Ein überraschender Start

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Moody war sehr schnell nach Kates Ankunft verschwunden. Kaum war Lily von Kates Familie begrüßt worden, grummelte er etwas von „wichtiger Mission“ und disapperierte mit einem Kopfnicken aus dem Pub. Insgeheim wusste sie, dass er einfach nur froh war, sie in anderen Händen zu wissen, und sich nicht mehr mit ihr abzugeben brauchte. Aber ihr war es recht so. Sein grummeliges Gehabe machte sie wahnsinnig – auch wenn sie ihm dankbar war, dass er es mit seiner schroffen Art dennoch schaffte, sie aufzuraffen.

Kate lenkte sie viel von ihren Eltern ab und Lily war sehr froh darum, sie um sich zu wissen.
Als der Brief von Hogwarts kam, staunte Kate nicht schlecht über das Gewicht von Lilys Brief und riss ihn auf, ehe Lily ihn in die Finger bekam. „Sag bloß, du bist wieder Vertrauens-… AAAAHH!!!!“ Sie stieß einen Schrei aus, als sie ein silbernes Abzeichen in die Luft hielt und das aufgeprägte S darauf begutachtete. „Bei Merlins…!“ Erst nach einigem Bitten und Betteln durfte Lily dann auch ihr ersehntes Schulsprecher-Abzeichen selbst bewundern.
Dank des Abzeichens ließ sich Lily (zu Kates Glück) wieder in die Öffentlichkeit ziehen. Kaum hatten sie sich jeweils eine neue Schuluniform („Als Schulsprecherin solltest du glänzend aussehen, Lily!“) und die für das kommende Schuljahr nötigen Zutaten und Bücher gekauft, verbrachten sie die restlichen Tage hauptsächlich damit, riesige Eisbecher bei Florian Fortesques Eissalon zu vernichten (während Kate immer wieder kichernd von ihrem Briefwechsel mit Remus erzählte) und probierten immer wieder neue Zauberhüte und bunte Umhänge in den verschiedensten Läden an. Kate suchte für sich und Lily neue Kleider raus und voll bepackt statteten sie ihrer Freundin Liz gelegentlich in der Buchhandlung ihrer Eltern einen kleinen Besuch ab.

Lily ließ sich überall mitziehen und genoss die kleine Ablenkung. Solange sie in dem bunten Treiben der Winkelgasse mitgerissen wurde, kam sie nicht in Versuchung, Trübsal zu blasen.
Lilys Eltern und den tosenden Krieg um sich verschwiegen sie. Wenn Kate sah, dass das Lächeln Lilys grüne Augen nie erreichte, versuchte sie, es sich nicht anmerken zu lassen. Doch ab und zu, wenn Kate glaubte, Lily sei so in den Schaufenstern vertieft, stahl sich ein kleiner schmerzverzerrter Blick in ihr Gesicht, der jedoch schnell wieder verschwand, sobald Lily sich zu ihr wandte.
In diesen Momenten griff sie Kates kleinen Finger mit dem ihren und hauchte leise „gegen den Rest“, während sie sich zu einem Lächeln zwang.
Gegen den Rest. Das wurde allmählich zu ihrer kleinen Floskel, aber es fühlte sich stärkend an. Es war eine Floskel, die Lily fast mehr zu sich, als zu Kate sprach, um sich selbst auch etwas Mut zuzusprechen. Aber auch, um sich selbst immer wieder zu zeigen, dass sie nicht alleine ist.

Die Zeit verging mit Kate wie im Flug – und eher sich Lily versah, war schon der 31. August. Zu Lilys Freude tauchte Laura am letzten Nachmittag im Tropfenden Kessel auf. Sie und ihre Familie entschieden sich für eine entspannte Anreise nach London, weshalb sie eine Nacht hier verbrachten, ehe alle zusammen am nächsten Tag in einer großen (zwischen den Muggeln nicht gerade unauffälligen) Traube zum Hogwarts-Express gingen.

Als sie alle zusammen mit Liz am Gleis 9¾ eintrafen und sie die rote, pfeifende Dampflok vor sich sahen, fühlte sich Lily irgendwie erleichtert. Es war, als würde sie eine Welt hinter sich lassen und zu etwas Großem nach vorne schauen. Eine Heimat in der Welt der Muggel hatte sie wohl nicht mehr – sie bezweifelte stark, dass sie in den nächsten Ferien und nach ihrer Schulzeit bei Petunia sehr willkommen war. Ihre einzige Heimat war nun Hogwarts. Fürs Erste zumindest, denn Lily wusste, dass das Jahr – ihr letztes auf dieser traumhaften Schule – relativ schnell vorbei sein würde.

Seufzend schob sie ihren Gepäckwagen hinter ihren Freundinnen her.
Die Mädchen fanden im hinteren Gepäckwaggon Platz für ihre Koffer und drückten sich durch die Schülermasse in den Waggons.
„Ich muss vor“, murmelte Lily, als Laura sich elegant auf einen Sitz fallen ließ, und winkte ihren Freundinnen zu. Zu gerne wäre sie mit ihren Freundinnen zusammen gefahren, aber sie musste auf der Hinfahrt erstmal die Vertrauensschüler und ihren Schulsprecherpartner begrüßen.

Das geheime Tagebuch (Jily-FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt