Akt des Vertrauens

956 47 5
                                    

Das Klingeln meiner Tür riss mich aus einem leider nur kurzweiligen Schlaf.

Mit verheulten Augen schlurfte ich zur Tür. Mir war kalt, aber nicht normal kalt, wie durch einen Windstoß oder niedriger Temperatur. Nein, ich fühlte mich leer.

Mit schlurfenden Schritten ging ich zur Tür und öffnete sie langsam.
Als ich sah, wer da vor mir stand gefror mir das Blut in den Adern. Die Person, von der ich dachte sie würde mich hassen, sich nicht um mich scheren, mich ignorieren...

,,H-Haruka," stotterte ich.

Irgendwas in meinem Inneren sagte, ich solle die Tür zu knallen und wieder in mein Zimmer laufen, doch mein Körper sträubte sich dagegen.

//Ich kann ihn nicht einfach draußen stehen lassen. Er macht sich sorgen um mich....sonst währe er nicht gekommen.//

Ich ließ ihn eintreten und machte die Tür vorsichtig hinter ihm zu.

,,Tut mir leid, dass ich hier einfach reinplatze, aber ich glaube wir müssen reden."

Diese Worte lösten etwas in mir aus. Ich kann gar nicht richtig beschreiben was es war, aber es brachte mich dazu erneut in Tränen aus zu bechen.

,,(y/n), bitte....du musst mir erzählen was los ist...ich merke doch dass es dir schlecht geht."

Ich stockte. Ich wollte weglaufen. Ich wollte einfach an ihm vorbei nach draußen stürmen, doch stattdessen drückte ich mein Gesicht auf Harus Schulter und umklammerte seinen Rücken mit meinen Armen.

Ich spürte wie er meinen Rücken streichelte und mir die Worte ,,Alles wird gut" ins Ohr flüsterte.

Ich fühlte mich geborgen, so als ob nichts auf der Welt mir mehr schaden könnte.

,,i-ich habe Angst...." stammelte ich in sein T-Shirt.

,,Angst? Wovor?"

Er fing an meinen Kopf zu kraulen.
Es ließ mich ein Kribbeln verspüren, welches meinen gesamten Körper hinunterglitt.

,,Angst vor ihr...und deiner Reaktion...."

,,Meine Reaktion?"

,,Ja, du musst mir unter allen Umständen glauben, bitte," flehte ich.

,,Jetzt erzähl mir doch endlich was los ist... Ich werde dir glauben, versprochen."

Seine Worte waren aufbauend und ehrlich, also erzählte ich ihm von der komischen Person in meinem Kopf,die mir schon einmal zum Verhängnis wurde.

,,Es war letztes Schuljahr. Ich besuchte die Yukaii Oberschule und auf einmal, wie aus dem nichts trat Sie in mein Leben und verwandelte es in die pure Hölle. Kein Tag verging ohne ihre blöden Kommentare...und irgendwann wurde es richtig schlimm, ich fing an ihr zu vertrauen. Ich kann gar nicht beschreiben wie dumm ich gewesen bin, um auf ihre hinterhältigen Tricks rein zu fallen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mich stärker machen würde. Ich dachte, mit ihrer Hilfe könnte ich einfach alles erreichen. Doch dem war nicht so...Innerhalb kürzester Zeit landete ich extrem oft beim Schuldirektor, weil sie mich lehrte meine Probleme und meine Socialphobie auf andere, grausame Art zu regeln, sodass ich für eine Woche suspendiert wurde.

Zuhause kahm dann noch mein stehts betrunkener Vater ins Spiel, was die Sache auch nicht leichter machte...im Gegenteil. Durch mein schlechtes Verhalten und seinem Dauersuff gerieten wird sooft wie noch nie aneinander. Irgendwann kahm dann der Punkt an dem ich meine angestaute Wut und meine Trauer raus lassen musste. Leider hat mich niemand davon abgehalten..."

Ich blickte zu Boden. Obwohl ich den schlimmsten Teil noch gar nicht ausgesprochen hatte, schämte ich mich schon da in Grund und Boden. Erneut liefen Tränen über meine Wangen und tropften auf die glatten Holzdielen.

Schluchzend erzählte ich weiter: ,,I-ich habe Sie gefragt wen von meinen Klassenkameraden sie am wenigsten mag und ihre Antwort war Yuki, meine damalige beste Freundin. Also rief ich sie an und lud sie zu einer Kugel Eis ein, doch anstatt mit ihr zur Eisdiele zu gehen, zerrte ich sie hinter eine Hecke und verprügelte sie da solange, bis sie das Bewusstsein verlor. Ich ließ meine ganze Wut an ihr aus und ich fühlte mich befreit, dich als ich sie sie so am Boden liegen sah, wurde mir schmerzlich Bewusst was ich da eigentlich getan hatte.

Heulend verpasste ich mir selbst ein paar Schläge und erzählte dem Notarzt und der Polizei wir seien überfallen worden. Kurz darauf wechselte ich die Schule, weil ich dachte, ich würde damit alles hinter mir lassen. Doch ich hab mich wohl geirrt..."

Ich erwartete jetzt Wut in seinen Augen, ein paar vernünftige Worte, die mir sagen: Dafür hättest du verklagt werden können, du solltest es der Polizei beichten!
Doch anstelle davon, sah er mich mit seinen großen blauen Augen an und sprach: ,,Es tut mir leid."

Verwirrt blickte ich ihn an.
,,Was tut dir leid Haru?"

Warum sagte er nur es täte ihm leid? Er kann doch nichts dafür, dass ich so eine Scheiße gebaut habe.

,,Ich hätte dierekt erkennen müssen, dass etwas nicht stimmt....Ich dachte, du wärst einfach nur traurig wegen irgendwas persönlichem. Ich hätte ganz einfach früher kommen müssen, ich hätte-"

,,Hör auf." Unterbrach ich ihn.
,,Hör bitte auf zu denken es währe deine Schuld. Du darfst dir doch keine Vorwürfe wegen normalen Handlungen machen....es ist doch klar, dass man als Erstes an Trauer und nicht an ein böses Mädchen in meinem Kopf denkt. Also bitte," schluchzte ich wieder,,,hör auf."

Er nahm mich so fest wie noch nie in den Arm und ich schmiegte mich an ihn. Eine Art Glück durchströmte meinen Körper und ich fühlte mich verstanden.

,,Hat sie die letzten Minuten was gesagt?" Fragte er vorsichtig.

,,Nein, s-seit du da bist hat sie keinen Ton mehr von sich gegeben."

,,Ach wirklich, wie seltsam...Wie oft sagt sie denn normalerweise was?"

,,Naja, eigentlich redet sie durchgehen," verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Wieso nur hält sie jetzt ihre Klappe?

Wir löschen uns voneinander und Haruka kontrolliert seine Uhr.

,,Hey, ich würde echt gern noch etwas bleiben, aber ich muss noch einkaufen gehen, soll ich morgen nochmal vorbei kommen?"

,,Äh, ja, ja das währe schön." Verlegen lächelte ich ihn an, während er zur Tür ging und sich freundlich verabschiedete.

---------------------------------------------------------
Vielen vielen Dank für über 1000 Leser und Leserinnen, das ging wirklich verdammt schnell😊❤ Tut mir leid, dass es ein wenig länger gedauert hat, ich hatte eine ,,kleine" Schreibblockade^^'.

Auf einer Wellenlänge (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt