Stöhnend setzte sich Lily in der großen Halle zwischen Kate und Layla, einer Sechstklässlerin an den Gryffindortisch. „Die Zugfahrt war die Hölle", berichtete sie.
Nachdem sie während der Fahrt ihren ersten Schock überwunden hatte, wurden die Vertrauensschüler einander vorgestellt und die Passwörter der einzelnen Häuser verteilt. Bei dem Gedanken, dass Potter nun die ganzen Passwörter des Hauses kannte, schnürte es ihr innerlich den Magen zu...
Die erste und letzte Patrouille übernahmen Potter und Lily - und als sie dachte, sie könnte die restliche Strecke in einem Buch versinken, ohne seine unangenehme Anwesenheit bei sich zu wissen, hatte sie sich in ihrer Hoffnung richtig tief geschnitten.Laura grinste. „Sirius hat schon berichtet. Hätte nie gedacht, dass ausgerechnet James Schulsprecher wird!" „Ich würde ja sagen, er hätte den Schulleiter wie die hundert Mädchen hier um den Finger gewickelt, aber ich glaube ja nicht, dass Dumbledore sich so leicht von einem Schüler manipulieren lässt." „Naja, wer weiß was Dumbledore für ein Geschmack hat", scherzte Laura. „Jetzt aber!", fauchte Kate dazwischen. „Hört auf so abfällig über James zu reden! Und was Dumbledore angeht..." Sie schüttelte sich. „Ich glaube über seine Interessen möchte sich hier keiner wirklich genauer interessieren!"
Liz grinste. „Meinst du etwa eine bestimmte Frau Professor mit ihrem Spitzhut?" „Shhh", machte Lily leise, denn genau in diesem Moment gingen die schweren, großen Türflügel auf und eben diese spitzhütige Professorin schwebte, gefolgt von neugierigen und völlig überforderten Erstklässlern, an ihrem Tisch vorbei Richtung Lehrertisch. Dort stand ein kleiner Hocker, auf dem der alte sprechende Hut saß - bereit, die neuen Erstklässler in ihre zukünftigen Häuser einzuteilen. Und kaum hatte Professor McGonagall den Erstklässlern erklärt, was der Hut zu bedeuten hatte, durften sich die ersten Kinder, nervös wie sie waren, auf den Hocker setzen und lauschen, was der Hut ihnen zu sagen hatte.
Lily konnte sich genau daran erinnern, wie aufgeregt sie war, als sie vorne stand. Der Hut, den ihr Professor McGonagall aufsetzte, rutschte ihr so tief runter, dass nur noch ihre Nasenspitze herausragte.
Sie wusste nicht, was noch alles auf sie zukam, auch nicht, was an den anderen Häusern so viel schlimmer war, als an Slytherin. Severus hatte ihr, bevor sie nach Hogwarts gingen, so viel von Slytherin erzählt. Er erzählte auch nie von den anderen Häusern, sondern verschwieg sie lieber und betete ihr so oft vor, sie müsse mit ihm nach Slytherin gehen. Sie hatte die Enttäuschung in seinem Blick geradezu gesehen, als sie nach Gryffindor gerufen wurde - und er sich anschließend zu Slytherin setzen durfte.
Doch obwohl die beiden bis zu ihrem Streit in der 5. Klasse unzertrennlich waren, war Lily sehr froh darüber, nach Gryffindor gekommen sein. Denn lieber war sie in einem Haus mit den zwei arrogantesten Quälgeistern der Schule als dass sie sich mit herablassenden, hinterlistigen Biestern ein Zimmer teilte, die sie am liebsten umbringen würden.Und da saß sie nun. Mit ihren ganzen Freunden um sich, mit denen sie seit sechs Jahren schon zusammen im Haus der Mutigen und Tapferen war. Sie schaute gebannt auf die Erstklässler, die gar nicht wussten, was für eine wertvolle Zeit ihnen nun bevor stand.
Fröhlich klatschend und johlend begrüßte sie mit den anderen Gryffindors jeden Neuzugang ihres Hauses. Besonders die Rumtreiber, Remus, Peter, Black und Potter hielten sich bei dem Applaus nicht zurück. Jedes Kind, das sich an den Gryffindortisch setzte, wurde von ihnen besonders lautstark bejubelt und Black klatschte so laut, dass es Lily sogar kurzzeitig in den Ohren wehtat.Bei einem kleinen, blassen Jungen mit schwarzen, zurückgewachsten Haaren, der vom Slytherintisch tosend in Empfang genommen wurde, übertrieb es Black so dermaßen („sowas hässliches passt genau zum verdreckten Bestientisch!"), dass sie ihn zischend zurückweisen musste. Als sie sich wieder umdrehte, um dem letzten Kind fröhlich zuzuklatschen, das sich zu ihnen an den Tisch setzte, spürte sie Blacks Blicke in ihrem Nacken.
„Psst, Evans!", zischte dieser. Krampfhaft versuchte sie, den arroganten Kerl neben Potter auszublenden.
Eher versuchte sie, sich auf Professor Dumbledore zu konzentrieren, welcher sich gerade vom Lehrertisch erhob, um zum Rednerpult zu schweben. Sein silberner Bart wuchs von Jahr zu Jahr - und Lily wartete darauf, dass er seinen Bart irgendwann in den Gürtel schnallen würde.
DU LIEST GERADE
Das geheime Tagebuch (Jily-FF)
Fanfiction"Der Korridor war sehr still. Außer dem Regen draußen hörte man sonst nur noch den schnellen Atem der zwei Schüler, die sich zitternd gegenüber standen. Es war kalt, aber Lily zitterte nicht vor Kälte, sondern weil sie nervös war, was nun passierte...