01. Nice day for a ....

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Kurzer Disclaimer: Die Story gehört mir, die Jungs natürlich sich selbst. Ich habe mich zwar an realen Ereignissen und auch den Familienverhältnissen der Band orientiert, fehlendes Wissen bzw. fehlende Infos habe ich allerdings mit meiner eigenen Fantasie kompensiert bzw. dazugedichtet. Auch die Ereignisse passen nicht zu 100 % chronologisch, manches habe ich zu Gunsten der Geschichte angepasst. Und nun viel Spaß :)
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Mit nervösen Fingern pulte sich die Rothaarige eine Haarklammer aus der Frisur. Guter Gott, wie konnte man sich nur so schinden, um schön zu sein?! Ein leises Ächzen entfuhr ihr, als sie den Druck der Nadeln nicht mehr auf ihrer Kopfhaut spürte. Jetzt sah die Frisur natürlich nicht mehr so toll aus. Aber sie war ja auch schließlich nicht hier, um hübsch auszusehen, sondern um zu arbeiten! Deswegen hatte sie ihren inneren Konflikt mit sich selbst, ob sie nun die blauen Pumps oder doch lieber die weißen Ballerina hätte anziehen sollen, schnell begraben und war nun froh über ihre Entscheidung.

Das Wetter war drückend heiß, die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel und kein Wölkchen war zu sehen, nicht einmal ein laues Lüftchen bescherte den Hochzeitsgästen eine kleine Erfrischung. Die arme Braut. Hoffentlich schwitzte sie nicht zu sehr, immerhin war der Hochzeitstag doch schon aufregend genug, da brauchte man nicht noch zusätzlich Stress durch zu hohe Temperaturen. Ulrike hatte Theresa bereits vor zwei Wochen ein Foto ihres fertigen Hochzeitskleides geschickt. Es war luftig, im lässig-sommerlichen Boho-Style und weiße Sandaletten rundeten das Outfit spielerisch ab. Die Gefahr eines Hitzeschocks sollte sich demnach also in Grenzen halten. Also hatte sich Theresa auch nichts dabei gedacht, sich lediglich in ein geblümtes, luftiges Rockabillykleid zu werfen. Das war die Hochzeit des Rammstein-Drummers, verdammte Axt, da musste man sicher nicht im grauen Kostümchen oder edlem Ballkleid erscheinen. Und wieder rief sich die junge Frau leicht wehmütig, gepaart mit einem Spritzer Nervosität, in Erinnerung, dass sie ja heute gar kein Hochzeitsgast sein würde.

Tatsächlich war sie für den Teil der Vermählungszeremonie von Ulrike eingeladen worden, Theresa hatte jedoch dankend abgelehnt. Sie wollte lieber noch alles vorbereiten, bis es dann richtig losgehen würde. So konnte sie sich noch ein bisschen beruhigen, die Location ablaufen, den schnellsten Weg zu den Toiletten checken, ihren eigenen Bereich auf Vollständigkeit überprüfen, die ein oder andere Beruhigungszigarette rauchen. Außerdem hätte sie sich als Störenfried gefühlt, unter den Familien- und Bandmitgliedern, Freunden und vor allem den vielen Promis zu sitzen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie heute tatsächlich dabei sein durfte!

Nicht, dass sie ein Groupie wäre. Nein, auf keinen Fall. Natürlich hatte sie schon das ein oder andere Konzert der Band besucht, kannte alle Texte auswendig und würde sich schon als sehr großen Rammsteinfan bezeichnen. Aber jetzt auszuflippen und Schnappatmung zu kriegen, erschien Theresa dann doch etwas unangebracht. So viel Professionalität musste dann doch schon sein, und außerdem war sie keine 18 mehr. Sie hatte hier ihren – wenn auch bestimmt für sie sehr angenehmen – Job zu erledigen und konnte sich bestimmt trotzdem freuen, mit dem ein oder anderen Bandmember einen Smalltalk machen zu können. Wenn es nicht zu plump erschien und die Situation passen würde, könnte sie ja immer noch nach einem Autogramm fragen. Aber nur, wenn es wirklich nicht allzu peinlich werden würde...

Jetzt warf sie doch noch mal einen nervösen Blick auf die Uhr. 45 Minuten waren veranschlagt gewesen, nun waren sie schon fast eine Stunde beschäftigt. Ob wohl etwas schiefgelaufen war? Na, soll mein Problem nicht sein, dachte die Rothaarige. Sie wurde nach Stunden bezahlt und gönnte sich noch einen letzten Genussmoment in Form einer schnellen Zigarette, bevor mindestens 10 Stunden an Action, Stress und Anspannung folgen würden. Aber sie freute sich darauf. Das würde bestimmt ein ganz toller Tag werden, an den sie sich hoffentlich noch lange erinnern würde!

Da, ENDLICH! Die Türen des kleinen, weißen Schlossportals flogen auf und drei kleine Mädchen, die in weiß-grüne Kleidchen gesteckt worden waren, streuten in tapsiger Kleinkindmanie Blümchen auf den Boden. Die spalierstehenden Hochzeitsgäste folgten, sodass sie einen Tunnel bildeten, durch den das Hochzeitspaar hindurchschlüpfen musste. Es wurde ganz klassisch Reis, Konfetti und Blüten geworfen, die Leute klatschten und johlten. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Theresa beobachten, wie ein Mann mittleren Alters eine Akustikgitarre anstimmte und wunderschöne Melodien über das Schlossgelände zogen. Es war schon wirklich alles verdammt schön und feierlich! Großes Kompliment an den Hochzeitsplaner. Oder die Braut. Wer auch immer für dieses Prodezere verantwortlich war. Langsam und unauffällig mischte sich Theresa unter die Hochzeitsgäste. Schließlich hatte sie jetzt auch keine Lust, zwischen den ganzen Bedienungen rumzustehen und drauf zu warten, dass irgendetwas passierte. Außerdem war sie ja auch eingeladen worden, mitzufeiern. So gesehen war ihre Aktion ja nun nicht ganz falsch.

Sie suchte sich einen schönen Platz, um erstmal unauffällig dem ganzen Geschehen folgen zu können. Theresa versuchte, die Situation zu erfassen, sich Gesichter zu merken, Leute zu beobachten. Als erstes versuchte sie natürlich, einen guten Blick auf das Brautpaar zu erhaschen. Die zierliche Ulrike in ihrem luftigen Sommerkleid wirkte tatsächlich wie eine kleine, filigrane Elfe, während Schneider in seinem Anzug einfach nur zum Anbeißen aussah. Innerlich gab sich die junge Frau eine Ohrfeige. Solche Gedanken zu einem Frischvermählten!! Unschwer zu erkennen waren die Eltern des Bräutigams, quasi die Schneiders Senior. Beide trugen jeweils einen der beiden Söhne auf den Armen und wirkten sichtlich glücklich, strahlten mindestens genauso wie das Brautpaar. Da sie dem Schlagzeuger wirklich sehr ähnlich sahen, bestand kein Zweifel an deren Verwandtschaft. Ulrikes Eltern konnte sie tatsächlich nicht zuordnen. Aber eine blonde, mit rotem Schmollmund geschminkte Mittzwanzigerin konnte sie eindeutig identifizieren: die Thomalla. Till Lindemanns Verflossene. In ihrem Blick schwang eine gewisse Arroganz, obwohl sie sich anscheinend sehr für das junge Glück zu freuen schien. Sie war ganz vorne bei den Gratulanten dabei, während sich ihr Lebensgefährte noch ein wenig zurückhielt. Er trug einen dunklen, schweren Anzug. Vielleicht etwas zu unpassend für eine Sommerhochzeit, doch ein graublauer, freundlicher Anzug hätte dem Rammsteinsänger auch nicht wirklich gestanden.

Wen konnte sie noch entdecken? Oh, wow! Was für ein Genpool! Sie konnte den ersten Gitarristen, Richard Kruspe, erkennen. Der schien mit seinen beiden Töchtern da zu sein, und einer Frau, die Theresa nicht kannte. Ähnlichkeit mit einem der beiden Kinder konnte sie aus der Weite nicht feststellen, aber die musste definintiv die Mutter mindestens eines dieser Kinder sein. Alle drei wirkten auf ihre eigene Art und Weise wunderschön, und das kleine Mädchen war einfach nur zauberhaft. Sie hatte keine Ahnung, wie diese kleine Familie zusammen gehörte. So groß war ihr Fantum dann doch wieder nicht, dass sie jeden Schnipsel über das Privat- oder Bandleben der Mitglieder, der irgendwie bekannt war, zusammen trug. Paul, Flake und Oliver konnte sie auch leicht ausmachen, diese hatten ebenfalls teilweise Ehefrauen und Kinder dabei, in unterschiedlichem, aber schon etwas größerem Alter. Auch hier konnte die Rothaarige nicht genau sagen, wer zum wem gehörte, aber eine süße, bunte Truppe waren sie allemal. Die einzigen Prominenten waren sie tatsächlich nicht. Theresa stieg jetzt bereits das Blut in den Kopf, als sie Ben Becker und einen der beiden BossHoss Sänger entdeckte. Sie hatte sich noch nie merken können, wer Alec und wer Sascha war. Und das, obwohl sie doch deren Musik auch so gern mochte! Auch hier war die Zugehörigkeit der Frauen nicht schwer, aufgrund des Alters war es eindeutig, wer zum Rocksänger und wer zum Schauspieler gehörte.

Die „Promis" mischten sich tatsächlich sehr angenehm mit dem Rest der Gästeschar, anscheinend zeigte sich keiner der Verwandten oder Freunde davon beeindruckt, wer denn hier alles Teil ihrer Gesellschaft war. Sie alle freuten sich und beglückwünschten das Brautpaar mit Umarmungen, Küssen, Handschlägen, noch mehr Umarmungen und reichlich Tränen. Theresa meinte nun, dass es auch für sie an der Zeit wäre, sich einmal in die Schlange der Gratulanten einzureihen und sich auch offiziell vorzustellen, klarzumachen, dass sie nun auch da wäre. Sie hatte diesen Moment so sehr herbeigesehnt, und doch wünschte sie sich jetzt, dass er ganz schnell vorbei gehen möge. Stresssituationen dieses Kalibers waren gar nicht ihre Stärke. Entweder fing sie an, dabei zu stottern oder nur Blödsinn von sich zu geben. Beides wäre in dieser Situation nicht angebracht. Aber sie baute einfach darauf, dass Christoph und Ulrike aufgrund der Vielzahl an Gratulanten sie gar nicht groß als negativ auffallend einstufen würden. Nachdem sich das letzte – anscheinend ein befreundetes Pärchen – Gratulantenpaar getrollt hatte, war Theresa an der Reihe. Wie es sich gehörte, beglückwünschte sie zuerst die Braut und zog sie in eine vorsichtige Umarmung. „Meinen allerherzlichsten Glückwunsch!" „Danke, Resa, es freut ich so sehr, dass du heute hier bist und uns hilfst. Das bedeutet mir wirklich viel. Schatz, das ist Theresa." „Alles Gute, auch für dich. Glückwunsch zur Hochzeit!", sie schüttelte Christoph die Hand und beide tauschten förmliche, wenn auch herzliche Wangenküsschen aus. „Ah, du bist also unsere gute Kinderfee heute. Es freut mich auch sehr!" „Ganz meinerseits. Ich helfe doch gerne. Das wird bestimmt ein ganz wundervoller Tag.", antwortete Theresa höflich und wurde schon wieder rot. Sie wusste nicht, was sie als nächstes sagen sollte, doch der Schlagzeuger kam ihr zuvor. „Also ich glaub, Ulrike hat dir vorgestern schon alles erklärt und gezeigt, oder?" „Jap, ich bin bestens informiert.", versuchte Theresa locker-lässig zu klingen. „Falls du selber mal ne Pause brauchst, auf Toilette musst oder was essen willst, sag einfach meiner Mutter Bescheid. Die löst dich gerne mal kurz ab, damit du auch mal durchschnaufen kannst." „Das ist lieb. Vielen Dank." „Da hinten ist sie schon. Am besten, ihr stellt euch auch gleich mal vor.", mit diesen Worten schob Schneider Theresa schon sanft in die Richtung seiner Mutter, unter anderem auch, um für die nächsten Gratulanten Platz zu machen. Eine etwas rundliche Frau in den Mittsechzigern kam lächelnd auf sie zu, schüttelte kräftig ihre Hand und stellte sich mit „Antje Schneider, sehr angenehm!" vor. „Du bist unsere Kinderbetreuerin, was? Wenn du was brauchst, meld dich einfach bei mir, ich helf dir gerne."„Hallo, ich bin Theresa. Freut mich auch, Sie kennen zu lernen." „Kannst mich ruhig duzen, ist leichter so. Hat dir eigentlich schon jemand n Glas Sekt angeboten? Nein? Ich hol dir schnell eins, dann kannst du mit uns anstoßen! Musst ja hier nicht so alleine rumstehen!" So schnell, wie sie gekommen war, war sie auch schon wieder im Gewusel der Hochzeitsgäste verschwunden. Das war also Frau Schneider senior. Was für eine nette Frau!

Puh, das war doch jetzt gar nicht so schwer gewesen. Und blamiert hatte sie sich auch nicht. Check! Schon mal den ersten Punkt auf der Liste erfüllt für heute. Doch als Antje lächelnd mit zwei Sektgläsern in der Hand zurück und auf sie zu kam, wusste Theresa, dass dies heute noch ein kleiner Spießrutenlauf werden würde. Sie atmete einmal tief durch und sagte zu sich selbst: Na dann, lasset die Spiele beginnen!

Tochter der Leere - Rammstein FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt