zwei

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Die letzte Schulwoche vor den langen Sommerferien hat begonnen. Mit ihren Eltern hat Freja nicht wirklich gesprochen.

Bevor sie auf das Schulgelände gehen konnte, fängt jemand sie ab. Freja wird an die Mauer der Schule gedrückt. Sie muss lächeln, als sie sieht, wer sie da gerade abgehalten hat, in die Schule zu gehen. Es ist ihre Freundin Sky, die Freja nun einen Kuss auf den Mund drückt. Noch bevor Freja sich panisch umblicken kann, sagt Sky: "Keine Sorge. Uns sieht keiner. Hier sind überall Büsche." Erleichtert atmet Freja aus und küsst ihre Freundin nochmal. "Sorry, aber ich will nicht, dass irgendjemand etwas über meinen Beziehungsstatus weiß." "Das weiß ich doch, noch zwei Jahre, dann sind wir fertig mit Schule.", sagt Sky freudig. "Aber mal was anderes... Du hast mich am Wochenende gar nicht angerufen. Du wolltest dich doch bei deinen Eltern outen, oder? Wie lief's?" Freja drückt sich mit einem Bein von der Mauer weg und kommt gefolgt von Sky aus dem Gebüsch hervor. "Mhh, naja... Ich habe dich nicht angerufen, weil ich es meinen Eltern nicht gesagt habe.", sagt Freja. Zusammen gehen sie in den Klassenraum. "Warum denn nicht, Süße?", fragt Sky ehrlich verwundert. Freja zuckt mit den Schultern. "Ich glaube, ich habe einfach Angst, dass sie es nicht akzeptieren."
Das Klingeln unterbricht das Gespräch und der Lehrer beginnt mit dem Unterricht.

Die nächsten Tage redet das Paar gar nicht mehr über Frejas Outing.

Gähnend stützt Freja ihren Kopf auf ihre Hand. Es ist die letzte Stunde vor den Ferien, in denen noch richtiger Unterricht stattfindet. Am nächsten Tag ist schon die Zeugnisausgabe.

Der Junge vom Tisch neben ihr tippt sie an und drückt ihr einen Zettel in die Hand. Sie öffnet ihn.

Gehen wir nach der Schule ins Diner und trinken was? Sky

Freja dreht sich zu Sky um. Lächelnd nickt sie.

Nach dem Ende der Stunde trifft sich Freja mit Sky vor der Schule und gemeinsam gehen sie zu deren Lieblingsdiner, dem Flame Diner.
Sky greift nach Frejas Hand: "Wenn du willst, kann ich auch dabei sein, wenn du es ihnen sagst." Doch Freja ist völlig woanders mit ihren Gedanken. Sky beginnt mit ihren Fingern vor das Gesicht ihrer Freundin zu schnippsen. "Hallo?! Erde an meine wunderschöne Freundin, die mir irgendwie nicht zuhört!" Freja zuckt beirrt zusammen. "Ja, sorry, bin hier. Was hast du gesagt?"
Sky seufzt. "Was ist denn bloß los mit dir? Du bist die ganze Woche schon so komisch drauf." "E-es ist nichts. Ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit meinen Eltern. Nichts schlimmes...", sagt Freja und zuckt die Achseln. Diese schwammige Antwort ihrer Freundin macht Sky wütend. "Ach ja?! Eine Auseinandersetzung mit den Eltern? Weil du ja auch der einzige Teenager bist, der Probleme mit seinen Eltern hat. Weißt du was, Freja? Ich glaube, du willst gar nicht mit mir zusammen sein. Verdammt, ich bin mir nicht mal sicher, ob du wirklich Frauen magst, wenn du es deinen Eltern immer noch nicht erzählt hast.", Sky wird immer lauter, weswegen nun einige andere Besucher des Diners zu ihnen herübergucken. Freja hatte nun ein schlechtes Gewissen. "Nein, Sky, das ist es nicht. Ich weiß, dass ich Männer und Frauen mag. Und vor allem weiß ich, dass ich mit dir zusammen sein will." Sky verschränkt ihre Arme vor der Brust. "Okay, ich rede heute mit meinen Eltern. Gleich wenn ich nach Hause komme. Ich werde ihnen sagen, dass ich ihnen morgen jemanden vorstellen will. Und dann kommst du am Freitag zum Dinner zu mir und wir reden mit ihnen. Was hälst du davon?", schlägt Freja vor. Skys Mundwinkel gehen nach oben. "Bin dabei.", sagt sie und küsst Freja.

Am frühen Abend kehrt Freja von dem Treffen im Diner heim. "Mum, Dad, ich bin wieder da." Sie bekommt keine Antwort, weswegen sie in ihr Zimmer geht. Aus dem Arbeitszimmer ihrer Eltern hört sie Stimmen, doch es sind nicht die ihrer Eltern. Ihre Neugierde überkommt Freja und sie legt ihr Ohr an die Tür.

"... nein, ich verstehe es nicht. Arnim Zola selbst hat den Versuch erstellt. Alles wurde nach seiner Anleitung gemacht. Ihre Tochter muss lügen, Mister and Misses Smith.", sagt eine unbekannte, männliche Stimme.
"Nein, nein, nein.", die verzweifelte Stimme von Frejas Mutter erfüllt nun den Raum.
Die unbekannte Stimme ergreift wieder das Wort: "Agents, sie muss untersucht werden. Ein Quartier in Queens wird sich darum kümmern. Dort finden wir heraus, ob das Experiment ein Erfolg war. Ich rufe gleich meinen Abteilungsleiter an und schreibe Ihnen eine E-Mail."

Da Freja merkt, dass sich das Gespräch dem Ende zuneigt, zieht sie sich schnell in ihr Zimmer zurück. Was war das denn schon wieder? Freja versteht gar nichts mehr.

"Essen!", ertönt die Stimme von Frejas Mutter.
Mit gemischten Gefühlen setzt sich Freja an den Tisch. Es gibt Salat und gebratenen Tofu. "Morgen hast du es geschafft, Schatz.", sagt Marina stolz. "Dann bist du schon elfte Klasse, ein Junior.", meint ihr Vater gespielt emotional, um seine Frau aufzuziehen. Wegen der Späße ihres Mannes verdreht Marina die Augen. "Und? Wie wird das Zeugnis, was denkst du?" Freja zuckt mit den Schultern und versucht zu lächeln. "Ich vermute das Übliche. Sport und Englisch eins, der Rest wahrscheinlich zwei und drei." Stolz sehen sich die Eltern in die Augen. Harold spricht: "Wir sind ja so stolz auf dich." "Und Freja Liebling...", beginnt Harold. "... Wir müssen dir noch etwas erzählen. Wir ziehen um." Perplex lässt Freja ihre Gabel fallen, die klirrend auf dem Teller aufkommt. "Warum das denn?", sagt sie mit unverständnisvoller Stimme. "Wegen der Arbeit.", antwortet ihre Mutter knapp. "Ist es wegen Hydra? Erzählt ihr mir, was es ist?", neugierig blickt Freja ihre Eltern an. Harold und Marina seufzen. "Schatz, gedulde dich noch ein wenig."
"Nie erzählt ihr mir irgendwas! Und gerade heute Abend erzählt ihr mir, dass wir wegziehen?! Ich wollte euch heute was Wichtiges mitteilen! Und überhaupt wo ist denn die 'neue' Arbeit?" "Was Wichtiges mitteilen? Schatz, was denn?", fragt Marina. Freja verschränkt ihre Arme vor der Brust. "Ist jetzt ohnehin egal. Wir ziehen ja sowieso weg." "Freja, wir ziehen nach Queens. Das ist nicht so weit weg. Was ist denn los? Hast du Probleme in der Schule?", sagt Harold. "Nein, in der Schule ist alles gut, Dad. Macht euch keine Sorge. Es ist nur... Ich wollte euch jemanden vorstellen." Marina und Harold sehen sich vielsagend ein. Marina ergreift das Wort: "Einen Jungen? Du hast einen Freund?"

Freja nimmt all ihren Mut zusammen. "Nicht ganz, es ist meine Freundin. Ich wollte sie morgen zum Dinner einladen." "Oh.", macht Harold. "Das kommt jetzt doch eher unerwartet, Freja-Liebes."
Ohne etwas zu sagen, steht Marina vom Tisch auf und verlässt die Küche. Entschuldigend sieht Harold Freja an und geht seiner Frau nach.

Lokisdóttir || Avengers FFWhere stories live. Discover now