Kapitel 2

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Miriam

Ich hörte eine Stimme neben mir. ,,Miriam, es ist Viertel nach sechs, aufstehen." Mir wurde gnadenlos die Decke weg gerissen.
Die helle Frauenstimme klang fröhlich und man hörte das Lächeln aus ihr.

Ich drehte mich einmal um, sodass ich mit dem Gesicht zur Wand lag. ,,Ich hab gedacht Max will mich wecken.", nuschelte ich in mein Kissen.

,,Der schläft noch. Heute Nacht ist der mal für mich aufgestanden wenn Maxim wach wurde.", sagte sie und zog die Jalousien hoch, dadurch wurde mein Zimmer mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühsommers geflutet und ich kniff meine Augen nur noch mehr zusammen.

,,Ich geh Frühstück machen ja? Steh bitte gleich auf.", mit diesen ernsten aber dennoch fröhlich klingenden Worten verließ Christina mein Zimmer und ich sah mich mit einem geöffneten Auge nach meiner Decke um.

Meine Decke lag auf dem Schreibtischstuhl auf der anderen Seite des Raumes, weshalb ich schnell mit einem lautlosen Seufzer aufgab und aus dem Bett kletterte.

Verschlafen betrat ich das Badezimmer und staunte kurz mit immer noch nicht ganz geöffneten Augen über die Augenringe und die zerzausten Haare meines Spiegelbilds um mich danach umzuziehen.

Als ich die Küche betrat lag Maxim schon in seinem Laufstall und Nathan saß mit ein paar Matchboxautos auf dem Küchenboden. Christina verteilte gerade die Teller. ,,Kannst du noch das Besteck verteilen?", fragte sie mich. Ich bejahte und verteilte es.

Als Nathan und ich schon am Tisch saßen, kam Max im Jogginganzug in die Küche und setzte sich wortlos an den Tisch. Er stützte seinen Kopf auf seiner linken Hand und mit der rechten tippte er auf seinem Handy. ,,Auch guten morgen Max!", Christina kam von Maxim an den Tisch und gab Max einen Kuss auf die Schläfe. ,,morgen", kam nur von ihm und Christina setzte sich.

Nach dem sehr ruhigen Frühstück geschuldet dem Smartphone in Max Hand und meiner Schläfrigkeit ging ich ins Bad und machte mich fertig für die Schule.

Als ich durch die Tür ging überlegte ich kurz, vielleicht doch nicht zur Schule zu gehen, sondern mich irgendwo im Park mit jemandem zu treffen. Am Ende entschied ich mich doch dagegen, einfach meinem Onkel zu liebe.

Also machte ich mich auf den Weg Richtung Schule. Dort bin ich auch fast pünktlich angekommen.

,,Miriam, es ist sechs Minuten nach acht. Du bist zu spät.", kam von meiner Klassenlehrerin und ich setzte mich, heute mal kommentarlos, an meinen Platz.

Max

Mittlerweile war es halb zwei Mittags und ich war gerade vom Sport wieder da. Zuhause begrüßte ich Christina.

,,Tut mir leid, dass ich heute morgen so blöd drauf war. Aber weißt du wie oft Maxim wach geworden ist?'' Ich lächelte sie leicht an und legte meine Hände auf ihre Hüften. Sie lächelte mich ebenfalls an. Sie sah heute, aber wie fast immer einfach toll aus. ,,Da siehst du was ich nachts immer leisten muss", sagte sie leicht vorwurfsvoll und legte ihre Hände in meinen Nacken. Kurz darauf lagen unsere Lippen für einen Moment aufeinander ehe sie sich voneinander lösten und wir uns fest umarmten.

,,Du machst dir Sorgen um deinen Bruder", sagte sie und ich spürte einen kleinen Stich in mein Herz. Denn sie hatte recht. Vier Tage war der Unfall jetzt schon her und Miriam, meine Nichte, schlief bei uns. Es war alles so schnell gegangen. Keiner wusste bis jetzt genau wie es weiter gehen sollte.

Zu ihrer Mutter wollte sie nicht und ich glaube auch nicht das ihre Mutter selbst es wollte. Sie war schon seit der Geburt von Miriam etwas überfordert mit ihr, weshalb Miriam bis jetzt auch noch keine Geschwister hat und dann kam irgendwann auch noch der Alkohol dazu. Mein Bruder hat sich hauptsächlich um sie gekümmert und den typischen Mutterjob mit Elternabende, Kindergeburtstage und so weiter übernommen.

Mit etwas Verspätung zuckte ich nur leicht mit den Schultern und sie umarmte mich ein wenig fester, was ich erwiderte.

,,Das ist total okay Max. Ich mach mir auch Sorgen, aber das wird schon.", sprach sie mir zu und ich fasste an ihren Hinterkopf, vergrub meine Hand in ihren leicht welligen Haaren. Ihr Gesicht vergrub sie an meinem Hals.

,,Miriam kommt gleich wieder.", begann ich zu reden. ,,Ich versteh nicht warum sie gar nicht drüber reden will Christina. Sie sagt da nichts zu, will ihn nicht mal besuchen. Was mache ich falsch?"

,,Du machst nichts Falsch. Ich glaube sie frisst das alles in sich rein."

,,Ich versuche einfach noch mal mit ihr zu reden", beschloss ich und wir lösten uns aus unserer langen wohltuenden Umarmung.

Während Christina das Mittagessen für sie und Miriam vorbereitete, ging ich ins Arbeitszimmer und nahm mir die Papiere vor, welche quer über den Tisch verteilt waren.

,,Bin wieder da!", kam wenig später aus dem Flur und Christina fragte Miriam, wie die die Schule war.

,,ganz oke", sagte Miriam nur sparsam und ich kam aus dem Arbeitszimmer.
Sie öffnete gerade ihre Schultasche als ich in die Küche kam und holte ein paar Zettel raus.

Ohne einen Kommentar legte sie diese vor mir auf den Tisch und ich machte große Augen als ich die Note sah.

,,Ne fünf Miriam?", fragte ich leicht entsetzt und sah Christinas zerknirschten Blick von der Seite.

,,Ja. Aber blätter um!", Vorderte Miriam mich hibbelig auf und grinste.

Also blätterte ich den zweiten Test auf. ,,Eins Minus? Wie hast du das denn hinbekommen?", ich zog meine Augenbrauen hoch und sah sie an.

Sie zwinkerte mir zu und setzte sich selbstsicher an den Tisch als Christina eine Pfanne auf den Tisch gestellt hatte.

Die beiden aßen Mittag und ich saß mit am Tisch. Während sich Christina noch mal nach nahm war Miriam aber noch bei der Hälfte des ersten Tellers. Lustlos stocherte sie im Essen herum und pickte sich noch ein paar  Nudeln heraus bevor sie das Besteck zur Seite legte und den Teller von sich wegschob.

,,Ich geh gleich raus und treffe mich mit Celine.", sagte sie entschlossen und sah auf ihre Hände.

,,Miriam, ich glaube es ist besser wenn du heute Nachmittag mal hier bleibst.", begann Christina zu reden. ,,Du kannst in den Garten gehen oder mit Nathan spielen, wenn ich ihn gleich abhole."

Miri sah zu ihr hoch und dann zu mir, um mich mit mit ihrem Blick zu fragen, ob das ihr ernst sei. Ich nickte und sie sackte noch etwas mehr auf ihrem Stuhl zusammen.

,,Das ist unnötig", waren ihre Worte sie stand auf und verließ die Küche.

Christina und ich seufzten auf.

Mein Onkel - Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt