Rücken herunterliefen und mein Herz schneller schlug. Seufzend stand ich auf. Mir war so schwindelig. Ich tapste mit langsamen Schritten zum Fenster und schaute hoch in den Himmel. Der Vollmond schien auf mich herunter und ich konnte nur wenige Sterne am Himmel erkennen. Langsam lehnte ich mich mit meinem Arm an der Fensterscheibe an. So viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Woher wusste er, dass ich hier wohnte? Ob er mich erkannt hatte? Was stand in diesem Brief? Und wieso hatte er ihn von mir genommen? Woher wusste er wo ich bin? Und Can? Was ist mit Can? Und Ceylan? Wie soll ich Ceylan so einem Mann überreichen? Verzweifelt entfernte ich mich wieder vom Fenster und tapste ins Bad. Langsam schälte ich meine Kleidung von mir und stieg unter die Dusche. Eiskaltes Wasser prasselte an meiner Haut ab, sodass sich mein Körper sofort anspannte, doch ich brauchte diese kalte Dusche momentan einfach. Ich fuhr mir mit meinen Händen an meinem Kopf entlang und seufzte ein weiteres mal. Ich muss Morgen früh zum Arzt, da Asli Yenge mich dazu zwingt, ich erinnerte mich wieder an ihre Worte."Man verliert doch nicht ohne Grund sein Bewusstsein!", ich lächelte leicht als ich mich an ihren Gesichtsausdruck erinnerte. Ich liebe diese Frau einfach. Ich wusch mich schnell und stieg dann aus meiner Dusche aus, um mich dann mit meinem Bademantel umhüllen zu können und dann meine Gebetswaschung zu machen. Ich öffnete die Fenster vom Bad und ging zurück in mein Zimmer. Was sollte ich jetzt tun? Wie könnte ich Can zu mir bringen, ohne Ceylan diesem Mann zu überreichen? Gedankenverloren zog ich mich langsam an, als ich fertig war nahm ich mein Handy von meinem Nachttisch und schaute auf die Uhr 3:25. Ich legte meine Hand auf meinen Hals und fuhr mit meinen Fingerspitzen an meiner Kette entlang. Ich bin jetzt noch nie ohne sie irgendwohin gegangen, nicht einmal. Meine Hände führten sich an meinen Nacken und ich nahm die Kette langsam von meinem Hals ab. Sanft ließ ich mich mit meinem Rücken auf mein Bett fallen und zog meine Beine zu meinem Körper. Ich hielt die Kette hoch und öffnete zitternd die goldene Scheibe. Sofort schaute ich auf Gizemli, wie konnte er sich nur so verändern? Ich schaute mir sein Grinsen an und musste, wie von selbst auch lächeln. Gedankenverloren presste ich die Kette gegen meine Brust und schloss meine Augen und schon flossen mir die Tränen aus meinen Augen. Ich drehte mich um und presste mein Gesicht in meine Decke. Ich blieb für einen Moment so liegen, doch rappelte mich irgendwann dann doch schniefend wieder auf, da es Zeit für das nächste Gebet war und ich wusste nur einer könnte mir bei dieser Sache helfen. Mir dabei helfen das alles durchzustehen, mir Kraft geben, nur einer. Undzwar Allah subḥānahu wa-taʿālā.
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Istanbulun karatarafi
Romance|Istanbulun karatarafı | Die dunkle Seite Istanbul's| Ich sah auf meine Hand. Eine Goldkette. In der Mitte der feinen glitzernden Kette hing eine kreisrunde glänzende Gold-Scheibe. Etwas stand auf der goldenen Scheibe, doch ich konnte nicht lesen. I...