Kapitel 6

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POV. Sebastian

Ich löste mich von Ciel und betrachtete sein Gesicht, dabei Strich ich mit meiner Hand über seine seidig glatte Haut.
Ich beschmutzte ihn.
Es wunderte mich, dass ich keine schwarzen Flecken auf seiner Haut hinterließ.
Der Kuss hat...es hat sich nicht richtig angefühlt, ich tat dies gerade ohne sein Einverständnis.
Was ist wenn er das gerade nie gewollt hätte?
Wäre es mir egal gewesen? Immerhin begehre ich ihn schon recht lange und ich habe auch Gelüste.
Ich bin ein Dämon und normalerweise nehmen wir uns einfach, was wir begehren...
Hätte ich ihn auch ohne sein Einverständnis an den Handgelenken gepackt und ihn gegen seinen Willen geküsst?
Vermutlich wäre ich sogar noch weiter gegangen, auch wenn er schreiend unter mir gelegen hätte.

Ich stand auf und schüttelte meinen Kopf.

Nein... Ich... Ich liebe ihn.

Liebe.

Dieses Wort, es sollte für Dämonen nicht existieren. Die Liebe stürzt einen nur ins Verderben.
Ich würde ihm so etwas fürchterliches niemals antun.

//Wieso hatte er sich heute nur mir gegenüber so verhalten?
Natürlich, war dies auch ein wenig meine Schuld, aber ich konnte es einfach nicht ertragen, wie seine Verlobte Ihn umarmte.
In einem Monat würden die beiden heiraten und ich würde niemals die Chance haben ihn mit Leib und Seele zu begehren //

Ich wollte mich gerade umdrehen und Ciels Schlafzimmer verlassen, als ich bemerkte, dass mein Boccan schnell atmete und sich hin und her drehte. Ich wollte ihn gerade wecken, weshalb ich meine Hand nach Ihm ausstreckte, als er hoch schreckte.

,,F-Fass mich n-nicht an!''

Sofort gefror mir mein Blut in den Adern.
Ciels Gesicht war kreidebleich und die Angst spiegelte sich in seinen Augen wieder.

,, Junger Herr, ich bin es nur, eurer Butler Sebastian, ihr hattet nur einen Alptraum''

Es schmerzte leicht, als ich das sagte, aber das war nunmal zur Zeit mein Beruf... Ich war nur sein Butler.

,,S-Sebastian?''

,, Ja junger Herr, ihr wünscht? ''

,, Bring mir eine heiße Milch mit Honig ''

,,Selbst verständlich Bocchan'', sagte ich und lächelte sanft dabei.

Ich verbeugte mich und drehte mich anschließend um und ging in die Küche, um die warme Milch mit Honig zu erwärmen, dabei musste ich immer wieder an seinen Gesichtsausdruck von vor wenigen Minuten denken.
Außerdem was es schon lange nicht mehr vorgekommen, dass ein Albtraum ihn so quälte.

POV. Ciel

Ich saß aufrecht im Bett und starrte in meine Hände. War ich wirklich so schwach geworden?
Oder lag es etwa nur an dem Traum? Es war nicht wie sonst, ein inniger Traum mit Sebastian, in dem der Teufel mich Küsste und wir miteinander schliefen.

Nein, dieser Traum war anders. Würde Sebastian so etwas jemals zu mir sagen?

Ciels Traum:

Ich renne. Ich renne den langen schwarzen Flur entlang. Die Dunkelheit scheint kein Ende zu nehmen.

Ich höre Stimmen.

,,Du bist nichts! ''

,, Du hättest in der Nacht sterben sollen!''

,, Sebastian wird nie Gefühle für dich haben! ''

,, Du verdienst nichts und niemanden ! ''

,, Deine Eltern würden sich für dich schämen! ''

,, Du bist eine Schande für die gesamte Menschheit ! ''

,, Glaubst du wirklich Sebastian könnte so einen verwöhnten Bengel, wie dich lieben! ''

Ich werde langsamer. Meine Beine lassen nach und ich sacke auf meine Knie. Ich halte meine Ohren zu, damit ich die Stimmen nicht mehr ertragen muss. Plötzlich ist alles leise und Sebastian steht vor mir.

,,Se- Sebastian... Hilf mir''

Ich streckte meine Hand nach dem Dämon aus, doch er schlug sie weg und starrte mich mit seinem kühlen Blick an.

,, Ich soll dir helfen? So eine mickrige Seele würde ich niemals verschlingen wollen.
Du bist schwach!
Du bist doch nur ein kleines Kind, welches nichts auf die Reihe bekommt!
Denkst du wirklich, ich könnte so ein ärmliches Wesen wie dich begehren?! ''

Ich starrte Sebastian an.

Warum sagt er so etwas zu mir?

Ich konnte mich weder bewegen noch atmen. Die Luft schien immer dünner zu werden, bis sie mir letztendlich die Kehle zuschnürte

Ende des Traums.

//Sebastian hatte recht.
Ich war nur ein Kind das alles verloren hatte und dessen einziger Lebenssinn es war, Rache an denen zu nehmen, welche dem Namen Phantomhive schaden zugefügt haben und vor 5 Jahren hatte ich dieses Ziel erreicht. Jetzt war mein Körper eine leere Hülle und ich fühlte mich überflüssig, wie ein einzelner Tropfen, in einem Meer. //

Es klopfte an der Tür und Sebastian trat ein.

,,Bocchan ich habe hier eure heiße Milch mit Honig'', sagte der Dämon und überreichte mir die Tasse, dannach trat er ein paar Schritte zurück.
Zögerlich setzte ich die Tasse an meinen Mund und trank den gesamten Inhalt. Anschließend gab ich Sebastian, die nun leere Tasse, wieder.
Ich legte mich wieder hin, doch ich wollte meine Augen nicht schließen. Aus Angst der Traum könnte wieder zurückkehren.

,,Bocchan soll ich euch helfen einzuschlafen ? ''

Ich nickte leicht verunsichert.

Ich war wirklich schwach geworden.

Sebastian lächelte leicht und kam ein paar Schritte auf mich zu und legte seine Hand auf meine Augen.

Im nächsten Moment fühlte ich mich schwerelos... So als würde ich von einer schwarzen Wolke umhüllt sein. Meine Gedanken waren leer und alles um mich herum schien so friedlich und leise. Es fühlte sich befreit an, als ob ich für diesen Moment mit meiner Seele im reinen war.

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