Anschuldigungen

243 23 67
                                    

Zitternd starrte Lily auf die fast regungslos Mary zu Boden.

„Ich weiß nicht, wie es dazu kommt, dass ausgerechnet Sie wieder dort sind, wo ein Unglück in Hogwarts geschieht, Mr. Potter. Es scheint sie magisch anzuziehen”, sagte McGonagall kühl.
„Wir haben nur unseren Rundgang gemacht, Professor”, erwiderte Potter entrüstet. „Die Schulsprecher sind dienstags dran!”
„Wie dem auch sei”, entgegnete McGonagall nur halbherzig. „Ich schicke Professor Dumbledore eine Nachricht. Helfen Sie mir bitte.”
Erst jetzt merkte Lily, dass sie immer noch Potters Hand hielt. Mit rotem Kopf löste sie ihre Hand aus seiner und trat auf Mary zu. Notdürftig versuchten sie die Blutungen mittels Zauber zu stoppen. Doch als dies nicht half, riss Potter kurzerhand ein Stück Stoff von seinem Umhang und versuchte, etwas Druck auf die Wunden auszuüben. Doch die Blutungen hielten an.
„Sonderbar”, murmelte Professor McGonagall.
Nachdenklich schwang sie ihren Zauberstab und unter Mary erschien eine Trage, die sich allmählich emporhob.

Die Trage schwebte vor ihnen auf dem Weg zum Krankenflügel. Schweigend liefen sie hinterher.
Es war nicht gerade leicht, mit dem schnellen Schritt von Professor McGonagall mitzuhalten.
Schwer atmend schielte Lily zu Potter, der mit zusammengepressten Lippen zu Boden starrte.
Die Haare standen ihm noch mehr ab, als sonst, da er immer wieder mit seiner Hand durchfuhr. Am liebsten hätte Lily ihn angeschrien es zu lassen, denn sie hasste es gerade nicht einfach nur - es machte sie noch nervöser als die Situation im Allgemeinen es eh schon tat.
„Professor, meinen Sie, dass es dunkle Magie ist?”, fragte Potter irgendwann in die angespannte Stille.
„Ausschließen kann ich es nicht”, antwortete diese besorgt. „Wer auch immer es war, es war ein sehr starker Fluch.” „Würde der verantwortliche Schüler von der Schule fliegen?”
„Ich kann Ihnen das nicht sagen, Mr. Potter. Wir müssen abwarten, was Professor Dumbledore dazu sagt.”
Dabei beließ sie es auch.

Professor Dumbledore kam hereingeschwebt, als Madame Pomfrey bereits einiges an Blut in einer Schüssel gesammelt hatte. Besorgt standen die zwei Schulsprecher am Bettrand und schauten auf Ihre Freundin herab.
„Es war gut, dass Sie gekommen sind. Wohl gerade noch rechtzeitig, muss ich anmerken.” Mit seinem wallenden Umhang kam er vor ihnen zu stehen. „Aber ich frage mich, wie so etwas bei uns in Hogwarts geschehen kann...”

Er betrachtete Mary eindringlich, die zwischendurch kurz zuckte. Ihre Augen waren geschlossen - die Schmerzen schienen sie wegtreten zu lassen. Würden die Wunden in ihrem Gesicht nicht so klaffen, könnte man meinen, sie schliefe gerade tief und fest und hätte nur einen schlechten Traum.

„Die Frage ist eher, wer in diesem Schloss wohl dazu angetrieben ist, so etwas schreckliches zu tun”, sagte Professor McGonagall nachdenklich.

„Mit Sicherheit Schnie-... Slytherins!”, schoss es aus Potter raus - und er fing sich damit sogleich einen bösen Blick von Lily ein. Ihr war nicht entgangen, dass er gerade beinahe Schniefelus gesagt hätte - der Spitzname für Severus, den Potter und Black ihm im ersten Schuljahr bereits gaben. Immer hatte er ihn im Blick. Es war purer Hass, der aus im sprach.

„Ahh Mr. Potter, es ist gefährlich, so eilig Schlüsse zu ziehen, wenn man hier nicht handfest gegen jemanden aussprechen kann. Und glauben Sie mir wenn ich sage, dass genauso gut auch jeder andere Schüler oder Lehrer dahinter stecken könnte.”
Grummelnd griff Potter an den Bettrahmen und starrte auf Marys klaffende Wunden im Gesicht. Er schien mit sich zu ringen, nicht gleich in Wut auszubrechen.

McGonagall trat einen Schritt vor und wandte sich an Lily. „Hat Miss McDonald irgendwelche Feinde im Haus, von denen man mitbekommen hatte?”, fragte sie vorsichtig.
Lily schüttelte den Kopf. „Nein, nicht dass ich....” Sie hielt inne, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss. Mulciber. Lestrange. Black. Goyle. Greengrass. Ihr fielen so einige Menschen ein, die es gewesen sein könnten - und sie musste innerlich gestehen, dass es allesamt tatsächlich nur Slytherins waren, die infrage kamen. Keiner von denen war äußerst nett. Zu niemandem. Und sie würden allesamt Todesser werden wollen, dessen war sich Lily sicher. Doch warum sie es ausgerechnet auf Mary abgesehen haben sollten, verstand sie nicht. Gerade Mary war recht zurückhaltend. Sie war hübsch, klug, lieb und immer hilfsbereit. Auf ihren Blutstatus hielt sie nicht viel, zumindest sprach sie nicht darüber, doch sie war reinblütig, weshalb sie keinen Slytherin hätte gegen sie bringen können.

Das geheime Tagebuch (Jily-FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt