Die erste Patrouille

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Dass Potter quasi mit Lily den Körper getauscht haben soll, war das Gesprächsthema Nummer eins am nächsten Morgen. Beleidigt saß die rothaarige Hexe am Gryffindortisch in der Großen Halle und klatschte sich lieblos ein Spiegelei auf ihre gebackenen Bohnen.
„Ich bin kein Spaßverderber", brummte sie zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Morgen. Dieser Vorwurf nagte noch immer an ihr.
Mary setzte dazu an etwas zu sagen, doch der vernichtende Blick von Liz hielt sie im letzten Moment zurück.
Sicher, sie richtete sich immer nach den Regeln und achtete sehr darauf, dass keiner verletzt wurde und sich jeder ebenfalls an die Regeln hielt, aber ein Spaßverderber? Das war sie nicht!
Oder doch...?

Plötzlich setzte sich jemand mit schwarzen Locken neben sie. „Guten Morgen, neue Freunde!", säuselte Black und schielte unauffällig auffällig zu den anderen Rumtreibern. „Mit der dort drüben will ich nichts zu tun haben", schmollte er, während er sich ein Toast nahm. „weißt du James, wenn ihr schon die Körper tauscht, müsst ihr mit den Konsequenzen leben."
Für die Aussage fing er sich von Lily einen Klaps auf den Kopf ein, welchen er mit einem empörte „Aua!" quittierte.
„Waschn für Konschekwenschen?", fragte Laura neugierig und fuchtelte mit ihrer Gabel so sehr vor Lily's und Blacks Nase, dass das Würstchen, welches sie sich zuvor aufgepiekst hatte, in einen hohen Bogen auf den Kopf einer vorbeilaufenden Ravenclaw flog. „Schorry", schmatzte Laura nur dazu und widmete sich wieder ihren Freunden zu.
„Die... Muss ich mir noch überlegen!", antwortete Black schnippisch. „Aber solange Lily noch in dem gutaussehenden Körper dort drüben (er deutete zu Potter) steckt, werde ich wohl oder übel mit einem rothaarigen James herumlaufen."
Lily, die gerade dabei war, neben ihren Bohnen auch die Tatsache zu verdauen, dass Black neben ihr saß und sie James nannte, stöhnte verzweifelt auf.
„Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?!"

Black war natürlich nicht den ganzen Tag bei Lily. Er hatte schnell aufgegeben, als sie (wohlbemerkt absichtlich) in die Mädchentoilette im zweiten Stock ging, um sich ein wenig frisch zu machen. Es war weniger die Tatsache, dass er in ein Mädchenklo musste - dafür hatte der werte Casanova kein Schamgefühl -, sondern eher die Gegenwart der maulenden Myrte, die ihn schnell vertrieb. Grinsend schaute sie ihm nach, wie er panisch wegrannte und vor sich herfluchte.

Die nächsten Tage verliefen recht ruhig. Die Lehrer brummten immer mehr Hausaufgaben auf (ungeachtet dessen, dass es erst die zweite Woche im neuen Schuljahr war - sie kannten einfach keine Gnade, besonders nicht bei den Siebtklässlern), Potter benahm sich wieder mehr oder weniger wie Potter, Black hatte somit seinen besten Schmusefreund wieder um sich, Laura gab es auf, Würstchen zu werfen und aß sie stattdessen selbst und Lily versuchte sich wieder in ihre ruhige Welt zurück zu ziehen.
Sie besuchte den Slug-Club, schrieb sie ihre Strafarbeit für Professor McGonagall fertig, erledigte vorbildlich ihre Hausaufgaben und verzog sich an ein Fenster Richtung Innenhof, um ein Buch namens Romina und Julius zu lesen, eine schlecht kopierte Muggellektüre, die auf die Zaubererwelt umgeschrieben wurde.

Ehe sie sich versah, war schon Dienstag und das, wovor sie sich die ganze Woche ablenkte, stand nun bevor: die erste Patrouille mit „ach-so-toll"-Schulsprecher James Potter.
Mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend zog sie sich ihren Umhang über. Sie atmete einmal kurz durch, bevor sie die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter stieg.

Potter wartete unten bereits auf sie. Als er sie sah, straffe er seine Schultern und lächelte zögerlich.
Doch sie ignorierte es und murmelte stattdessen: „Bringen wir es hinter uns."
Das Grinsen in Potters Gesicht verstarb augenblicklich und mit einem verzweifelten Blick zu seinen Freunden, die nur die Schulter zuckten, folgte er ihr durch das Portrait der fetten Dame.

Es war seltsam, mit Potter zu laufen.
Wenn sie redeten, waren es eher gezwungene Gespräche, die von ihm aus kamen. Lily antwortete so knapp wie möglich. Er sollte sich bloß nicht einbilden, dass sie sich auf ihn einließ!

Das geheime Tagebuch (Jily-FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt