Gedanken

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Guten Abend!
Ich habe ein frisches neues Kapitel für euch im Gepäck, zwar nicht ganz so lang, aber ich bin zufrieden.

Viel Spaß beim Lesen?

Kapitelname: Gedanken

Wörterzahl: 866

Vorkommende Personen: Richard Kruspe, Alex und Jan Kimmer

Sicht: Richard


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Die Tage vergehen wie im Flug, ich habe nichts weiter von Paul gehört. So langsam ist meine Wut auf ihn abgeklungen, aber ich traue mich auch nicht, nach Berlin zu fahren und mit ihm zu reden. Ich bin in Hamburg geblieben, meine Geschwister stört es nicht, dass ich hier jetzt quasi wohne. Aber ich vermisse auch die anderen Jungs. Wie soll es nur weitergehen mit Rammstein? Wir bringen bald ein Album heraus, gehen auf Tour. Warum bin ich nur so stur? Ich meine, es ist ja eigentlich nicht mal was passiert, wir haben uns wegen nichts gestritten. Nur weil die Depressionen mich wiederergriffen haben, bin ich so ein Arschloch zu ihm gewesen. Er wollte uns doch eine Chance geben. Warum bin ich nur so ein Idiot.

Ich stehe auf der Terrasse und rauche eine Zigarette, meine Brüder gesellen sich dazu, zünden sich ebenfalls eine Zippe an.

„Du weißt, dass du mit ihm reden musst, oder? Sonst geht die Band kaputt und das willst du doch nicht", fängt einer der beiden an.

„Das möchte ich auf gar keinen Fall. Aber was ist, wenn sie mich gar nicht zurückwollen, wenn sie schon einen Ersatz für mich gefunden haben", ich seufze und drücke die Zigarette im Aschenbecher aus.

„Jesus! Dein Pessimismus geht mir so auf die Eier. Sonst hast du doch auch immer den Arsch in der Hose, aber wenn es um Liebe und Beziehung geht, ziehst du den Schwanz ein. Fahr nach Berlin, rede mit Paul und auch mit dem Rest! Vertrau mir, es wird sich zum Positiven wenden."

„Ich muss darüber nachdenken. Ich gehe eine Runde spazieren", sage ich nur und verlasse die Terrasse.

Es ist nicht weit bis zum nächsten Park. Ich habe mir eine Mütze und eine Sonnenbrille aufgesetzt, damit mich die Menschen nicht erkennen. Im Moment habe ich nicht die größte Lust auf Fans, auch wenn ich sie sonst so gerne habe.

          Meine Gedanken kreise und wandern in die unterschiedlichsten Richtungen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ist der richtige Weg? Sauer trete ich gegen einen Stein, der auf die grüne Wiese kullert.

„Warum kann nicht alles einfach sein?"

„Weil deine Welt nicht einfach ist", sagt eine männliche Stimme.

           Hinter einem Busch kommt ein junger Mann hervor, vielleicht erst 20 Jahre. Er trägt einen schwarzen Pullover, eine etwas zu große, schwarze Jeans, Stiefel und fingerlose Handschuhe.

„Und wer sind Sie?"

„Nenn mich einfach Dave. Ich habe schon viele denkende Menschen in diesem Park gesehen, aber noch keiner hat seine Gedanken laut ausgesprochen."

„Bist du öfter hier?"

„Mein zweites zu Hause. Tagein tagaus sitze ich hier auf der Wiese und beobachte die Menschen. Jeder von ihnen hat etwas auf der Seele, ob das lachende Kind oder der Jogger. Ich sehe, deine Seele brennt besonders, dein armes Herz weint. Vielleicht habe ich ja eine Idee, wie du das Problem aus der Welt schaffen kannst. Weißt du, ich bin auch ein Denker, aber ich finde Idee. Ich gehe den einfachen Weg, sonst wäre auch meine Welt nicht einfach."

„Du bist ziemlich merkwürdig."

„Oh das sagen viele. Deshalb spricht auch kaum einer mit mir. Ich soll Drogenjunkie sein oder Alkoholkrank", er flüstert es mir quasi zu und kommt mir dadurch ziemlich nahe, „Verblendete Sichtweise, weißte? Also, erzähl dem lieben Dave von deinem Problem und ich helfe dir unverzüglich."

„Also gut, ich vertraue dir mal. Auch wenn das schon verrückt ist. Es gibt da jemanden, den ich sehr gerne habe. Wir hatten Streit und jetzt droht alles zu zerbrechen. Die Freundschaft zu dieser Person, die Möglichkeit, mit ihr zusammenzukommen. Aber auch die Freundschaft zu meinen besten Freunden. Aber ich traue mich nicht, zurück zu fahren und mit ihnen zu sprechen. Ich habe da Angst vor, schließlich weiß ich nicht, wie sie auf mich reagieren werden. Vielleicht haben sie mich auch schon ersetzt...", ich sehe zu Boden.

„Also wenn es deine besten Freunde sind, dann werden sie dich nicht ersetzen. Kein Witz, das machen wahre Freunde nicht. Warum nicht einfach wagen. Das Leben ist doch viel zu kurz, um ewig über Dinge nachzudenken, hm? Geh hin, klär die Dinge und entweder es erscheint die Sonne oder es beginnt zu regnen. Aber irgendwann ziehen die grauen Wolken vorbei und die Welt erhellt wieder. Versuch es, bevor du wirklich alles verlierst. Denk nicht nach, mach was du willst. Glaub mir, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich habe schon verloren und deshalb bin ich jetzt Denker. Willst du enden wie ich? In einem Park, den ganzen Tag Menschen beobachten und nie spricht einer mit dir?"

„Nein, das möchte ich ehrlich gesagt nicht."

„Dann geh. Geh zu ihnen zurück, denn das ist der einfachste Weg, mein Freund. Denk an meine Worte", Dave lächelt.

         Ich nicke entschlossen, das werde ich tun. Ich habe die Chance glücklich zu werden und diese muss ich ergreifen, jetzt!

„Vielen Dank, Dave."

         Er nickt und verschwindet wieder hinter seinem Gebüsch, während ich mich auf den Weg zurück mache. Zurück zu meinen Freunden und zurück zu meinem Paul!

Liebe Ist Für Alle Da - Auch Für SieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt