PoV. Harry
Meine Zähne klappern und ich schlinge mir zitternd mit klammen Fingern den rot- goldenen Schal ein zweites Mal um den Hals.
Es ist kalt.
So eisig, dass ich sehe wie mein Atmen in kleinen Wölkchen gen Himmel steigt. Dorthin, wo ich hoffe, dass er jetzt ist und sich über mich kaputtlacht, weil ich wie ein Häufchen Elend vor einem hässlichen grauen Betonstein kniee.
Die Schrift auf dem Grabstein ist deutlich lesbar und das macht es noch schlimmer. Ich habe Molly gebeten, irgendeinen Strauch davor zu pflanzen. Sie hat stumm genickt und sich wieder den fahrig und viel zu locker gestrickten Socken gewidmet. Dann hat sie noch einmal hochgesehen und mir direkt in die Augen.
Und das war wieder einer der vielen Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte und wir hatten Beide zu weinen begonnen.
In den vergangenen Wochen ist das viel zu oft passiert. Heute war es einen Monat her. Einen verdammten Monat und es fühlte sich trotzdem so an, als hätte ich erst vor wenigen Stunden gesehen, wie er hilflos unter die Wasseroberfläche gezogen worden war.
Es war meine Schuld.
Nur meine.
Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, würde Ron noch leben. Was bin ich für ein Mensch, der die Zauberwelt vor dem dunkelsten Zauberer der letzten Jahrzehnte gerettet hatte, aber nicht fähig ist, seinen besten Freund vor Wasserdämonen zu beschützen?
Ich bin einfach nur erbärmlich.
Mein Blick huscht über die gefrorene Erde des Grabes auf der ein einsamer Mistelzweig liegt. Darum drapiert liegen einzelne magische Rosen.
Sie sollen die Gefühle der anwesenden Person widerspiegeln.
Jetzt sind sie pechschwarz.
‚Wie meine Seele', denke ich verbittert.
Und da ist es wieder. Ich tue es tatsächlich ständig.
Ich versinke in Selbstmitleid.
Ginny hat wohl auf eine gewisse Art und Weise Recht.
Ich ertrage Verluste nicht. Niemand tut das leicht, aber ich kann es gar nicht.
Es ist wie in unserem fünften Schuljahr. Als wolle eine geheime Macht mir nach und nach jeden Stützpfeiler nehmen, bis ich zusammenbreche. Erst meine Eltern, dann die gescheiterte Beziehung mit Ginny und jetzt auch noch Ron.
Und trotz all dem, scheint mein Herz immer noch fest entschlossen zu sein, mein Leben noch mehr zu ruinieren.
Ein leises Husten lässt mich herumfahren. „Hermine?", krächze ich, als ich die junge Frau die hinter mir in einem langen schwarzen Mantel, einer roten Mütze und einem goldenen Schal steht, erkenne.
Sie erwidert nichts und sieht mich einfach nur aus traurigen Augen an. Das sonst leuchtende Haselnussbraun ist matt, ihre Pupillen unnatürlich groß, als hätte sie seit Tagen keinen Schlaf gehabt. Passend dazu hat sie tiefe, dunkle Ringe unter den Augen und ihre Haut wirkt schlaff.
Kurz um, sie sieht wahnsinnig alt aus.
„Du tust es schon wieder, oder? Du gibst dir die Schuld, nicht wahr?", flüstert sie leise während sie sich vorsichtig neben mich kniet und einen Strauß blutroter Rosen scheinbar aus dem Nichts hervorzieht bevor sie ihn zu dem Mistelzweig legt.
Plötzlich zittert der Mistelzweig, dann reckt sich neben den Rosen ein zartes Lavendel Pflänzchen todesmutig dem eisigen Wind entgegen.
Ein stiller Gruß von Lavender.
DU LIEST GERADE
𝟙𝟘 𝕞𝕒𝕘𝕚𝕤𝕔𝕙𝕖 𝕙𝕒𝕣𝕣𝕪 𝕡𝕠𝕥𝕥𝕖𝕣 𝕠𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥𝕤
Fanfiction-𝕙𝕒𝕣𝕞𝕚𝕠𝕟𝕖 (𝕓𝕚𝕥𝕥𝕖𝕣𝕤üß) -𝕨𝕠𝕝𝕗𝕤𝕥𝕒𝕣 (𝕕𝕖𝕚𝕟 𝕥𝕚𝕞𝕚𝕟𝕘 𝕚𝕤𝕥 𝕝𝕖𝕘𝕖𝕟𝕕ä𝕣, 𝕛𝕒𝕞𝕖𝕤) -𝕗𝕝𝕚𝕟𝕥𝕨𝕠𝕠𝕕 (𝕨𝕖 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 𝕝𝕠𝕧𝕖 𝕚𝕟 𝕒 𝕙𝕠𝕡𝕖𝕝𝕖𝕤𝕤 𝕡𝕝𝕒𝕔𝕖) -𝕤𝕔𝕠𝕣𝕓𝕦𝕤 (𝕜𝕚𝕥𝕤𝕔𝕙𝕚𝕘𝕖 𝕝𝕚𝕖𝕓𝕖𝕤𝕣𝕠...