Fremde Gedanken

222 21 26
                                    

Lily erschauderte. „Bist du dir sicher?”, fragte sie. „Obwohl Dumbledore...”
Sirius schnaubte. „Auch er kann sich in Personen täuschen. Schau doch Mulciber und Lestrange an. Einer von denen ist bestimmt schon entgültig auf die Seite von  Du-weißt-schon-wem gegangen. Ich versuch schon eine Weile, einen Blick auf Ihre Arme zu erhaschen. Aber die Dreckspatzen tragen nur lange Ärmel!”

Severus auch, dachte Lily erschrocken, als sie merkte, dass Black recht hatte. Die ganze verdächtige Truppe hatte in den letzten Tagen das Hemd immer heruntergekrämpelt oder einen Umhang oder einen Pullover an. Sie hatte es darauf geschoben, dass es einfach etwas kühler war, aber es war Mitte September und selbst ein verfrorener Klotz wie Lily fand es noch recht angenehm warm um diese Zeit. Zumal es bei Zaubertränke doch etwas wärmer war, sobald es unter den Kesseln brodelte.

Nachdenklich beobachtete sie, wie vor ihr Liz' wellige Mähne hin und her schwang, während diese mit Kate und Laura wild darüber diskutierte, warum Professor Delvaux noch keine Auszeichnung für das charmanteste Lächeln in der Hexenwoche gewonnen hatte.

„Aber glaubst du wirklich, dass einer von denen es tatsächlich vor Dumbledore wagt, eine Schülerin anzugreifen?” Skeptisch schaute sie zu Black.
Sie wollte, dass er verneinte, dass er zumindest sagen würde, dass er ja nur spekuliere oder Gerüchte verbreiten wolle, doch sie wusste genauso gut wie jeder andere hier, dass Black recht hatte.
Er zuckte mit den Schultern und zischte: „Ich traue denen alles zu. So vernarrt, wie sie in die dunklen Künste sind. Ich glaube auch, dass ein paar von ihnen sich schon jetzt du-weißt-schon-wem angeschlossen haben...”

„Ich kann es nicht mehr hören!”, rief Remus plötzlich dazwischen. Er blieb stehen, packte Black am Arm und funkelte ihn wütend an.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass jemand hier mit dem Todessermal hereinspaziert und vor Dumbledore auf braven Schüler macht!”
„Ja, genau das glaube ich!”, fauchte Black.
„Das wäre absolut naiv und unüberlegt!”
„Genauso wie Todesser eben sind!”
„Ich glaube nicht, dass sie unüberlegt handeln, wenn sie vorsätzlich Menschen ermorden!”
„Dann eben nicht unüberlegt, sondern DUMM!”
„Sirius, es reicht jetzt!”
„Du weißt genau, dass es so ist!”
„Sirius!”
„Du hast mir nicht zu sagen, wie ich über Mörder reden darf!”
„Schluss jetzt!!!”, brüllte Kate dazwischen und die zwei Rumtreiber zuckten zusammen.
„Ihr klingt ja wie ein altes Ehepaar!”
Genervt blieb sie stehen und drehte sich zu ihnen.

„Also echt jetzt”, fügte Laura kichernd hinzu und hakte sich bei Kate und Liz unter, um sie weiter Richtung Gryffindorturm zu schleifen.
Remus folgte den drei Mädchen, nicht jedoch ohne einen letzten bösen Blick auf seinem besten Freund zu werfen.

Nachdem Lily ihren Freunden eine Weile nachdenklich nachschaute, krallte sie demonstrativ ihre Tasche an der Schulter und sah Black entschuldigend an. „Ich muss dann auch leider weiter. Muss in die Bibliothek, Hausaufgaben machen.”
Tja Black, etwas, was dir sicher unbekannt ist - schließlich lässt du dir ja die Hausaufgaben von anderen Schülern erledigen, dachte sie.

„Ich komm mit!”, rief er jedoch, als sie sich umdrehen und auf die Treppen zulaufen wollte.
„Was?!” Überrascht starrte sie ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Du kannst mich doch jetzt nicht einfach so stehen lassen! Ich bin ein Rudeltier.”
„Ist wohl kaum zu übersehen”, schnaubte sie und stapfte die Treppen hoch, dicht gefolgt von einem gewissen Sirius Black, der sie angrinste wie ein glücklicher Hund, den man gerade zum Gassigehen angeleint hatte.

Die Bibliothek war erstaunlich gut gefüllt. Viele Schüler tummelten sich zwischen den Regalen und keiner der Tische war mehr frei. Genervt stöhnte Lily auf und versuchte sich durch die Masse zu drücken.
Plötzlich rief Black hinter ihr laut und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. „Achtung, heiß!” Er grinste Lily an und fügte hinzu: „in Begleitung mit Schulsprecher!”
„Echt jetzt?”, fragte sie und rollte mit den Augen. Doch ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen und als die Schüler ihnen den Weg frei machten, war sie innerlich doch froh, dass er gerade bei ihr war - zugeben würde sie das natürlich niemals.

Das geheime Tagebuch (Jily-FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt