Traeume.

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Träume ||

Manchmal, wenn der Alltag in Geflüster verklingt,
Wenn mir die Worte der Menschen so bedeutungslos, so leer vorkommen,
Wenn ich das Gefühl habe, dieses gottverdammte, gewöhnliche, graue, triste Leben nicht mehr leben zu können,

Dann träume ich.

Dann versinke ich in Träumen, in Fantasien, die mir das Leben niemals bieten könnte.
Dann schwebe ich als Licht über die Baumwipfel der nordischen Wälder,
Dann tauche ich tief in die Weiten des Meeres ein, so tief, dass ich kein Licht mehr zu sehen vermag.
Dann laufe ich, renne ich, während das Herz in meiner Brust pulsiert.
Schneller und schneller.
Weiter und weiter durch das Labyrinth meiner Gedanken.
Dann kämpfe ich für das Gute, für das Wahre, ohne jemals aufzugeben.
Dann fliege ich, fange die Sternschnuppen, die mich am Horizont erwarten.

Ja, dann, verdammt nochmal, lebe ich.
Mit Tränen in den geschlossenen Augen, tief versunken in meiner Gedankenwelt.

Und dann wache ich auf,
blicke wieder an die farblose Wand,
statt in den unendlichen Himmel,

höre nur das Rauschen der Autos,
anstatt den sanften, melancholischen Melodien meiner Träume zu lauschen,

rieche nur die dreckigen Abgase der ungesunden Luft,
statt dem Duft von frischen Tannennadeln.

Ja, ich sitze bloß in einer farblosen Welt,
mit leeren Gesichtern,
mit verblassten Gefühlen,
mit sinnlosen Kriegen,
mit bedeutungslosen Geschichten,
voller Lügen,
voller Neid.
In dieser Welt tue ich nichts weiter als zu existieren.

Und jedes Mal, wenn ich aus meinen Träumen erwache,
wenn ich wieder die kalte farblose Realität ertragen muss,
will mein sehnsuchtsvolles Herz nur eines wissen:

Werde ich jemals leben?


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