Hallo Fremder!

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"Hilfe!" 

Dye runzelte die Stirn. Das war unmöglich. Niemand hätte es überleben können, im Zentrum der Explosion zu stehen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie selbst nicht zu Staub zerfallen wäre. 

"Bitte!", kam die Stimme wieder. "Helft mir!" 

Diamond schüttelte den Kopf und joggte an den Rand des Kraters. Dort unten, in der Mitte, lag tatsächlich jemand. Ein Mann, sofern sie das beurteilen konnte. Hatte er die Explosion ausgelöst? 

Sie seufzte. Das würde sie nur herausfinden, wenn sie zu ihm ging. Also schlitterte sie über den Staub nach unten und hockte sich neben das Häuflein Elend, dass mit großen, angsterfüllten Augen dalag. Sie fanden Diamond. 

Nun erkannte sie wer es war. Er war vor kurzem an ihr und Betty vorbeigegangen. 

"Bitte", flüsterte er. "Bring mich hier weg. Er wird wiederkommen." 

"Wer wird wiederkommen?" 

Er schloss angestrengt die Augen und eine Schweißperle lief über seine Nase. 

Der Typ - er sah nicht älter aus als 19 - schien mit sich zu ringen, doch er antwortete nicht, also wechselte Dye die Taktik. 

"Hast du die Explosion ausgelöst?", fragte sie. 

Nun sah er noch verzweifelter aus und starrte sie wieder mit flehenden Augen an. "Ich wollte es nicht. Bitte, du musst mir glauben. Bitte. Hilf mir." 

Diamond schloss die Augen. Ihr erster Instinkt war es ihn zu verlassen oder festzunehmen. Doch ihr Job war es nicht, das Richtige zu tun. War es nie gewesen. Ihr Job war es Menschen zu beschützen und dieser junge Mann brauchte ganz offensichtlich Schutz. 

Sie seufzte und legte seinen Arm um ihre Schultern, hievte ihn auf die Beine und zog ihn mit zusammengebissenen Zähnen zum Rand des Kraters. 

"Danke", flüsterte er. Seine Stimme war genauso schwach wie sein Körper, denn Diamond trug ihn praktisch. In diesen Momenten war sie für ihr gutes Training mehr als dankbar. 

So schnell es ging, um nicht entdeckt zu werden, schleppte sie sich und den Fremden einige hundert Meter weg vom Unfallort. Dann setzte sie ihn auf dem Boden ab und hockte sich vor ihn. 

"Wie heißt du?", fragte sie. 

"Nuce", erwiderte er nach einem kurzen Zögern. 

"Okay, Nuce. Du hattest echt Glück, dass ich dich gefunden habe. Jeder andere Sanktuariums-Angestellte hätte dich in Handschellen abgeführt. Aber ich bin hier um Menschen zu beschützen. Du musst dir also keine Gedanken machen." 

Er nickte leicht. 

"So und jetzt sag mir genau was passiert ist. Wieso hast du die Bombe gezündet? Wie bist da lebend herausgekommen?" 

Nuce schüttelte den Kopf. "Es war keine Bombe. Ich war die Bombe. Das sind meine Fähigkeiten." 

"Oh", sagte Diamond nur. 

"ich... ich würde so etwas nie tun..." 

"Und warum hast du es dann getan?", wollte sie wissen. 

"Es... wurde mir befohlen" 

Sie sah ihn an und wartete auf eine weitere Erklärung. Doch Nuce schien sichtlich mit sich zu ringen. 

"Und ich... musste es einfach tun..." 

Diamond seufzte. "Du musst schon spezifischer werden." 

"Ich kann nicht", sagte Nuce und klang dabei verzweifelter denn je. 

Sie überlegte. Hatte man ihm einen Zauber auferlegt, der ihm verbot es zu erklären? 

"Irgendetwas hält dich davon ab es zu erklären", stellte sie fest. "Und es ist dasselbe, was dich zu dem Attentat gebracht hat." 

Er nickte schnell. 

"War es ein anderer Zauberer?" 

Wieder Nicken. 

"Kannst du mir sagen wie er heißt? Wie er aussieht?" 

Kopfschütteln. 

Diamond wollte sich gerade an den Kopf fassen, da fiel es ihr wie Sterne von den Augen. Sie starrte ihn fassungslos an. 

"Derjenige weiß deinen wahren Namen", sagte sie und Nuce sackte in sich zusammen. 

"Oh, Gott...", flüsterte sie und stand auf und raufte die Haare. 

"Das ist nicht mein Zuständigkeitsbereich. Ich kenn mich mit so etwas nicht aus. Ich kann dich beschützen vor dieser Person, aber ich kann dir nicht helfen..." 

Sie wollte einen nachdenklichen Schritt zur Seite machen, doch Nuce packte ihr Fußgelenk. "Nein, bitte", flehte er. "Lass mich nicht allein."

Diamond seufzte und kniete sich wieder vor ihn. "Ich lass dich nicht allein", versicherte sie ihm. "Keine Angst". Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Aber das hier ist nicht mein Kaliber. Ich muss jemanden anrufen, der uns vielleicht weiterhelfen kann." 

Sie holte ihr Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste 1. Nach dem dritten Klingeln hob er ab. 

"Na, Dye? Vermisst du mich schon?" 

Sie musste schmunzeln. "Hey, Dex. Immer, das weißt du doch." 

Dexter Vex lachte leise. "Na, gut. Was ist los?", wollte er wissen. 

"Ich brauche deine Hilfe", sagte Diamond. "Und die von ein paar Freunden deinerseits."

Simon Says...Where stories live. Discover now