Der Weg ||
Mein Leben ist ein Weg.
Ein langer und steiniger Weg, mit vielen Hindernissen, Abzweigungen und Sackgassen.
Manchmal lande ich sogar vor Klippen, von denen kein Weg hinabführt, außer dem tödlichen Sprung in die Tiefe.
Dann renne ich jedes Mal zurück, so schnell mich meine Beine tragen können, damit ich nicht in Versuchung gerate, den Sprung zu wagen.
Dann beginne ich noch einmal von vorne, wähle eine andere Abzweigung, einen anderen Weg, der mich vielleicht zu meinem Glück führt.Es kommt auch vor, dass ich vor riesigen, einschüchternden Bergen stehe, unentschlossen, ob ich den Anstieg ins Ungewisse wirklich riskieren sollte.
Dann renne ich aber trotz meiner Zweifel los, stolpere,
falle,
rappel mich wieder auf,
ziehe mich mit zusammengebissenen Zähnen an Felsbrocken hoch,
kämpfe mich bis an den Gipfel, um dort auf die Welt hinab zu blicken.
Meine Welt der Gedanken, in der Stürme herrschen, Wälder brennen und Erdbeben die Welt erschüttern.
In der aber auch Blumen blühen, Sonnenstrahlen leuchten und Lachen erklingt.Aber nun ist alles anders.
Ich stehe nicht vor einer Klippe, die meine Sehnsüchte in Frage stellt, oder vor einem unbezwingbaren Berg, den es zu bezwingen gilt.
Es ist auch kein stürmischer Fluss oder ein wilder Urwald, der mich zu verschlingen droht.Nein, dieses Mal stehe ich vor einem Hindernis, das so unscheinbar, so unsichtbar ist.
Ich bin von meinem Weg angekommen.
Ich finde ihn nicht mehr.
Ich habe mich verlaufen.
Ich bin völlig alleine, in der Finsternis kann ich meinen Weg nicht mehr erkennen.
Ja, nun bin ich hier, blicke voller Verzweiflung um mich, in der Hoffnung, zurück zu finden.
Doch das wird nicht geschehen, denn ich kann diesen Kampf nicht gewinnen. Ich bin zum Scheitern verurteilt.
Denn mein Feind bin ich selber. Ich bin diejenige, die mich in diese Finsternis gelockt hat, die mir Versprechungen eines schönen Lebens zugeflüstert hat.
Ich bin diejenige, die mir nun gegenüber steht, mit einem leichten, grausamen Lächeln.Und nun, da ich mein Ebenbild vor mir betrachte, weiß ich, dass ich meinem stärksten Feind gegenüber stehe.
Ich habe verloren, ehe es überhaupt begonnen hat.
Denn wie, sag mir, wie soll ich einen Kampf gegen mich selber gewinnen?
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the sea ✓
PoesíaMeine Gedankenwelt ist wie das Meer. Stürmisch, sacht und wild und laut und manchmal auch unerträglich leise. Und wenn meine Gedankenwelt schweigt, wenn die Stille hier unerträglich wird, dann schreibe ich. Dann schreibe ich diese Geschichten, um m...