die erste therapiestunde

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Da saßen sie also. Bei ihrer ersten Therapiestunde. Lukas hatte darauf bestanden das phillip und er die Therapie zusammen machen sollten. Phillip spürte wie unruhig sich lukas Hand in der seinen anfühlte und strich ihm mit dem Daumen beruhigend über den Handrücken. Zusammen hatten sie sich eine Therapeutin gesucht und saßen nun im Wartezimmer und musterten die königsblaue Wand. Lukas biss sich immer wieder auf die Lippe und wirkte sehr unruhig.
Phillip beobachtete ihn besorgt und drückte seine Hand.

"Hey lukas" lukas schaute ihn an.
"Es ist schon ok." Lukas zitterte leicht
"Was...was...wenn sie dich nicht mit rein lässt... was wenn ich ihr nicht vertrauen kann...was wenn... sie mich nicht akzeptiert...oh gott" sein blick ging zu Boden.
"Ich ...ich ...das darf niemand erfahren... in der Schule werden sie mich alle auslachen ...und und.." er schnappte nach Luft.
"Hey, ganz ruhig lukas. Niemand wird dich auslachen und du musst es auch niemanden erzählen okay? Und ich bleib bei dir,natürlich bleib ich bei dir."
Wäre auch ein bisschen egoistisch von mir dich hier einfach alleine zu lassen mit jemanden den du noch gar nicht kennst und dem du dann alles erzählen sollst was dich momentan beschäftigt... außerdem geht es mir mit der ganzen Sache auch nicht viel besser.
"Danke" sagte lukas kleinlaut und schmiegte sich in lukas halsbeuge während dieser seinen Arm um ihn legte und dem Blondschopf einen Kuss auf die Stirn gab. Einige Minuten später kam die Psychotherapeutin endlich rein um sie zu begrüßen.
Sie war schlank hatte eine gläserne Brille auf. Sie hatte ein nettes und verständnisvolle Lächeln und einen leicht französischen Akzent da sie aus frankocanadierin war.
"Also sie sind mister waldenbeck ? Und das ist Mister?..."
"Shay. Mein Name shay" sagte phillip
"'erzlich  willkommen ihr zwei, mein Name ist marie weller, aber nennt misch gerne marie ist es ihnen rescht wenn isch sie duze"
Langsam, ganz ganz langsam wich die Anspannung aus lukas Körper. Das spürte phillip ohne seinen Freund wirklich anzuschauen
"Ja gerne, meine Name ist lukas und das ist phillip" antwortete lukas mit einem Lächeln.
"Ist es okay, wenn wir die Therapie zu zweit machen ? Ich würde sie nämlich ungern alleine machen." Fragte lukas direkt und warf phillip dabei einen kurzen Blick zu.
"Aber sischer ist das ok." Sie lächelte.
Dann wurde sie etwas ernster.
"Bevor wir anfangen müsst ihr ein paar Sachen unterschreiben." Sie legte einen kleinen Stapel an Papieren auf den Tisch.
"Also hier ist einmal die Schweigepflichterklärung, die müsst ihr unterschreiben um mich daran zu hindern irgendwas was ihr hier bespricht irgendwoanders auszuplaudern" dabei tat sie so als wäre sie ihren Mund zu schließen und den Schlüssel wegwerfen.
"Dann gibt es hier den therapievertrag den können sie aber auch später ausfüllen, weil hier wird festge'alten ob sie die Therapie bei mir wirklisch bei mir beginnen wollen. Isch mein es kann ja sein das ihr mein therapieprinzip nischt gefällt dann können sie sisch immernoch anders entscheiden."
Sie machte eine kurze Pause und blätterte in ihren Unterlagen umher.
"Da sie schon am Anfang gesagt hatten das sie gekommen sind um eine Traumatherapie zu machen würde ich ihnen gerne diese fragebögen für traumapatienten mitgeben ...."
"Entschuldigung...ich glaub da gäbe es noch ein anderes Thema was wir in der Therapie ansprechen wollen würden." Phillip unterbrach sie. Marie schaute aufmerksam auf und musterte sie beide. Phillip schaute lukas an.
Lukas räusperte sich.
"Also ähm ... ja wir hatten zwar am Telefon gesagt wir wollten eine Traumatherapie machen aber mittlerweile gäbe es wahrscheinlich noch andere Sachen bei denen wir Probleme haben"
Marie lächelte die beiden aufmunternd an: "und die wären?"
Phillip biss die Zähne zusammen
Und holte tief Luft
"Also wir haben 'gewisse' Probleme in der Schule und in unseren Verhaltensweisen... und ich glaube wir wissen beide nicht was der richtige Weg ist damit umzugehen"
Marie nickte verständnisvoll und schaute nachdenklich aus dem Fenster
"Isch verstehe"
"Vielleischt eine Mischung aus verhaltenstherapie,Traumatherapie und ....Paartherapie?" Sie schaute unsicher von phillip zu lukas.
Letztere schnappte nach Luft
"Wie ...wie ...wie wussten sie...?"
Marie lachte kurz auf
"Duz mich ruhig. Mein Name ist marie. Und um zu wissen das da mehr ist als gute Freundschaft dafür hätte ich nicht mal wirklisch einen bachelorabschluss in Psychologie machen müssen."
Sie lächelte
"Also...haben sie nichts dagegen?" Fragte lukas ängstlich
"Oh mon dieu. Wer sollte denn etwas gegen junge liebe haben. Außerdem bin ich seit zwei Jahren mit meiner Frau ver'eiratet" sie hob die Hand hoch an dem ein silberring mit einem Diamant funkelte.
Phillip hatte unmerklich die Hand auf lukas Rücken gelegt und streichelte ihn beruhigend jetzt fühlte er wie sich lukas wieder langsam entspannte.
Lukas warf ihm einen sanften, dankbaren Blick zu.
"Wo wir beim Thema wären" sagte phillip
"Denn in unserem Dorf ist das nämlich nicht so ..." er suchte nach einem Wort "...angesehen" ergänzte ihn lukas. Phillip nickte zustimmend.
Marie nickte mitfühlend
"Okay dann würde isch sagen sie unterschreiben erst einmal die Schweigepflichterklärung und alles weitere werden wir dann in den nächsten Terminen klären. Isch würde ihnen vorschlagen sie kommen 2-3 mal zur Probe und dann können sie schauen ob es ihnen so gut gefällt das sie bleiben wollen oder ob sie es woanders probieren wollen"
Marie schob die Brille etwas hoch und legte den beiden zwei Exemplare der schweigeplichterklärung hin die sie beide unterzeichnen sollten.
"Und die gilt auch wenn wir uns für jemand anderen entscheiden sollten?" Fragte lukas unsicher
"Aber klar. Isch darf die Informationem nur weitergeben im Fall einer Schweigepflischtentbindung und das wäre beispielsweise der Fall wenn sie einen neuen Therapeut/innen bekommen oder in eine Klinik kommen oder wenn die Polizei Auskunft über eusch haben wollen und selbst da dürfen ihr eusch entscheiden ob ihr wollt das isch die Informationem weitergebe oder nischt."
Lukas atmete hörbar auf. Phillip hatte gar nicht mitbekommen wie lange sein Freund die Luft angehalten hatte.  Anscheinend hatte er immernoch Angst irgendwer könnte herausfinden das sie zu einer Psychotherapeutin gingen. Was eigentlich wenn man es genau nahm total normal war, vor allem wenn man so ein Erlebnis hinter sich hatte wie das ihrige.
Aufmunternd drückte er lukas Hand unter dem Tisch und lächelte ihm zu. Dieses Trauma was sie mit sich herumschleppten würden sie wahrscheinlich nur mit marie bewältigt bekommen und da wartete wahrscheinlich noch ein großer Haufen Arbeit auf sie.
Schweigend unterzeichneten sie die Schweigepflichterklärung.
Und dann ging es los mit der Therapiestunde. Sie redeten über alles. Sie schnitten jedes Thema ein bisschen an. Sie schilderten das Erlebnis. Erzählten von ihren Erfahrungen Zuhause und in der Schule. Lukas erzählte von seinen Ängsten jeder könnte ihn hassen wenn es rauskommen würde, das er schwul war. Dabei hielt er phillips Hand so fest das phillip sich sicher war das er das bestimmt nicht erzählen würde wenn phillip nicht da war.
Phillip erzählte von seiner mom.
Sie erzählten von der Angst dem Killer nicht entkommen zu können. Von phillips Selbstzweifeln, das er letztendlich doch alles verlieren würde.
Sie ließen zum ersten mal ihren Gefühlen freien Lauf.
Marie hörte zu, schrieb auf und stellte Fragen, sie versuchte nicht irgendwas aus ihnen herauszukitzeln und doch hatten beide das Gefühl voll und ganz verstanden zu werden. Und sie entdeckten auch Sachen am anderen an die sie wahrscheinlich gar nicht gedacht hätten.
Nach einer Stunde sagte marie:
"Okay ihr zwei. Danke für Offenheit, isch gebe eusch jetzt die fragebögen mit und hoffe ihr habt sie bis nächste Woche ausgefüllt und dann würde isch sagen bis nächste Woche. Macht es gut!" Als sie draußen vor der Praxis standen. War es still zwischen den beiden aber sie schauten sich tief in die Augen. Dann sank lukas in phillips Armen in eine feste und innige Umarmung.

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