Kapitel 7

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June

Erschöpft ließ ich mich auf eine Parkbank fallen. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren und holte Luft.

Es war verdammt heiß für einen Morgen im September. Mein Shirt klebte nass an meiner Brust und Schweißperlen liefen meine Stirn hinab.

Wie jeden Samstagmorgen war ich eine Runde zum Joggen in den Commodore Barry Park gegangen, um den Kopf frei zu bekommen.

Unter der Woche hatte ich dank der Uni weder die Zeit noch die nötige Motivation dazu, regelmäßig Sport zu machen.

Ich beobachtete ein paar Kinder, die sich nur wenige Meter weiter auf einem Spielplatz austobten. Vollkommen sorglos spielten sie miteinander. Lachend und kreischend. Mich störte es nicht, dass sie so laut waren. Sollte es auch nicht, denn schließlich studierte ich Lehramt und das schon im dritten Semester. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich freute mich schon darauf, irgendwann mal selbst in einer Grundschule unterrichten zu können.

Als ich ein kleines Mädchen mit einer rothaarigen Mähne sah, das soeben die Rutsche hinaufkletterte, erwischte ich mich dabei, wie ich an die gestrige Nacht dachte. An die Begegnung mit Cinderella. Ich musste grinsen. Sie hatte einen ganz schönen Abgang hingelegt. Irgendwie war sie mir sympathisch, so verpeilt wie sie war. Ich schluckte, als ich an ihre unschuldigen, haselnussbraunen Augen denken musste, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatten. Sie hatte so ängstlich ausgesehen.

Dieser Widerling konnte gottfroh sein, dass ich mich zusammengerissen hatte. Ich konnte darauf verzichten, zum wiederholten Mal gefeuert zu werden. Denn ansonsten hätte ich ihn blau und grün geschlagen. Ich konnte solche Typen nicht ausstehen. Niemand durfte eine Frau so behandeln.

Eines der Kinder fing lauthals an zu schreien und beförderte mich aus meinen Gedanken zurück in den Park.

Auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung ging ich noch schnell bei Ciels, Jasons und meinem Lieblingsasiaten in der South Portland Avenue vorbei und holte uns drei Nudelboxen mit Hähnchen und extra vielen Frühlingsrollen. Süß-sauer, versteht sich.

Unsere WG war vermutlich das Klischee einer typischen Männerwohngemeinschaft. Ciel, Jason und ich hatten uns in unseren ersten Wochen an der Uni kennengelernt und uns auf Anbieb gut verstanden. Als sich dann die Gelegenheit geboten hatte zusammenzuziehen, haben wir diese sofort ergriffen.

Jetzt wohnten wir also zu dritt in Fort Greene. Unsere Wohnung war zugegebenermaßen die reinste Müllhalde. Was erwartete man auch, wenn die drei größten Chaoten aus ganz New York zusammenwohnen.

Aber wie heißt es so schön: Man lebt ja bekanntlich nur einmal. Und deshalb gab es bei uns eben eine Fertig-Nudelbox vom Asiaten zum Frühstück. Ende der Diskussion.

Ciel war Franzose. Er lebte schon seit einigen Jahren in den USA. Mit zwölf Jahren war er zu seiner Tante nach New Orleans gezogen und hatte seine Heimat Frankreich zurückgelassen. Den Grund dafür kannten Jason und ich nicht. Jason war auf einer Ranch in Texas großgeworden. Somit war ich also der einzige waschechte New Yorker in unserer Gruppe.

Ich öffnete schwungvoll die Wohnungstür, kickte meine Schuhe in die Ecke und schmiss meinen Mantel darüber. Es würde sich nicht lohnen, ihn überhaupt erst aufzuhängen, ich würde ihn ja sowieso später wieder brauchen.

Ich stellte die drei Nudelboxen auf dem Küchentresen ab und ließ eine Kanne Kaffee durchlaufen. Kaffee stand bei uns (genauso wie Fastfood) viel zu oft auf dem Programm.

Angelockt von dem herrlichen Geruch von Kaffee und Essen betraten Ciel und Jason nur wenig später die Küche und ließen sich auf die Barhocker fallen.

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