Kapitel 7 - Istanbulun karatarafi.

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KAPITEL 7 - Istanbulun karatarafi.

"Can", meine Stimme war ein Hauch von nichts. Yusuf stand mit dem Rücken vor mir und schaute zu Can. Mit benebelten Gedanken stellte ich mich gerade hin, sodass meine Rücken nicht mehr am Tor war. Laut atmend ging ich zwei Schritte nach vorn, sodass ich nun neben Yusuf stand. Ich wollte noch einen Schritt weiter gehen, doch schon im nächsten Moment fühlte ich einen festen Griff an meinem Oberarm. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute zu Yusuf. Die Dunkelheit um uns widerspiegelte regelrecht die Farbe seinen Augen. Ich bemerkte, wie der Klos in meinem Hals immer größer wurde und meine Augen sich füllten. Lauter kleiner Regentropfen fielen auf uns herab, mein Kopf brummte, mein Herz pochte in mir. Ich sog nach Luft. Überfordert zog ich meinen Arm wieder von seinem Griff und sah wieder zu Can. Er stand mit seinem Rollstuhl genau unter einer der Lichter hier, sodass ich ihn genau sehen konnte. Meine Seele brannte. Can. Can. Can. Ich verzog mein Gesicht und legte meine Hand verzweifelt an meinen Kopf. Schon wieder diese schwarzen Flecken. Nicht jetzt bitte. Mein Herzschlag hallte in meinem Kopf. Quietschende Autoreifen hallten in meinem Kopf. Die Schreie von Asli Yenge hallten in meinem Kopf. Ich erinnerte mich wieder daran ,wie Yusuf mein Gesicht damals in seinen Händen hielt. Erinnerte mich an seinen Blick. Seine Augen. Seine Worte. Ya Allah. Ich ging einen Schritt zurück und bemerkte schon, wie die Sicht vor meinen Augen an Schärfe verlor. Ich schluchzte auf. Ich schaute wieder zum Tor und entdeckte meine Taschen auf dem Boden, mit wackeligen aber schnellen Schritten ging ich auf sie zu und hob sie auf. Immer wieder wischte ich mir meine Tränen weg. Schnell legte ich sie mir an meine Schulter, das alles wurde zu viel für mich.

"Lass mich raus!", meine Stimme war laut. Woher ich die Kraft dazu nahm, wusste ich nicht. Ich drehte meinen Kopf zu Yusuf und schaute ihn wütend und mit Tränen in den Augen an, meine Gefühle spielten mit mir.

"MACH DAS VERDAMMTE TOR AUF!", meine Stimme wurde immer lauter und plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel, wie Can zusammen zuckte. Ich drehte meinen Kopf sofort zu Can und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu, doch blieb dann doch stehen. Ich wollte ihm keine angst machen, ich wollte ihn doch gar nicht nicht erschrecken. Ich legte meine Hand verzweifelt wieder auf meinen Mund und schluchzte auf.

"Can! Yusuf! ", Selma's Stimme ertönte plötzlich etwas weiter weg. 

"Frau Aslan!", die Haushaltskraft. Ich drehte mich um und bemerkte wie die Tore sich öffneten. Mein Kopf drehte sich wieder zu Can. Er schaute mich ängstlich an, was zu einem Stich in mir führte. Ich drehte meinen Kopf wieder zum Tor und ging mit schnellen Schritten auf sie zu. Gerade als ich diesen Ort fast verlassen wollte, hielt mich jemand wieder zurück. Ich drehte mich um und schaute atemlos in die Augen von Yusuf. Sein Kiefer hatte sich angespannt und er schaute mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an, genau wie ich auch.

"Das hier ist noch nicht beendet.", seine tiefe Stimme bohrte sich förmlich in mich hinen, ich riss meinen Arm von seinem Griff und ging, nein ein rannte mit rasendem Herzen aus dieser Hölle.
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"Wohin soll die Kiste?", ich schaute hoch zu Mehmet.

"Leg sie einfach irgendwohin", er nickte und legte die Kiste in einen leeren Raum meiner neuen Wohnung. Ja meiner neuen Wohnung. Nach diesem Anruf von Herrn Müller hab ich mich dazu entschieden aus dem Heim auszuziehen. Herr Müller hatte sich 2 Tage nach
diesem Anruf bei mir gemeldet und sich entschuldigt. Er hatte gesagt das er betrunken gewesen wäre und nicht mal wahrgenommen hatte was er da von sich gegeben hatte. Er hatte sich wirklich tausend mal entschuldigt und ich hatte ihm auch verziehen. Ich wollte meine Arbeit behalten, ich wollte die Kinder nicht allein lassen und da Herr Müller ja sowieso fast
nie im Heim war, war es ja nicht allzu schlimm. Trotzdessen wollte und konnte ich dort nicht mehr leben. Asli Yenge wohnt immer noch im Heim bei Ceylan, da ich nicht wollte das Ceylan dort allein war. Auch wenn ich wahrscheinlich den ganzen Tag im Heim war, nur eben die Abende nicht, wollte ich sicher sein, dass es ihr gut ging. Asli Yenge hatte auch nichts dagegen. Außerdem würde sie in shaa Allah bald mit Ceylan zu mir ziehen, aber das würde wahrscheinlich noch etwas dauern. Ich stemmte meine Hände an meinen Hüften ab und seufzte kurz auf. Mehmet kam inzwischen wieder mit einer neuen Kiste herein. Ich sah ihn dankend an. Er lächelte mich an. 

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