Kapitel 8

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Kurz sah ich noch zu dem Tisch herüber, an dem Jace und Chila frühstückten, aber nach ein paar Augenblicken wandte ich mich wieder meiner Eulen-Freundin zu.
"Ist Chila eigentlich auch in unserer Klasse?", wollte ich wissen, aber Luna schüttelte den Kopf. "Sie ist in der zweiten Klasse.", meinte sie.
Ich seufzte. Vor allem Chila schien nicht begeistert davon gewesen zu sein, dass ich sie links liegen gelassen hatte und stattdessen zu Luna gegangen war. Ob Jace es ebenfalls so sah, wusste ich nicht.
"Und, etwas Hähnchen?", bot Luna mir an, aber ich winkte mit einem leisen "Nein danke" ab und versuchte, den Blick von Jace oder Chila aufzufangen, aber sie ignorierten mich. Also bemühte ich mich nicht länger und versuchte stattdessen, das Ganze zu vergessen und so zu tun, als wäre nichts passiert. Ich konnte zu gut verstehen, dass sie etwas beleidigt waren. Sicher hatten sie gedacht, ebdlich Anschluss gefunden zu haben, und ich wünschte, es wäre auch so.
Mein Blick fiel wieder auf den Jungen an unserem Tisch, den ich gerade beinahe vergessen hätte.
"Wer ist das eigentlich?", flüsterte ich in Lunas Richtung und musterte ihn. Er war eher klein und ziemlich dünn, aber etwas an ihm sah auch äußerst gefährlich und unheimlich aus. Vielleicht waren es seine glänzend schwarzen Augen, dessen Farbe seinen Haaren täuschend ähnlich sah.
"Er heißt Minco und kommt aus den USA. Viele haben ein bisschen Respekt vor ihm, weil er eine schwarze Witwe ist.", erklärte sie mir leise, damit er es nicht hören konnte.
"Oh. Und warum sitzt du dann hier?" Ich runzelte die Stirn. Das war es also, was so unheimlich an ihm war. Er war vielleicht sehr klein und unscheinbar, aber trotzdem eines der giftigsten Tiere der Welt.
"Naja, er tut eh niemandem was und ich hab noch nie erlebt, dass er wütend wird. Eigentlich ist er ein ganz netter Kerl, wenn man auf Leute steht, die nie rumschreien." Sie lachte leise. "Er geht in unsere Klasse."
Ich nickte langsam, dann zuckte ich die Schultern. Sollte er doch mal anders reagieren, als Luna sagte, konnte ich mich immernoch in die Lüfte retten. Und Luna auch.
Aber ich vermutete nicht, dass das nötig war. Minco schien wirklich ruhig und gelassen.
"So, wir sollten uns langsam auf den Weg in..." Sie versuchte gar nicht erst, ein heftiges Gähnen zu unterdrücken. "In den Unterricht machen. Komm mit, ich zeig dir, wo es lang geht."
Mit diesen Worten stand sie auf und brachte ihr Tablett weg. Ich folgte ihr schweigend.
"Hier lang!" Luna führte mich aus der Cafeteria hinaus. Ich versuchte noch, Jace oder Chila zu erblicken, aber sie waren längst nicht mehr zu sehen.

Nachdem Luna mich durch die Glastür der Cafeteria, über eine Art Balkon unter der Glaskuppel und eine Treppe hinuntergeführt hatte, standen wir vor einer weiteren Holztür, von denen es in dieser Schule nur so wimmelte.
"Hier haben wir diese Fächer wie Mathe, Englisch, Physik und so. Auch Geschichte.", sagte Luna. Ich hatte zwar keine Ahnung, was das war, aber trotzdem nickte ich und tat so, als hätte ich es verstanden. Im Laufe des Tages würde ich sowieso einiges erfahren, über das ich bis vor Kurzem rein gar nichts wusste.
Luna klopfte an und wir betraten den Raum. Er war nicht sehr groß und viele Stühle waren noch nicht besetzt, aber trotzdem wirkte es hier sehr gemütlich. Die hintere Wand des Klassenraums war mit Fensterscheiben gebsut worden und dhinter lag eine dieser Terassen, die ich schon gestern bewundert hatte.
Ein breit gebauter Mann mit lockigen, dunkelbraunen Haaren stand an der Scheibe und trank aus einer Flasche.
"Ah, setzt euch.", sagte er freundlich und nickte mir zu. "Liam hat mir schon von dir erzählt. Herzlich willkommen an der Feather High."
Ich bedankte mich bei ihm und setzte mich neben Luna ans Fenster.
Unsere Schulsachen hatten wir mittlerweile auch dabei, und obwohl der Rucksack, den die Schule mir gegeben hatte ziemlich unbequem war, trug ich ihn auf dem Rücken.
"Äh, du musst den nicht die ganze Stunde tragen.", meinte Luna und lachte. Also setzte ich ihn erleichtert ab und lehnte ihn an das Tischbein, sowie Luna es gemacht hatte.
"Besser, ne?"
Ich nickte grinsend.
In den folgenden Minuten füllte sich der Klassenraum langsam, und als ich Jace durch die Tür schlendern sah, erstarrte ich für einen kurzen Moment. Angespannt wartete ich auf einen durchdringenden Blick, der mich treffen würde. Tatsächlich sah er mich an. Aber keineswegs wütend oder enttäuscht, er lächelte mich an!

Falkenfeder - Woodwalkers FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt