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Bereits von weitem sehe ich das Auto meiner Schwester vor das ehemalige Hauptquartier fahren. Und sobald ich ihr Auto sehe, weiß ich, dass ich ihr den falschen Rat gegeben habe. Das es sich nicht gelohnt hat, für ein Arschloch wie Steve zu kämpfen. Und obwohl ich nicht einmal weiß, was Steve getan hat, oder wie es Adriana geht, gebe ich mir bereits die Schuld für ihre Gefühle.

Gerade als ich vor die Tür trete, steigt Ria aus. Ihre Augen sind rot und geschwollen, Tränen benetzen ihre Wangen, ihre Haare sind zerzaust und ihre Kleidung völlig verrutscht. Schnell gehe ich auf sie zu. Nebenbei laufen die Kinder raus und toben wieder auf der Wiese rum. Scheinbar wissen sie immer noch nicht, was für ein widerlicher Dreckssack Steve ist.

Adriana läuft gleich in meine ausgestreckten Arme. Sie schluchzt bitterlich. Ihr Tränen tränken mein teures Jacket, doch ich könnte ihr nicht einmal böse sein, wenn ich könnte. "Was ist passiert?", frage ich leise, streiche meiner Schwester eine klitschnasse Träne aus dem Gesicht. "Ich war mit den Kindern auf dem Spielplatz. Als ich zurückkam, lagen Sharon und Steve praktisch nackt im Bett", erklärt sie schluchzend. Es bricht mir das Herz, meine Schwester so zu sehen.

Als ich über ihre Schulter blicke, erkenne ich bereits Steves Auto. "Komm! Lass uns reingehen, bevor dieser Bastard dich noch umstimmt", meine ich leise. Während ich meine Schwester reinführe, rufe ich die Kinder, damit sie nicht von Steve verschleppt werden können.

Ich zeige meiner Schwester ihr Zimmer. Sobald ihre Tür geschlossen ist, höre ich Steve nach mir rufen. "Tony, lass mich zu ihr!", ruft er immer und immer wieder. "Wieso? Weil du es so willst? Hast du damit auch Sharon ins Bett gelockt? Ihr gesagt, dass du sie willst?" Meine Stimme ist ruhig. Doch jeder der mich kennt, weiß, dass in mir ein Sturm tobt. Ein Sturm aus Wut und Hass. Mein Beschützerinstinkt meiner kleinen Schwester gegenüber funktioniert noch blendend gut.

"Nein, weil ich es ihr erklären möchte", meint Steve. Auch er hat seine Stimme gesenkt. "Da gibt es nichts zu erklären, Steve! Du hast Mist gebaut und ihr Vertrauen missbraucht. Das hast du im Übrigen bei jedem Stark geschafft."-"Tony, ich will es ihr erklären", fleht Steve fast schon. Doch ich bin es so unfassbar leid, ihm jeden Scheiß zu verzeihen und dabei zuzusehen, wie er meine Schwester am laufenden Band verletzt.

"Hör zu, du elender Bastard! Meine Schwester und ihre Kinder sind ab jetzt tabu! Es gibt nichts zu erklären, dass du mit Sharon nackt in einem Bett lagst, ist Erklärung genug!", meine ich wütend. "Ich war halbnackt mit ihr in einem Bett, stimmt. Allerdings nur, weil sie bloß in Unterwäsche bekleidet in mein Zimmer gekommen ist, während ich mich umgezogen habe. Sie hat ihre Chance genutzt und Ria ist zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen!", versucht der Blonde sich rauszureden. "Ich denke, meine Schwester ist genau rechtzeitig gekommen. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre. Aber Gott sei dank sieht sie endlich, was für ein Volldepp du doch bist!", fauche ich wütend.

"Tony? Schon okay. Beruhig dich." Steve und ich drehen uns gleichzeitig zu meiner kleinen Schwester um. "Ria, bitte." Steve möchte auf meine Schwester zugehen, doch ich halte ihn davon ab. "Es wäre besser, du verlässt das Gebäude sofort." Steve sieht ein letztes Mal über meine Schulter zu Adriana, bevor er ergeben nickt und verschwindet.

Meine Schwester umarmt mich. "Danke. Für alles. Besonders das du dich, trotz meiner Worte, immer noch für mich einsetzt", meint sie leise. "Wir sind eine Familie, Ria. Und Familie lässt man nicht im Stich." Ich halte meine Schwester in meinen Armen. Und dieses Gefühl alleine sorgt schon für große Erleichterung.

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