Johann André Forfang

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Allein saß ich draußen auf einer Bank hinter dem Hotel und starrte in die verschneite Schneelandschaft. Hin und wieder lief mir eine Träne über die Wangen.
Zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Jacke vergessen.
Wobei das im Moment mein kleinstes Problem war.
Heute war echt der schlimmste Tag in meinem Leben. Ich hatte alles zerstört.
Warum? Ich will es euch sagen:

Beim Wahrheit oder Pflicht spielen (wer kennt es nicht) zusammen mit dem norwegischem Skisprungteam musste ich allen offenbaren, für wen mein Herz schlägt...

FLASHBACK

Daniel drehte die Flasche und sie blieb mit der Öffnung zu mir liegen.
„Wahrheit oder Pflicht?"
„Wahrheit.", antwortete ich. Das war meiner Meinung nach die harmlosere Wahl.
„Gut...Erzähl: in wen bist du verliebt?", fragte Dani und schaute mich auffordernd an.

Im Raum war es still geworden und alle warteten auf meine Antwort.
Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich schaute nervös auf den Boden, der plötzlich total interessant geworden war.
Damit hatte ich nun nicht gerechnet.
Unsicher schaute ich auf und blickte zu den Jungs. Auch Johann wartete gespannt auf eine Antwort.
Wie würde er reagieren, wenn ich gleich seinen Namen nannte?
Johann war mein bester Freund...Ich wollte ihn nicht verlieren.
Trotzdem wusste ich, dass mich nichts mehr aus meiner misslichen Lage befreien könnte, weshalb ich das nun schnell hinter mich bringen wollte.
Ich atmete kurz ein und sagte dann leise: „Johann."
Nach mehreren Sekunden, in denen niemand etwas sagte, sprang ich auf und lief ins Freie.

FLASHBACK ENDE

Nun saß ich hier.
Die Tränen liefen mir endlos aus den Augen, meine Wangen herunter.
In diesem Moment fühlte ich nichts als Angst.
Angst, davor, meinen besten Freund für immer verloren zu haben. Ich hatte gerade eben meine Liebe zu ihm gestanden. Nun konnte ich ihm bestimmt nie wieder unter die Augen treten.
Auf einmal spürte ich etwas weiches auf meinen Schultern. Jemand hatte mir meine Jacke über die Schulter gelegt.
Ein Blick nach rechts verriet mir, dass es niemand Geringeres als Johann André Forfang, mein (hoffentlich noch) bester Freund und der Mann, für den ich vor min. 3 Jahren Gefühle entwickelt habe. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fingen an, hin und her zu fliegen. Genauso wie immer, wenn Jo mir gegenüber stand (oder saß).
„Was machst du hier?", fragte ich leise und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.
„Du hast deine Jacke vergessen.", sagte er.
Dann herrschte Stille.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus: „Jo, es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe...Ich verstehe, wenn du nicht mehr mit mir befreundet...", meine dramatische Rede wurde von einem Schluchzer unterbrochen, den ich nicht zurückhalten konnte.
Johann drehte sich ruckartig in meine Richtung. Er kam näher, nahm mein verheultes Gesicht in seine Hände und schaute mir mit seinen wunderschönen grün-grauen Augen in meine verquollenen.
„Hör auf. Du musst dich nicht entschuldigen. Gegen Gefühle kann man nichts tun. Und ich möchte auch nicht die Freundschaft zu dir beenden.", sagte er überzeugt.
Überrascht schaute ich ihn an.
„Nicht?", fragte ich.
Er schüttelte mit dem Kopf, kam noch ein Stück näher, sodass nur noch ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte und flüsterte: „Ich empfinde auch etwas für dich."
Bevor ich etwas antworten konnte, legte er schon seine Lippen auf meine. Das angenehme Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und ich schloss die Augen.
Viel zu schnell ging der Kuss vorbei.
„Ich...ich liebe dich.", flüsterte ich.
„Ich liebe dich auch.", flüsterte Jo schmunzelnd und überbrückte schnell wieder den Abstand zwischen unsere Lippen schnell.

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