Constantin Schmid

363 13 0
                                    


Ein letztes Mal sah ich mich prüfend im Spiegel an, bevor ich mir meine Schlüssel schnappte und das Haus verließ.
Gleich würde ich mich mit meinem besten Freund Constantin treffen. Eigentlich keine große Sache... Naja. Wenn man außer Acht lässt, dass ich Gefühle für ihn habe... Bisher konnte ich es ihm jedoch nicht sagen... Ich wollte die Freundschaft zwischen uns nicht zerstören...

Nur fünf Minuten später kam ich bei dem großen Freibad an, vor dem wir uns treffen wollten. Constantin war schon da und winkte mich zu sich. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung (in mir kribbelte es, als wir uns so nah waren) und betraten das überfüllte Freibad.
Schnell hatten wir einen passenden Platz gefunden, wo wir unsere Handtücher hinlegen konnten.
Consti wollte gleich Baden gehen. Ich hatte gerade mein Sommerkleid, unter dem ich meinen Badeanzug trug, ausgezogen, als ich im Brautstil hochgehoben wurde. Mein bester Freund trug mich grinsend Richtung Beckenrand.
Das anhaltende Kribbeln ignorierte ich und rief: „Das wagst du nicht! Lass mich sofort runter! Sonst...", „...was sonst?", unterbrach er mich grinsend und hielt am Beckenrand an.
Bevor ich irgendetwas antworten konnte, spürte ich schon das kalte Nass um mich herum.
Schnell tauchte ich wieder auf und schnappte nach Luft.
„Du Arsch!", rief ich dem immer noch lachenden (und trockenen) Constantin zu.
Anstatt irgendetwas zu antworten, sprang er neben mir ins Wasser.
Kaum war er wieder aufgetaucht, rief ich „RACHE!" und tunkte ihn unter. Das ließ er sich natürlich nicht gefallen und das Ganze endete in einer Rauferei.

Irgendwann hielt ich mich schwer atmend am Beckenrand fest.
„Ist ja gut, du hast gewonnen.", lachte ich und wollte aus dem Becken klettern. Doch Consti hatte andere Pläne...Er zog mich am Fuß wieder zurück ins Wasser. Dabei kamen wir uns für einen Moment ziemlich nahe. Kurz war ich wie erstarrt, konnte mich aber schnell wieder fassen.
„Alles okay?", fragte mein bester Freund, der meinen kurzen Aussetzer anscheinend mitbekommen hatte.
„Ja, ich...alles gut. Gehen wir langsam raus? Mir wird langsam kalt.", antwortete ich. Consti nickte und ich folgte ihm zurück zu den Handtüchern. Wir ließen uns nieder und ich holte eine Flasche Sonnencreme aus meiner Tasche.
„Eincremen!", befahl ich und hielt ihm die Tube hin. Er stöhnte, nahm die Tube aber trotzdem.
Ich schaute ihm dabei zu, wie er sich eincremte und mein Blick fiel auf seinen muskulösen Oberkörper. Wieder erstarrte ich für ein paar Sekunden.
„Hier, ich bin fertig.", unterbrach Constantin meine Starrerei (er hatte zum Glück nichts mitbekommen) und gab mir die Tube wieder zurück.

Nachdem ich auch ich mich der Sonnencreme bedient hatte, legten wir uns zum Sonnen hin. Consti schloss die Augen und döste vor sich hin, während ich mich meinem Buch „Die Flüsse von London" widmete.

Zwei Stunden später nahm ich eine Bewegung links neben mir war. Ich schaute auf und sah Consti, der sich streckte.
„Ich geh mir ein Eis holen. Willst du auch eins?", fragte er. Ich nickte und er machte sich mit einem 5€-Schein auf den Weg zum Kiosk.
Zurück kam er mit einem Cornetto Haselnuss für sich und einem Magnum White Chocolate & Cookies für mich. Er setzte sich neben mich auf mein Handtuch. Wortlos aßen wir unser Eis.
„Wie geht es Tom?", fragte er auf einmal. Wie war er denn jetzt darauf gekommen. Nur so als kleine Info am Rande: Tom war mein Freund...Naja...bis ich Gefühle für Consti entwickelt habe... In dem Moment fiel mir ein, dass ich meinem besten Freund noch gar nichts von der Trennung erzählt hatte
„Gut, denke ich.", antwortete ich. Fragend schaute er mich an.
„Naja, wir haben Schluss gemacht."
„WAS??? Das hast du mir ja gar nicht erzählt.", rief er überrascht. Kurz hatte ich das Gefühl, Erleichterung in seinen Augen zu sehen, aber das hatte ich mir wahrscheinlich nur eingebildet.
„Naja, es hat halt nicht mehr gepasst.", erklärte ich.
Wieder Stille.
„Gehen wir noch mal Schwimmen?", fragte ich irgendwann. Von Constantin kam keine Antwort. Er war in Gedanken. Ich wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht.
„Hmm?", machte er.
„Ich habe gefragt, ob wir nochmal Schwimmen gehen.", wiederholte ich meine Frage.
Er nickte. Wir gingen nun schon das zweite Mal Richtung Schwimmbecken, als ich die Wasserrutschen entdeckte. Consti schien erst nicht so überzeugt, doch ich konnte ihn überreden und zog ihn hinter mir her. Ich rutschte zuerst und kam lachend im Wasser an. Dann wartete ich auf meinen besten Freund, der nicht viel später neben mir im Wasser landete. Auch er hatte ein Lächeln auf dem Gesicht.
„Na siehst du, war doch gar nicht so schlimm.", neckte ich ihn und spritzte ihm Wasser ins Gesicht. Er erwiderte die Geste, antwortete jedoch nichts. Stattdessen fing er an, seine Bahnen zu schwimmen. Nachdem ich ein paar Kleinkindern ausgewichen war, folgte ich ihm.

„Das war ein schöner Tag.", merkte ich an, als wir vor dem Ausgang des Freibades standen. Constantin nickte zustimmend und wir machten uns auf den Weg zu mir nach Hause. Vor meiner Wohnungstür verabschiedete er sich bei mir mit einer langen Umarmung.
„Wir sehen uns morgen.", flüsterte er mir zu, ehe er sich von mir löste und die Straße runter lief.
Wie in Trance starrte ich ihm hinterher.

Irgendwann würde ich es ihm sagen...

Ski jumping osWo Geschichten leben. Entdecke jetzt