Die erste Woche verging sehr schnell und die Schüler hatten gleich schon zum ersten Wochenende die ersten Aufsätze aufgebrummt bekommen. Professor Delvaux wollte, dass sie sämtliche Schutzzauber sammelten, die sie finden konnten. Dabei mussten sie auch beschreiben, wie man diese korrekt ausführte. Schon allein bei der Erwähnung des Begriffes „Schutzzauber” stöhnten die Schüler auf, doch allein die Tatsache, vielleicht ein Lob von diesem gut aussehenden Lehrer zu bekommen, spornte sie an, sich in die Bibliothek zu setzen.
Professor McGonagall hatte natürlich (außer vielleicht den Respekt vor ihr) nicht viel motivierendes, weswegen sie sich etwas widerwilliger mit dem Wiederholungs-Aufsatz über Animagi beschäftigten. Professor Sprout hatte erstmal eine Wiederholungsstunde gemacht und drohte damit, sie in der kommenden Woche abzufragen. Und obwohl die Schüler am Freitag schon um halb vier mit dem Unterricht fertig waren und bei dem schönen Wetter am liebsten draußen am See getummelt hätten, saßen sie missgelaunt in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum und schrieben eifrig an ihren Aufsätzen.Nach einem Meter Pergament krampfte Lily schon so die Hand, dass sie frustriert ihre Feder neben die Pergamentrolle legte und aus dem Fenster der Bibliothek starrte. Müde starrte sie auf die Bäume, deren Kronen sanft in der frühabendlichen Brise tänzelten.
Neben ihr streckte sich Remus und starrte auf seine Armbanduhr. Obwohl auf dieser nichts dergleichen zu erkennen war, fragte er müde: „Wer geht mit zum Abendessen?”
Lily willigte ein, mehr jedoch aus Dankbarkeit für einen kleinen Tapetenwechsel als aus Hungergefühlen. Kate und Liz schlossen sich an und ließen Laura und Mary mit ihren Aufsätzen zurück. „Wenn ich noch irgendwo Schutzzauber lese oder höre, werde ich verrückt”, grummelte Remus und Lily lachte. „Schutzzauber!”, rief sie und rannte davon. Remus hatte sie jedoch schnell eingeholt und gepackt. „Na warte! Dir werde ich....” - er suchte offensichtlich nach etwas bedrohliche - „... Die Frisur zerstören!” Lily kicherte und versuchte sich zu wehren. Doch Remus war etwas flinker.
Mit zerstrubbelten Haaren setzte sie sich mit den anderen lachend an den Gryffindortisch.Es war herrlich, mit ihm zu herum zu albern und Sorgen sowie Alltag zu vergessen. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie sich jemanden wünschte, der sie so ernst nahm und dennoch einem die Sorgen von der Seele ziehen konnte. Jemanden, der so ruhig und gelassen sein konnte, selbst wenn um ihn herum alles in Flammen lag, als wüsste er, dass es schlimmeres auf der Welt gäbe als ein kleines, wärmende Feuer um einen herum. Jemanden wie Remus.
Irgendwie bedauerte sie, keine Gefühle für ihn zu haben.
Der Gedanke, irgendwann den Richtigen zu finden, der zumindest mal annähernd so liebenswürdig war wie Remus, tröstete nur bedingt. Und solange sie diesen Jemand noch nicht gefunden hatte, würde sie sich lieber einfach nur auf die Schule konzentrieren. Denn es war auch auf eine Art und Weise wichtiger, gute Noten und eine gute Ausbildung zu haben, als sich auf die heimtückischen, falschen Hoffnungen einer Liebe ohne Zukunft zu verlassen. Und auf die Liebe warten konnte sie noch lange genug.Sie sah ihre Freundinnen an und seufzte. Kate hatte bereits einen Freund. Sie war mit Edgar Bones ca. ein Jahr zusammen. Jedoch blieb immer unausgesprochen, dass Kate längst Interesse an einem anderen Jungen in unserem Jahrgang hatte, weshalb sie sich letztendlich von Eddy trennte. Es war auch der zweite Grund, weshalb Lily niemals etwas mit Remus anfangen würde. Nicht nur, weil sie einfach keine Gefühle außer Freundschaft für ihn empfand, sondern weil ihre beste Freundin Kate ein Auge auf sie geworfen hatte. Kate hatte es nie zugegeben, aber Lily wusste es. Sie wusste es, weil Kate ihn ständig verstohlen ansah und weil sie Lily immer wieder scherzhaft fragte, was da zwischen ihr und Remus liefe - und weil sie den traurigen Unterton in ihrer Stimme nicht verbergen konnte. Auch wenn sie ihr immer wieder versicherte, dass da nie mehr als Freundschaft sein würde.
Ja, Lily möchte Remus sehr. Sie hatte das Gefühl, er verstand sie. Als wäre er der muggelstämmige von den beiden und wäre von der halben Gesellschaft verstoßen. Ihm konnte sie ihre Sorgen anvertrauen. Und sie freute sich jedesmal, wenn auch er zu ihr kam, um mit ihr seine tiefsten Geheimnisse zu teilen.
Dass er sich viel mit den anderen selbsternannten Rumtreibern abgab, entschuldigte Lily damit, dass er mit ihnen wohl oder übel ein Zimmer teilte. Anders konnte sie es sich bei bestem Willen nicht vorstellen.
Besagte drei Jungs traten auch soeben an den Tisch. „Wenn du ein Animagus wärst, dann wärst' wohl eher ein Hahn im Korb, was Moony?”, fragte Potter grinsend und schielte erwartungsvoll zu Lily. Diese starrte jedoch nur genervt auf ihren Teller. Bloß nicht hingucken, dachte sie.
„Hey Evans, morgen Abend wäre Krone noch frei für einen romantischen Spaziergang!”, feixte Black. Langsam schaute sie zu Black, doch bevor sie ihm eine freche Antwort geben konnte, fauchte Potter seinen besten Kumpel mit einem „halt die Klappe!” an. „Was denn?” erwiderte Black nur. „Ich helfe hier nur einem Freund, der diese eine Frau selbst nach Jahren noch nicht klar machen konnte!” Lily schnaubte..
Wie widerlich die zwei Jungs für sie gerade waren, konnte man sich wohl vorstellen. Zu ihrem Glück wechselte Black das Thema.
„Ey Moony, wir haben alles für heute Abend. Hast du den Plattenspieler organisieren können?”
Obwohl Black mehr zu Remus raunte, verstand Lily jedes Wort. „Wollt ihr etwa wieder eine Party schmeißen?!” Entrüstet funkelte sie ihn an. Doch Black lachte nur und sagte: „Keine Sorge Lilyflower, du bist natürlich auch eingeladen. Ich hörte, du bist sogar Ehrengast für heute Abend!”
„heute Abend schon?”, zischte sie. „Wollt ihr von der Schule fliegen?”
„Genau genommen warte ich schon seit Jahren auf den Rauswurf, aber ich glaube, die Lehrer wollen uns einfach nicht loswerden.” Unschuldig blickend klaute Black sich eine Tomate von Lily's Teller und schob sie sich genüsslich in den Mund. Potter grinste nur verhalten, sagte jedoch kein Mucks. Und irgendwie machte es sie rasend.
„Willst du etwa nichts dazu sagen?!”, zischte sie ihn an. Doch Potter zuckte mit den Schultern. „Wieso soll ich uns den Spaß verderben?”, fragte er frech.
„Weil du vielleicht Schulsprecher bist??”, fauchte sie.
„Entspann dich, Evans. Es ist nur eine kleine Welcome-Back-Party.” „Jaah, Evans, entspann dich mal! Du bist so unentspannt”, pflichtete ihm Black bei.Okay, ganz ruhig, dachte Lily und starrte wieder wütend auf ihren Teller.
„Punkt 10 Uhr ist die Party beendet und nicht später, sonst beende ich die Party", grummelte sie.
Black wollte gerade zum Protest ansetzen, als ihm Potter den Ellenbogen in die Seite rammte und beide wie aus einem Mund sprachen:
„Absolutes Rumtreiber-Ehrenwort!”
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Das geheime Tagebuch (Jily-FF)
Fanfiction"Der Korridor war sehr still. Außer dem Regen draußen hörte man sonst nur noch den schnellen Atem der zwei Schüler, die sich zitternd gegenüber standen. Es war kalt, aber Lily zitterte nicht vor Kälte, sondern weil sie nervös war, was nun passierte...