Kapitel N°18 - Von aufrichtiger Liebe und Pools

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Lieben. Ein Wort, mit tiefem Sinn. Ein Wort, das zu leichtsinnig verwendet wird. Ein Wort, das aus Gewohnheit verwendet wird, obwohl die Gefühle, die man empfindet, nicht mit der Bedeutung dieses Wortes übereinstimmen. Ein Wort, das alles verändern kann. Dieses Wort ist so mächtig, sodass viele Menschen nicht den wahren Wert hinter diesem Wort erkennen und es an Bedeutung verliert. Manche Menschen wissen nicht was Liebe ist. Manche Menschen wissen nicht, ob sie lieben. Versteht man unter lieben das Vermissen eines Menschen obwohl er in unmittelbarer Nähe ist? Versteht man unter Liebe etliche Kilometer auf sich zu nehmen nur um mit dieser einen Person eine Stunde Zeit zu verbringen? Versteht man unter Liebe ständig an die Person zu denken? Versteht man unter Liebe den Willen alles mit dieser Person zu erleben? Versteht man unter Liebe schlaflose Nächte zu haben, weil man nicht weiß was die Zukunft bringt? Versteht man unter Liebe nur für diese Person seine Ängste zu überwinden? Oder versteht man unter Liebe eine Person mehr zu lieben als sich selbst?

Liebe kann jeder selbst definieren und für jeden hat lieben und geliebt werden eine andere Bedeutung. Aber was ist Liebe für mich? Ist es die Spannung die zwischen Yannick und mir herrscht oder ist es nur geschwisterliche Zuneigung?

Er sagte er liebt mich. Aber kann ich ihm die Liebe geben, die er verdient? Er hat definitiv etwas besseres verdient als ein Mädchen, das mit ihren Selbstzweifeln einen ganzen Pool füllen könnte. Er hat ein Mädchen verdient, das ihm die aufrichtige Liebe gibt, die er verdient. Er verdient ein Mädchen, das ihr Leben regeln kann und nicht mit jeder Situation überfordert ist. Ich möchte dieses Mädchen sein, aber ich kann es nicht sein.

"Nein Yannick du hast was besseres verdient. Jemanden der dich glücklich macht und dich nicht mit seinen Sorgen bedrückt. Du hast jemanden verdient mit dem du glücklich sein kannst. Dieser jemand bin nicht ich.", behauptete ich und war gerade dabei mich umzudrehen, als mich Yannick am Handgelenk festhielt.

Bei dieser Berührung bekam ich Gänsehaut. Er trat näher an mich heran und flüsterte mir ins Ohr: "Diana geh jetzt nicht. Ich merke doch wie du auf mich und meine Berührungen reagierst." Erstaunt von seinen Worten, drehte ich mich um und sah ihm in die Augen.

"Yannick geh zu Lijana oder sonst wem und sag ihr, dass du sie liebst aber verschwende deine Zeit nicht mit mir, denn ich bin es nicht wert".

"Wie kommst du eigentlich darauf, dass du es nicht wert seist?"

"Ich war mit Lijana jahrelang sehr gut befreundet. Doch plötzlich interessierte sie sich nicht mehr für mich. Von heute auf morgen. So etwas zerstört einen innerlich. Jahrelang täglich etwas gemeinsam unternommen zu haben und dann von heute auf morgen einfach keinen Kontakt mehr haben. Ich reflektierte mein Verhalten und fragte mich woran ihr plötzlicher Sinneswandel lag. Vielleicht lag es daran, dass ich langweilig oder einfach unintressant bin. Vielleicht aber auch daran, dass es Lijana freute Menschen zu verletzen. Vielleicht hatten wir uns auch einfach auseinandergelebt oder es gab gar keinen ausschlaggebenden Grund. Da ich keinen Grund für ihr Verhalten fand, musste ich wohl der Grund dafür sein.", erklärte ich ihm.

"Seitdem habe ich Probleme mich zu öffnen und anderen mein Vertrauen zu schenken. Man könnte die Freundschaft mit einer Beziehung vergleichen, es fühlte sich an als wäre sie mir fremdgegangen. Und dann von anderen Leuten zu hören, dass deine ehemalige beste Freundin über dich lästert, anstatt das Problem, das sie mit einem hat, zu erwähnen, hat dem ganzen den Schlussstrich verpasst."

"Wenn ich gewusst hätte, was sie dir angetan hat, hätte ich sie nie mit nach Hause gebracht.", gestand er.

"Vielleicht war es auch einfach Schicksal.", gab ich zu und wollte weiter gehen.

"Diana warte bitte und weich mir nicht aus." Ich drehte mich erneut um, aber fragte mich was es für einen Zweck hatte.

"Diana ich möchte dir eins sagen. Ich weiß nicht was ich für dich fühle. Aber das was ich fühle ist ganz weit weg von geschwisterlicher Nähe. Ich wache auf und das erste woran ich denke bist du. Ich gehe ins Bett, denke an dich und schlafe in Gedanken an dich ein. Am restlichen Tag möchte ich am liebsten die ganze Zeit mit dir verbringen. Wenn du lächelst muss ich auch lächeln. Wenn du weinst geht es mir auch schlecht. Diana mir ist klar geworden, dass ich dich brauche. Du bist mein Lebenselixier."

Seine Worte rührten mich sehr, aber eine Beziehung oder ähnliches würde nicht funktionieren. "Das ganze hier ist doch nur Zeitverschwendung. Es würde nie zwischen uns funktionieren. Wir sind dazu bestimmt Geschwister zu sein und kein Paar. Bitte begreif es endlich."

"Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du weißt so gut wie ich, dass dich meine Anwesenheit und meine Berührungen nicht kalt lassen. Du machst dir Sorgen darüber was die anderen über uns denken könnten, nicht wahr? Du richtest dein Leben nach den anderen aus. Du lebst dein Leben sodass es anderen gefällt. Aber beantworte mir eine Frage: Bist du glücklich darüber, dir immer den Kopf zu zerbrechen und zu überlegen was andere Leute von dir halten? Wann fängst du an dein Leben zu leben, Diana? Wann ist dir die Meinung anderer egal? Dein Leben würde ja nicht dein Leben heißen, wenn es jemand anderes leben würde. Schwimm gegen den Strom, Diana. Mach etwas völlig Unerwartetes. Nimm dein Leben in die Hand und mach was draus. Das Leben ist einzigartig und so kostbar, sodass es schade wäre es sinnlos zu verwenden."

Yannick ich bin nicht in der Lage eine Beziehung zu führen. Es wäre einfach sinnlos.

Er kam näher, so nah, dass ich seinen Geruch inhalieren konnte. Wenn ich ein Parfum wäre, würde ich Yannicks Duft sein. So unglaublich frisch aber gleichzeitig herb. Er kam immer näher, aber stoppte kurz vor meinem Gesicht. Er blickte mir tief in die Augen, aber es fühlte sich an als würde er mir in die Seele sehen.

Ich wusste es ist falsch. Ich wusste, dass es alles zwischen uns ändern würde. Ich wusste aber auch, dass mein Verlangen und meine Begierde meinen Verstand übertrafen. Nun ja was soll ich sagen.

Meine Lippen gelangten auf wundersame Weise zu Yannick, dort wo sie mit seinen Lippen kollidierten. Ich fühlte etwas, ich weiß nicht was, aber es war das beste Gefühl, das ich jemals verspürt hatte. Als sich unsere Lippen trafen, explodierten die Kokons der Schmetterlinge und es wurde mal wieder eine Party gefeiert. Diesmal war es aber anders. Ich fühlte es viel intensiver. Zuerst war unser Kuss herantastend und vorsichtig, aber dann wurden wir von unserer Leidenschaft überrollt. Als ich keine Luftreserven mehr hatte, musste ich mich wohl oder übel von ihm trennen.

Mein Verstand sagte mir, dass ich sofort die Rückkehr einschlagen sollte, aber mein Herz wollte natürlich, dass ich bei Yannick verweile. Da ich vorher schon auf mein Herz gehört hatte, entschloss ich mich diesmal dazu, auf meinen Verstand zu hören. Nachdem meine Lungen wieder mit genug Luft gefüllt waren, wandte ich meinen Blick langsam zu Yannick, der mich ununterbrochen beobachtet hatte.

Yannick ich kann das einfach nicht., gestand ich, wandte mich ab und lief eilig zurück nach Hause.

0816 (vorher Karma, Schicksal oder doch nur Zufall?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt