Härte

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Einen schönen guten Abend!
Auch hier kommt endlich nach langen Monaten ein neues Kapitel, mal wieder habe ich hierfür neue Ideen und ich hoffe sehr, dass ich sie diesmal behalte und auch wirklich für gut befinde. Derzeit ist es so.
Wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Kapitelname: Härte

Wörterzahl: 1320

Vorkommende Personen: OCs (Alex, Jan und Tanja Kimmer), Richard Kruspe, Paul Landers

Sicht: Richard:

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Das Gefühl nicht loszuwerden, nicht die Person, die sich jeder wünscht, ist wirklich hart und zerrt an meinen Nerven, vor allem an meiner Seele. Aber sage ich, was mich bedrückt oder dass etwas nicht stimmt? Natürlich nicht, warum sollte ich auch? Es fragt niemand. So lange der Schein nicht trügt, ist alles in bester Ordnung. Zumindest außerhalb.

Die Lage zwischen Paul und mir? Stabil. Wir sprachen nie mehr darüber, was in jener Weihnachtsnacht geschehen war. Irgendwo tut es mir im Herzen weh, aber mit der Zeit habe ich mich damit abgefunden. Wenn er nicht will, ich kann ihn ja zu nichts zwingen.

Mittlerweile sind wir dabei, Videos für unser neues Album zu drehen. Zudem stehen die letzten Sehnsucht Konzerte an. Die ganze Arbeit lenkt mich zum Glück von meinen Gedanken ab. Aber ich will nicht so enden, wie in meiner Drogenzeit. Ich passe auf, dass es nicht so endet. Noch.

In meiner freien Zeit bin ich eigentlich immer in Hamburg bei meinen Geschwistern, so habe ich eine möglichst große Trennung zu Paul und zu meinen Gedanken. Den Jungs sage ich einfach, dass ich ihnen nebenbei bei einem neuen Album helfe. Das tue ich gewiss auch, aber es ist eben nicht der Hauptgrund.

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Jan steht in der Küche und kocht das Abendessen, Alex hilft ihm dabei. Tanja und ich liegen im Wohnzimmer auf der Couch und gucken einen Film, aber heute kann ich mich nicht so wirklich darauf konzentrieren. Es ergeht mir schon den gesamten Tag so. Könnte eventuell daran liegen, dass in zwei Tage der Videodreh zu Sonne ansteht und es danach nach Amerika geht. Es macht mir jetzt schon Bauchschmerzen.
„Richard? Bist du geistig eigentlich noch anwesend oder schon auf Tour?", neckt meine Schwester mich und wirft mich mit einem Kissen ab.
„Alles gut", ich werfe das Kissen zurück und versuche, mich zu entspannen.
„Ach komm, den Blick kenn ich. Du hast etwas. Komm schon, sag es mir. So von Homo zu Homo."
„Ich bin immer noch bisexuell, du neugieriges Etwas. Aber um deine unausgesprochene Frage zu beantworten; es hat nichts mit Paul zu tun, okay?", ich schüttle den Kopf.
„Ist ja gut. Du bist nur schon seit Wochen wie ein wandelnder Trauerklos. Wieso erzählst du also nicht, was nicht mit dir stimmt. Ich mag dich nämlich nicht eines Tages aus den dunklen Kiezecken oder vom Hauptbahnhof kratzen", Tanja mustert mich ernst.
„Wird nicht passieren, dass habe ich euch doch schon mal versprochen. Die Zeiten sind vorbei."
       Tanja lehnt sich wieder zurück und schaut auf den Fernseher, aber ich spüre ihre innere Unruhe. Einer der Eineiigen unterbricht die leicht bedrückte Stimmung mit seiner guten Laune.
„Wollt ihr nur auf der Couch sitzen und fernsehen oder wollt ihr auch was zu essen haben? Jan und ich können auch ebenso gut allein alles aufessen."
„Denk nicht mal dran, Vielfraß", knurrt Tanja und steht auf.
        Ich kommentiere die Unterhaltung nicht, sondern gehe einfach in die Küche. Dabei höre ich noch Alex Worte, dass er demnächst eine Flasche Lachgas holt, wenn ich nicht langsam mal bessere Laune kriege.

Ich gebe zu, dass meine Laune an einigen Tagen wirklich für die Tonne ist. Aber das habe ich mir ja nicht ausgesucht, dass haben meine dämlichen Gefühle für sich entschieden und jetzt muss ich sehen, wie ich damit zurechtkomme.

Aber nun ist erst einmal das Essen interessant, wenigstens eine Sache, die mir immer noch Freude macht. Jan stellt mir einen Teller mit dampfenden Nudeln und Bolognese unter die Nase. Ich habe auch einen ziemlichen Hunger, aufgrund von der Arbeit kamen wir den gesamten Tag nicht zum Essen. Außer vielleicht Süßigkeiten, aber die sind nicht wirklich mein Fall.
„Guten Appetit", wünscht Jan noch, ehe wir uns alle auf das Essen stürzen und jegliche Gespräche einstellen.

Gut gesättigt und auch schon etwas müde, befinden wir uns nun wieder auf der Couch und sehen einen weiteren Film. Tanja hat sich an mich gelehnt und döst. Auch ich bin kurz davor einzuschlafen, doch dann klingelt es an der Tür. Tanja öffnet müde die Augen.
„Wer will denn um diese Zeit noch was?", fragt Alex genervt und steht auf, verschwindet in den Flur.

Nur wenige Sekunden später kommt er zurück.
„Es ist für dich, Richard."
        Leicht irritiert stehe ich also auf und gehe an die Tür, an dessen Türrahmen doch tatsächlich Paul lehnt. Ich staune nicht schlecht, was macht er denn hier?
„Paul?"
„Hey... kann ich mal mit dir reden? Allein?"
        Ich werfe einen Blick Richtung Wohnzimmer, ehe ich meine Schuhe überstreife, mir meine Jacke anziehe und mit nach draußen komme.
„Kann ich wenigstens rauchen", sage ich, „Gehen wir ein Stück?"
„Wenn du dich hier auskennst."
        Paul wirkt auf mich nervös. Was verschlägt ihn überhaupt hierher, es muss ja etwas sehr Wichtiges sein,
„Was machst du hier in Hamburg?"
„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Seit Wochen fährst du immer hier her, wenn wir mal nicht am Album arbeiten oder auf Tour sind. Ich möchte gerne verstehen, warum das so ist."
„Darf ich nicht mal meine Geschwister besuchen? Woher hast du überhaupt ihre Adresse?"
„Auf der Tour hast du doch mal einen Brief an sie geschrieben und ich habe mir die Adresse gemerkt. Natürlich darfst du deine Geschwister besuchen, aber mir kommt es so vor, als ob du vor uns fliehen wollen würdest. Vielleicht sogar vor mir. Ich meine, wenn wir unterwegs sind, willst du nichts mit mir allein machen."
         Ich antworte darauf nicht, sondern zünde mir eine Zigarette an. Wie soll ich ihm das denn am besten erklären?
„Es ist seit Weihnachten so. Liegt es vielleicht an dem, was ich zu dir gesagt habe? Nach dieser Nacht meine ich."
„Mein Gott Paul, du stellst das dar, als hätten wir miteinander geschlafen! Wir haben uns geküsst, ja. Du wolltest trotzdem nichts von mir, was ich nicht so ganz verstehe, weil man ja nicht einfach so seinen besten Freund küsst, aber für mich ist das Thema erledigt."
„Dann ist ja alles in Ordnung", Pauls Miene hält sich auf.
          Ach, wenn er doch wüsste...
„Ich hatte einfach Angst. Ich meine, da standen auf einmal deine Brüder im Raum und haben uns gesehen und in meinem Kopf fanden automatisch tausende Vorstellungen statt. Die Welt ist nun mal noch nicht tolerant genug, wir sind erst am Anfang des 21. Jahrhunderts. Vielleicht wird das in zehn Jahren besser sein."
„Ach so, dann kann ich also in zehn Jahren noch mal anfragen, ob du noch Lust auf eine Beziehung hast. Schöner Vorschlag", ich verdrehe genervt die Augen, „Wieso bist du hier? Ich will eine Antwort, sonst gehe ich zurück."
„Weil ich wissen will, was mit dir los ist, warum du mich meidest! Weil ich mir Sorgen mache um dich, du redest ja nicht mehr mit mir!"
„Danke, mir geht es blendend. Also kannst du jetzt brav wieder zurück nach Berlin fahren und wir sehen uns in zwei Tagen wieder."
„Ich dachte wirklich, dass du dich freust, wenn ich herkomme. Dass ich mich mal erklären kann und ich habe sogar ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich der ganzen Sache eine Chance geben sollte. Aber du bist einfach nur widerwärtig und ekelhaft geworden, darauf kann nicht nur ich, darauf können wir alle verzichten!"
„Ja dann geh doch! Dann ist erst recht alles kaputt!"
„Dass ist es schon, Richard. Dass ist es schon."
        Ich gehe einfach, ich will ihn nicht mehr sehen und nicht mehr hören. Meine Brust schmerzt, in meinen Augen sammeln mich Tränen. Ich habe grade jahrelange Freundschaft weggeworfen, jetzt habe ich wirklich nichts mehr, außer meine Geschwister. Aber vielleicht öffnet die Welt neue Tore für mich. Irgendwann, irgendwie. Vielleicht. Das war's. Aus.

Liebe Ist Für Alle Da - Auch Für SieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt