nur mit dir

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Ein paar Tage später.
Lukas stand vor dem elektromarkt und wartete auf seinen Freund. Der war nämlich reingegangen um sich eine neue Kamera zu kaufen.
Nervös schaute lukas sich auf dem Parkplatz um. Der elektromarkt war nicht weit von tivoli entfernt. Vielleicht fuhren hier auch Leute aus dem Dorf vorbei. Wenn die ihn hier sahen würden die sich bestimmt fragen was er hier machte und... oh Gott was wenn sie ihn zusammen mit phillip sehen würden. Phillip und er waren zwar jetzt zwar offiziell "Freunde" aber seine Clique hatte anscheinend trotzdem irgendwas gegen ihn. Das hatte wohl auch phillip selbst gemerkt, deswegen saß er bei Basketballspielen meistens am Spielfeldrand und schaute ihnen zu.

Gerade hatte sich lukas vergewissert das keiner seine Schulkameraden sich um diese Uhrzeit in der aufhielt da kam phillip aus dem elektromarkt, hinter ihm eine Gruppe von jungs aus dem elektromarkt die in die gleiche Jahrgangsstufe waren. Phillip beachteten sie nicht doch als sie sahen das lukas in der Nähe waren steuerten sie geradewegs auf ihn zu. Lukas verfluchte seinen Ruf als motorbike Fahrer. Einfach jeder kannte ihn auf der RED high. Er lächelte ihnen verschmitzt zu und versuchte zu ignorieren das phillip im Augenwinkel. In der Nähe irgendwo stehenblieb und peinlich genau sich seiner Kamera widmete.
Die Gruppe war mittlerweile bei ihm angekommen und er begrüßte sie und redete mit ihnen über montainbike fahren. Irgendwann fragte einer von ihnen : "kennst du diesen phillip eigentlich?"
"Ja, er ...er geht in meine Klasse"
So weit so gut. Immerhin noch nicht gelogen.
"Ey ich hab gehört der ist schwul oder so"
Ja und jetzt? Ich bin auch schwul
Hätte er am liebsten gesagt aber ein laues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus und er fühlte wie sich alles in ihm angespannte.
Es kamen "ihh"-rufe aus den hinteren Reihen und lukas fühlte phillips Blick auf sich ruhen.
"Los lass uns ihn verprügeln!" Rief jemand in seiner Nähe.
Die jungs stürmten auf phillip zu.
Der hatte zum Glück seine Kamera schnell genug weggepackt.
"Ey du schwanzlutscher"
"Du weichei"
"Du schwuchtel" kam aus den Reihen hinter ihm. Dann ging phillip zu Boden und alle prügelten auf ihn ein.
Lukas war wie erstarrt, er schlug die Hände vors Gesicht. Er konnte das nicht mitansehen. In seinen Ohren rauschte das Blut. Es war wie in einem seiner Alpträume nur das er diesmal nicht aufwachen konnte. Er hörte phillip schreien.
Nach einer gefühlten Ewigkeit. Hatten sie anscheinend genug und gingen davon. Sie riefen lukas noch eine gute Nacht zu.
Dieser mittlerweile abgewendet damit sie nicht seinen entgeisterten Gesichtsausdruck sehen konnten.
Lukas hörte ein Röcheln.
Langsam drehte er sich um und kuckte ob die anderen noch in der Nähe waren aber sie waren verschwunden. Dann sah er zu phillip. Sie hatten ihn wirklich schlimm zugerichtet. Er spuckte Blut auf die Straße blutete aus der Nase und eine Wunde über der Augenbraue. Seine lippe war aufgerissen und beide Augen lila unterlaufen.
Er schaute lukas vorwurfsvoll an.
"Na willst du mir noch ein gnadestoß verpassen ?" Fragte er sarkastisch.
Langsam ging lukas auf ihn zu und kniete sich zu ihm auf den Boden.
"Es ...es tut mir leid. Ich ... ich ... war wie erstarrt"
Phillip antwortete nicht.
"Bring mich einfach irgendwohin wo es verbandszeug gibt."
Lukas nickte und stützte ihn in dem er einen Arm in seine Taille schlang und seinen Arm um seinen eigenen Hals legte. Dann hievte er mit phillips Hilfe seinen Körper auf das motorbike und sie fuhren los.

Sie fuhren zu jagdhütte von lukas dad. Phillip war durch seine Wunden nur halb bei Bewusstsein, aber er merkte wie lukas ihn nach drinnen schleppte Licht machte und ihm zu trinken gab und seine Wunden versorgte. Dann schlief er in einen leichten Halbschlaf. Als er wieder aufwachte saß lukas immernoch sehr angespannt an der Bettkante und starrte auf die Holzdielen.
In einer anderen Situation hätte phillip jetzt seine Hand genommen oder über seinen Rücken gestreichelt damit lukas sich entspannte. Doch in ihm kochte eine Wut, die er jetzt nicht mehr lange zurückhalten konnte.
Das war nicht erste Vorfall dieser art. Wie oft er 'schwuchtel' an seinem Fahrrad stehen hatte konnte er gar nicht mehr zählen. er zählte gar nicht mehr wie oft er sein Fahrrad übermalt hatte.
Aber er hatte gedacht wenn er mit lukas 'befreundet' wäre würde das was ändern oder das lukas ihn vielleicht verteidigen würde. Fehlanzeige. Lukas hatte sich einfach weggedreht als würde er nichts mitbekommen.
"Wie lange soll das noch so weitergehen?" Durchbrach phillip die Stille harsch. 
Lukas schaute ihn erschrocken an.
"Du bist wach...!"
"Du hast meine Frage gehört, lukas, wie lang soll das noch so weitergehen?"
"Was ?"
"Die Beleidigungen, die Beschimpfungen, das Mobbing, die Prügeleien? Ich hab keine Lust mehr darauf wie ein 'Freak' behandelt zu werden "
"Was kann ich denn dafür wenn du von denen gemobbt wirst" schoss lukas zurück.
Phillip musste sarkastisch und bitter lachen.
"Ja natürlich du bist fein raus, du hast ja nur damit angefangen
Erinnerst du dich nicht mehr daran wie du mich verprügelt hast nur weil ich es gewagt habe vor deinen Freunden mit dir zu sprechen?"
Lukas schluckte
"Du hast mich dazu gezwungen"
"Ja klar. Immer bin ich das Arschloch. Wie wäre es denn mal wenn du dich als 'Freund' zu mir zu stehen würdest. wenn du schon nicht dafür bereit bist zu deinen Gefühlen zu stehen. Ich glaube das machen Freunde so zusammen halten aber anscheinend kennst du das nicht."
Phillip hatte sich so sehr in rage geredet das er gar nicht gemerkt hatte das lukas in Tränen ausgebrochen war.
Er versuchte sich nach vorne zu beugen aber sein Magen schmerzte zu sehr und jaulte laut auf vor Schmerzen.
Erschrocken hob lukas wieder den Kopf
"Ist ...ist alles ok?" Als er in lukas tränennasses Gesicht schaute wurde sein Herz weich. Er seufzte.
"Ja ich wollte mich eigentlich aufsetzen aber mein Rücken und Magen wurde wohl hart gegen getreten."
Lukas legte sich neben ihn.
"Es tut mir leid. Wirklich. Es tut mir leid. Ich hätte etwas machen sollen. Und ich wollte auch etwas machen aber irgendwie war ich auf einmal blockiert. Ich war wie zu einer Säule erstarrt. Ich hörte nur noch deine Schreie und das Blut in meinen Ohren rauschte. Es war wie in meinen Alpträumen nur das dieser hier kein Traum. Nur das ich nicht aufwachen konnte." Flüsterte lukas in phillips Ohr. Sein ganzer Körper kribbelte obwohl er sich wie gerädert fühlte als er die Lippen seines Freundes an seinem Ohr fühlte.
Auf einmal blickte er in zwei blaue Augen.
"Aber du musst mir glauben. Es tut mir wirklich leid. Ich..." doch phillip unterbrach ihn in dem er ihm ein sanft einen Finger auf den Mund drückte.
"Shhh. Ist schon ok.... du brauchst es nicht erklären"
Langsam entspannte sich lukas Körper. Vorsichtig drückte er phillip einen Kuss auf die Wange.

Es müsste mittlerweile abends sein. Draußen war es schon dunkel. Neben sich hörte phillip das gleichmäßige Atmen von lukas. Er musste wohl eingenickt sein. Dabei hatten sie eigentlich heute was ganz anderes geplant. Sie wollten die Qualität von phillips neuer Kamera austesten.
Apropos er hatte ganz vergessen nachzusehen ob die Kamera beschädigt war. Phillip stand vorsichtig auf und unterdrückte dabei ein Stöhnen weil sein Rücken immernoch höllisch wehtat und kramte in seiner Tasche. Und da war sie auch schon die Kamera. Zum Glück war sie nicht beschädigt.
Er schob den Film und die dazugehörigen Batterien ein und schaltete sie an. Er richtete die Kamera auf den schlafenden lukas und es klickte leise. Leider machte es einen Blitz. Lukas stöhnte leise und öffnete langsam die Augen. Er lächelte müde zu phillip.
"Wie spät ist es"
"Kurz nach neun" sagte phillip nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr.
"Hast du etwa ein Bild von mir gemacht, Idiot?"
"Tut mir leid ich konnte einfach nicht anders bei einem so gutaussehenden Typen wie dir"
"Zeig mal her" sagte er und schnappte sich schon die Kamera
Er betrachtete das Bild während phillip sich wieder zurücklehnte
"Wow. Selbst im Schlaf seh ich sogar unglaublich gut aus"
"Sag ich doch, du schwachkopf"
Lukas grinste und legte die Kamera behutsam auf die Fensterbank, dann legte er seinen Kopf an seine lieblingsstelle in seine halsbeuge. Er meinte da könnte er seinen Geruch am besten riechen.
Phillip seufzte und holte tief Luft. Er musste es jetzt sagen.
"Lukas?" Verwundert hob lukas den Kopf.
"Ja?" Fragte er verunsichert. Phillip fuhr ihm durch die weichen blonden Haare.
"Ich glaube es wäre gut wenn wir eine Therapie machen."
"Warum?" Fragte lukas verständnislos. 
"Naja, schau doch mal...du hast Alpträume, du hast Tagträume. Du wolltest ja sogar Pillen nehmen ohne wirklich von der Dosierung Bescheid zu wissen. Du hast Situationen wo du zu einer Salzsäule erstarrst. Du bist zittrig und permanent unruhig. Und du kannst nicht immer alles nur mir erzählen"
Lukas schaute ihn entgeistert an.
"Bist du übergeschnappt? Ich soll einer fremden Frau von meinen Problemen erzählen? Das machen doch nur weicheier."
Phillip rollte mit den Augen
"Ja und ich bin eins dieser weicheier."
"Man so hab ich doch nicht gemeint. Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt"
"Lukas, ich meine es ernst. Ich mach mir Sorgen um dich. Vielleicht baust du irgendwann n Unfall mit dem motorbike wenn du nicht richtig aufpasst."
"Ich pass schon auf"
Phillip merkte wie sich lukas Körper wieder anspannte. Das war ein sensibles Thema. Er vertraute so gut wie niemanden.
"Bitte lukas." Flehte phillip.
Nach einer ganzen Weile in dem seiner Augen in jede kleine Ritze der jagdhütte schweifen ließ, nickte lukas langsam.
"Okay ... okay ich machs. Aber nur wenn du auch dabei bist" phillip musste lächeln.
"Versprochen?"
"Versprochen"

"Wieso hast du mich eigentlich hierhin gebracht" fragte phillip als sie sich wieder auf das motorbike setzten.
"Keine Ahnung. Das war halt in der Nähe"
Phillip betrachtete die jagdhütte nostalgisch. Hier hatten sie sich das erste mal geküsst. Und hier war das ganze Drama mit dem Mord losgegangen
"Weißt du noch, als wir das erste mal hier waren ?" Fragte phillip
"Klar wie hätte ich das vergessen können" grinste er
"Ich bin froh das es passiert ist" fügte er hinzu
"Auch wenn es mir immernoch Alpträume bereitet, aber ich hätte dich wahrscheinlich nie geküsst wären wir an dem Tag nicht hier her gefahren"

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