Ueberwaeltigt.

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Überwältigt || Inspiration: Lovely von Billie Eilish

Überwältigt. Das bin ich.
Und wenn du mich fragst:
„Was überwältigt dich? Was macht dich so kaputt?“, dann kann ich darauf nichts antworten.
Denn ich weiß es nicht.

Ich bin einfach überwältigt von allem.
Von meinen Pflichten, meinen Versprechen und Lügen.
Von den zerstörerischen Klingen meiner Angst.

Aber das ist alles nichts im Vergleich zu meinen Gedanken.
Ja, das ist es.
Ich bin überwältigt von meinen Gedanken.
Und wenn du mich nun fragst: „Aber an was denkst du denn, dass es dich so zerfrisst? Welche Gedanken bringen dich um?“, dann habe ich auch darauf keine Antwort, außer dem säuselnden Schweigen.

Denn was denke ich? Das weiß ich selber nicht, ich weiß bloß, dass es zu viel ist.

Sie kommen plötzlich, diese Gedanken.

Sie überraschen mich, bohren sich in mich. Zu viele von ihnen.

Erinnerungen, Momente, Worte, Zeilen, Gefühle, Melodien, Bilder. All das durchflutet mich ganz plötzlich, bis ich mir die Ohren zuhalten will, ich will, dass sie schweigen, dass sie aufhören, so ohrenbetäubend zu schreien.
Manchmal frage ich mich, ob ich normal bin, ob es normal ist, abzuschweifen, dass ich diese Welt hier manchmal hinter mir lasse und in meiner Eigenen versinke.

All diese Gedanken wollen nicht schweigen, sie wollen mich nicht in Ruhe lassen.

Ich falle, ich weine. Ich schreibe, ich lese. Ich höre Musik. Schon wieder.
Und ich falle wieder.
Ich denke. Und denke und denke.
Ich träume. Zu viel wahrscheinlich, aber ich kann nicht aufhören, denn ich liebe es.
Aber ich hasse es auch.

Denn manchmal wünschte ich, ich könnte dieses Leben akzeptieren, wie jeder andere auch. Dann könnte ich die Normalität des Lebens und des Alltags genießen.

Zu viele Gedanken.
Ich weiß nicht, wovon sie handeln, denn sie sind zu schnell, zu viele.
Sie huschen in mir umher und verblassen wieder.
Zu schnell, als dass ich sie festhalten könnte, um zu sehen, was mich von innen zerfrisst.
Es sind keine schlimmen Gedanken, keine traurigen oder grausamen Gedanken.
Bloß zu viele.
Viel zu viele.

Und ich lese wieder. Und träume und schreibe und höre Musik.
Wieder von vorne.
Nochmal vom vorne.
Und nochmal.
Es hilft nicht, das weiß ich.
Es verstärkt nur die Flut an Gedanken, überwältigt mich noch viel mehr.
Und doch kann ich nicht aufhören zu denken.
Nur noch ein Lied. Nur noch eine Zeile. Ein Wort. Ein Gedanke. Nur noch eine verdammte Träne.

Es ist wie eine Spirale, die mich einzusaugen scheint.
Schnellere Gedanken, mehr Gedanken.
Immer mehr und mehr.

Ich will das alles überhaupt nicht mehr, und doch will ich meine Gedanken nicht aufgeben.
Ich liebe sie und hasse sie abgrundtief.
Ich denke nach.
Ich lese.
Ich träume.
Ich schreibe.
Ich will aufhören, ich will das nicht mehr, denn es tut weh.

Aber ich höre nicht auf zu träumen, zu denken. Natürlich nicht.

Denn auch wenn mich diese Gedanken töten, auch wenn ich manchmal schreie und weine, weil es einfach zu viele Gedanken sind.

Auch, wenn sie mich töten, zerfressen und aufsaugen, sind sie das Einzige, was mich in dieser grausamen, bedeutungslosen Welt hält.

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