2. What would MacGyver do?

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Mir war die brilliante Idee gekommen, die Türe mit einem alten Trick von Macgyver zu knacken. Ich hatte mithilfe eines ausgesteckten Kabels den Putz von der Wand gekratzt und den feinen Staub dann über die Türklinke gestreut, um die Elektronik zu täuschen und vorzugeben, jemand anders zu sein, als hätte ich mit Bleistiftpulver den Fingerabdruck eines anderen genommen und dann benutzt. Natürlich hatte ich dann noch mein T-Shirt über die Hand gezogen, als ich die Klinke getätigt hatte, aber das war nicht halb so wichtig, als dass es funktioniert hatte. Und da keiner der SHIELD-Agents besonders überrascht wirkte, als ich durch die Korridore irrte und mir sogar jemand den Weg nach draussen wies, kam ich bis zum Haupteingang des Triskelions. Es war frustrierend, ich konnte durch die Glastüren schon nach draussen sehen, aber ich wurde erwischt. Und zwar nicht aus dem naheliegenden Grund, dass irgendwer entdeckt hatte, dass ich abgehauen war und deswegen einen Grossalarm ausgelöst hatte, sondern weil Maria Hill, die mich leider kannte, sich einen Kaffee holte. Es war ein riesiger Zufall: Eine von den vielleicht 6 Leuten aus SHIELD, die wussten, wer ich war, von denen 3 mich sicher wieder vergessen hatten, holte sich genau dann einen Kaffee, wenn ich, an der Kaffeemaschine in der Eingangshalle vorbeilaufend, heimlich aus dem Triskelion verschwinden wollte, auch wenn ich wusste, dass ich in DC und nicht in meiner Heimatstadt New York war. Und dass sich Maria Hill dann auch noch genau in dem Moment umdrehte, in dem ich direkt in ihrem Blickfeld war, konnte man schlicht und einfach nur als absolutes Pech bezeichnen, als hätte das Universum sich vorgenommen, mich scheitern zu lassen, nur um sich dann darüber kaputtzulachen. Es war wirklich nicht angenehm, zurück zum Computerraum geschleift zu werden, vor allem, weil es irgendwie fürchterlich peinlich war. Ausserdem schloss Maria Hill die Türe danach mit einem gewöhnlichen Schloss ab, was das ausbrechen ganz und gar unmöglich machte. Das ich danach Kaffee im Allgemeinen verfluchte, war naheliegend. Dabei hatte ich das Gesöff sowieso nie gemocht. Ich war mir nicht sicher, ob Montag oder Dienstag war, aber auf jeden Fall war es ein gewöhnlicher Wochentag, als plötzlich die Türe aufging und ein grinsender Tony Stark auf der Schwelle stand. Er hatte eine riesige Flasche Cola in der Hand. Mein Blick wanderte von ihm zur Cola und wieder zurück und ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. «Wie haben Sie denn das Schloss aufbekommen, das da vor der Türe hängt?», fragte ich skeptisch, anstatt ihn zu begrüssen. «Ich glaube nicht, dass Fury Sie hereingelassen hat.»

Er verzog das Gesicht. «Das mit dem Begrüssen üben wir noch einmal.» Er trat aus der Tür, verschloss sie und kam noch einmal herein. Ich seufzte. «Guten Tag, Tony. Wie schön, dass sie mal wieder vorbeikommen. Das habe ich nicht erwartet», sagte er enthusiastisch. «Komm schon, sprich mir nach!»

Ich seufzte erneut. «Das werde ich definitiv nicht tun.»

Tony zuckte die Schultern, schnappte sich den Stuhl, auf den er sich schon das letzte Mal gesetzt hatte und zog die Türe hinter sich zu. «Tja, du hast Glück, dass ich zu faul bin, noch einmal herauszugehen.»

«Darf ich erfahren, was sie mit der Cola vorhaben?»

Er grinste. «Klar. Ich habe sie dir mitgebracht. Den ganzen Weg von New York hierher.»

«Wie schaffen Sie das eigentlich? Ich meine... D.C liegt laut meinen miesen Geographiekenntnissen ziemlich weit weg von New York. Sie wohnen doch in New York, mit dem Tower und so, oder?»

«Manchmal», kam es wage zurück. Stark stellte die Colaflasche auf den Tisch und schob sie zu mir rüber. «Alles deins. Ich habe schon genug von dem Teufelszeug getrunken. Eigentlich waren es einmal zwei Flaschen.»

Ich lachte auf. «So gierig waren Sie?»

Er verzog beleidigt das Gesicht. «Wer sagt etwas von gierig? Ich hatte einfach Durst!»

«Den haben Sie sicher immer noch. Cola ist kein besonders guter Durstlöscher.»

«Das habe ich auch bemerkt», brummelte Tony. «Nachdem die erste Flasche leer war.»

Diaries of RogersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt