„Was soll ich denn sagen? Hau ab?"

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„Hast du alles?" fragt Luca und greift nach meinem Koffer. Ich nicke. „Jap" Dann gehen wir zusammen raus und steigen in sein Auto. „Luca" sage ich, als er losfährt. „Ja?" Ich schaue zu ihm. „Ich will nicht fahren" Luca streckt seinen Arm aus und ich nehme seine Hand. „Ich will auch nicht, dass du fährst" Ich verdrehe die Augen und lege meinen Kopf zurück. „Das hilft mir nicht wirklich" Luca lacht. „Was soll ich denn sagen? Hau ab?" schlägt er vor. „Nein" gebe ich schmollend zu. Ich schalte das Radio ein. „Es sind nur ein paar Tage" versucht Luca mich aufzumuntern. Ich nicke. „Ich weiß. Trotzdem" - „Ich weiß" stimmt Luca mir zu.

Als wir am Flughafen sind, ist das ganze auch nicht wirklich einfacher. „Ich kann auch noch mit rein kommen, wenn du willst" schlägt Luca vor, als wir im Auto sitzen, das auf dem Parkplatz steht. „Nein, lieber nicht, die suchen doch nach dir" Von unserer Hinreise ist schon ein Foto im Internet. Luca beugt sich zu mir und legt seine Lippen auf meine. „Ich vermisse dich jetzt schon. Ich liebe dich" sagt er leise. Ich lege meine Hand auf seine Wange. „Ich dich auch" Dann lege ich meine Lippen nochmal auf seine und steige dann - schweren Herzens - aus. Ich nehme meinen Koffer und gehe Richtung Eingang. Als ich vor der Tür bin, drehe ich mich nochmal um und sehe, dass Luca mich die ganze Zeit beobachtet hat. Ich lächle ihm zu und hebe winkend meine Hand, bevor ich in den Flughafen gehe und mich durch Kofferabgabe und Sicherheitskontrolle zu meinem Gate kämpfe. Dort setze ich mich hin, nehme meine Kopfhörer und schaue auf mein Handy. Luca ist jetzt im Studio. Spontan rufe ich Andrzej an. „Hey, Bambi, du lebst ja noch!" begrüßt er mich. „Was soll das denn heißen?" frage ich ihn. „Ich hab ewig nichts von dir gehört" beschwert er sich. „Das stimmt doch gar nicht! Und du hast ja auch nicht gefragt" kontere ich. „Stimmt. Also, wie gehts, wo bist du gerade?" Berechtigte Frage. „Am Flughafen, in Zürich" antworte ich ihm. „Und da du mich anrufst vermute ich mal, alleine" mutmaßt Andrzej. „Ja" antworte ich knapp. „Wohin geht's? Nach Hause?" fragt Andrzej. „Ja, genau" Andrzej seufzt. „Aber so wie ich dich kenne siehst du ihn bald wieder" Andrzej hat ja Recht. „Am Samstag" erzähle ich. „Na, siehst du? Das sind mit heute 4 Tage, das wirst du ja wohl überleben" versucht er mich aufzumuntern. „Ja, werd ich wohl" stimme ich ihm zu. „Bambi, lach jetzt!" befiehlt er mir. „Lachen setzt Glückshormone frei, die dazu führen, dass du dich besser fühlst - oder so" Das macht Andrzej immer um mich aufzumuntern und sein Halbwissen bringt mich dabei tatsächlich zum Lachen. „Du hast gar keinen Grund traurig zu sein, 4 Tage, das ist nichts" Ich nicke. „Stimmt" sage ich und lächle dabei tatsächlich. „Sehr gut. Ich muss jetzt nämlich unterrichten. Aber ich rufe dich heute Abend an, versprochen!" Ich nicke. „Okay, danke, bis dann. Und liebe Grüße an Philipp und Letizia - wenn die sich noch an mich erinnern" füge ich noch hinzu. „Machst du Witze? Die sind schon da und beobachten mich, seit sie ‚Bambi' gehört haben" Ich lache. „Na dann, los, bring denen was bei!" fordere ich ihn auf. „Mach ich" bestätigt Andrzej. „Guten Flug" - „Danke, bis später" verabschiede ich mich. „Bis später" Andrzej legt auf und ich mache mir Musik an.

Ich schließe die Tür auf, stelle meinen Koffer im Flur ab und hänge den Schlüssel ans Schlüsselbrett. Dabei streife ich mir die Sneaker vom Fuß und lege die Tasche ab. Oh man, ist das stickig hier. Ich gehe durch die Zimmer und öffne erstmal alle Fenster. Dabei fällt mir der riesen Haufen Post auf dem Tisch auf... später! In der Küche werfe ich einen Blick in den Kühlschrank und schreibe eine Einkaufsliste. Dann gehe ich aber erstmal wieder in den Flur und ziehe meinen Koffer ins Schlafzimmer. Lucas Idee war mega, so muss ich viel weniger waschen wenn das alles bei ihm bleibt! Ich räume meine Sachen ein und mache 2 Regale für Luca frei, wo ich dann seine Sachen hin tue. Dann hieve ich den leeren Koffer auf den Schrank und trage die wenige Wäsche zur Waschmaschine, die ich auch sofort anschmeiße. Ich nehme mein Handy und rufe David an. „David Navarros Büro, mit wem spreche ich?" fragt seine Assistentin. „Hallo, hier ist Christina Luft. Kann ich mit David sprechen?" frage ich sie. „Einen Moment bitte, ich leite Sie weiter" antwortet sie. „Danke" sage ich noch, bevor die Warteschleifenmusik ertönt. „Navarro" meldet sich David. „Hi, Christina hier" begrüße ich ihn. „Hallo Christina. Gut, dass du anrufst!" begrüßt er mich. „Ich wollte nur Bescheid sagen, ich bin für ein paar Tage wieder in Köln" erkläre ich mich. „Perfekt! Herr Schmid und ich haben zwar soweit alles geregelt, aber du musst noch ein paar Dinge unterschreiben" Jaja, der Herr Schmid. „Okay, kann ich gleich kommen?" frage ich. „Warte, lass mich kurz schauen... Ähm, so um 4?" schlägt vor. „Super, dann bis gleich" bestätige ich. „Ja, bis gleich" Ich lege auf und schaue nach meinen Benachrichtigung. Ein Name zaubert mir direkt ein Lächeln aufs Gesicht: ‚Luci ❤️' Ich gehe auf unseren Chat. „Wie war dein Flug? Bist du schon zuhause?" fragt er. „Ja, bin grad angekommen, ging alles supi" antworte ich. Nur ein Haken. Luca hat ja erzählt, dass im Studio nicht gerade der beste Empfang ist. Okay, dann sollte ich mich wohl mal an die Post machen. Ich sortiere die Werbung aus, was den Stapel zum Glück schon deutlich kleiner macht. Rechnung, Rechnung, Rechnung, die lege ich auch erstmal zur Seite. Perfekt, nur noch 4 Briefe, das sieht doch schon viel besser aus. Einer ist von Erich, die Let's Dance Fotos. Erich macht das jedes Jahr, er druckt uns allen ein paar Fotos aus und schickt uns die zu, total süß. Noch ein Brief von Erich? Ich öffne den ersten. Wie erwartet - die Let's Dance Bilder, größtenteils von uns Profis aber auch ein paar mit den Promis. Dann öffne ich die anderen. Darin sind ebenfalls Fotos und ein kleiner Zettel: ‚Hi Bambi :) Ich hab für dich noch ein paar Fotos extra, nur falls du dich wunderst, dass es keinen überrascht hat, dass ihr zusammen seid ;) Liebe Grüße von Oana und mir, Erich' Ich lege den Zettel zur Seite und schaue mir die Fotos an. Da sind sogar welche von den Vorbereitungen für die Kennenlernshow dabei. Wann hat Erich die ganzen Bilder gemacht?? Auf jedem Bild schauen Luca und ich uns an oder wir umarmen uns oder berühren uns sonst irgendwie. Auf einem halten wir Händchen. Moment mal - wo war das denn? Das Bild ist aus der Magic moment Show. Luca und ich stehen uns gegenüber. Ich schaue nach unten und Luca hält meine Hand. Ah, okay, das war direkt nach dem Tanz und dem Juryurteil. Luca hat versucht mich zu trösten, obwohl es ihn selber runter gezogen hat. Ich nehme mein Handy und schicke Andrzej ein Foto von dem Bild. ‚Du Paparazzi 🤪' schreibe ich dazu. Wer sonst sollte das gemacht haben. Dann gucke ich mir noch die anderen Bilder an. Eins ist von nach dem Halbfinale, wo ich gerade versuche zu realisieren, dass wir ins Finale gekommen sind und Luca mir das gerade überglücklich klar macht. Nachdem ich alle Fotos angeguckt habe, nehme ich zwei von den Fotos mit Luca, einmal das von hinten, auf dem wir in einer Generalprobe nebeneinander auf dem Sofa sitzen und uns anschauen und lachen und das vom Lagerfeuer, wo ich an ihm lehne. Und ich nehme noch ein Foto von allen Profis von der Probe für das Opening der Kennenlernshow und eins von uns Halbfinalisten. Die Fotos hänge ich an meinen Kühlschrank.
Dann packe ich alles unwichtige aus meiner Handtasche, weil ich schon los muss zu Daniel.

Mit einem großen Karton komme ich eine gute Stunde später wieder nach Hause, gerade als mein Handy klingelt. Direkt fährt mir ein Lächeln ins Gesicht und ich hole mein Handy raus. Andrzej. „Ach du bists" begrüße ich ihn. Andrzej lacht. „Also ich weiß wirklich nicht, was ich von Luca halten soll, früher hast du dich viel mehr über meine Anrufe gefreut" Ich klemme mein Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter, halte den Karton in der rechten Hand und krame mit der linken in meiner Handtasche nach dem Schlüssel. „Luca ist toll" erwidere ich grinsend. „Jaja, schon klar, der reinste Traumtyp" Ich hab den Schlüssel gefunden und schließe die Tür auf. „Er kocht für sie, er ist romantisch, er sieht gut aus, er trägt sie auf Händen, da könntest du dir ruhig mal ein Beispiel dran nehmen" meint Vica, von der ich gar nicht wusste, dass sie auch mithört. „Hallo - ich sehe ja wohl auch gut aus" - „Wow, richtig viel hängen geblieben" Vica und ich lachen und ich lege den Karton und meine Sachen im Flur ab. „Und ich hebe dich außerdem doch schon beim Tanzen, reicht das nicht?" fragt Andrzej keck. „Also Luca hat letztens für mich gekocht und zuhause daraus ein Date bei Kerzenschein gemacht, weil wir ja noch für uns bleiben wollen, also nicht in die Öffentlichkeit gehen wollen, aber das war das volle Programm, mit Kerzen, Blumen und Wein. Und wir haben zusammen einen Beauty Tag gemacht, mit Masken und Nägeln und allem" erzähle ich. „Und" - „Angeberin" unterbricht Vica mich. Ich setze mich lachend auf mein Sofa, stelle das Handy auf laut und lege es neben mich. „Ich hab letztens auch ne Kerze angezündet" meint Andrzej. „Ja - um Mücken zu vertreiben" entgegnet Vica und ich muss lachen. „Aber jetzt erzähl mal, wie wars in der Schweiz" fordert Vica mich auf. Ich erzähle vom Wandern gehen, von Lucas Kochkünsten, von seiner Familie und dem Tag mit seinen Geschwistern und wie ich am letzten Abend mit der Bank zusammen hingefallen bin, was vor allem Andrzej zum Lachen bringt. „Und ihr so?" frage ich dann. „Wir haben unterrichtet" erzählt Vica. „Und - unterrichtet" fügt Andrzej hinzu. „Ja gut hätt ich mir auch denken können" In dem Moment vibriert mein Handy schon wieder. „Ich will euch ja nicht loswerden, aber das ist Luca" sage ich zu den beiden. „Schalt ihn dazu" meint Andrzej, was ich dann auch mache. „Hey, Schätzu" sagt Luca sofort. „Hallo Schnuckelchen! Wie gehts dir mein Herz?" fragt Andrzej. „Andrzej?" fragt Luca entgeistert. „Nein, Schätzu" Vica und ich können nicht mehr vor lachen. „Ooch" stöhnt Luca genervt auf. „Nawww" entfährt es mir sofort. Irgendwie sind Lucas genervte Stöhner echt süß. „Ich vermisse dich" sagt Luca, als er meine Stimme hört. „Ich dich auch, vor allem, dich in Mario Kart zu schlagen" Ich verdrehe die Augen. „Ich kann dich ganz schnell aus dem Anruf entfernen" drohe ich Andrzej. „Ich dich auch" entgegnet er. Tut - tut - tut. Hat der mich jetzt gerade wirklich raus gekickt? Perplex starre ich auf den schwarzen Bildschirm, bevor ich ihn wieder anrufe. „Hey, Bambi! Drei mal an einem Tag, versuchst du die letzten Wochen wieder gut zu machen?" begrüßt Andrzej mich. „Du Spinner" entgegne ich lachend. „Hey, ich dachte dieses Spinner wäre für mich aufgehoben?" fragt Luca. „Mich kennt sie schon viel länger als dich" Oh mein Gott wieso ist das gerade so anstrengend? „Für dich sind ganz andere Dinge, Luci" sage ich mit verführerischer Stimme. „Uiuiuiuiui wenn ich höflich wäre würde ich jetzt auflegen" wirft Andrzej dazwischen. „Zum Glück hast du ja noch ne Frau mit Anstand" entgegnet Vica. „Na gut. Tschau, bis dann, hab dich lieb, Bambi" sagt Andrzej. „Ich dich auch, tschau" Andrzej legt auf und Luca und ich sind alleine. „Muss ich eifersüchtig sein?" fragt Luca ironisch. „Bitte nicht du auch noch, Andrzej ist schon ganz eingeschnappt, dass ich mich nicht mehr so oft bei ihm melde" erzähle ich Luca. Er lacht. „Da hab ich ja Glück gehabt" Andrzej und ich haben in letzter Zeit und gerade in der ersten Hälfte von Let's Dance echt fast täglich telefoniert, was aber vor allem an meinem Gefühlschaos lag und daran, dass Andrzej mich fast immer vor und nach dem Training beruhigen musste. Deswegen denkt er auch, er wüsste alles - aber das wär ja noch schöner! „Also, was hast du heute so gemacht?" fragt Luca mich. „Nicht viel, Post geöffnet, Fanpost abgeholt" erzähle ich. „Und dich vermisst" schiebe ich ein bisschen kleinlaut hinterher. „Aww, ich dich auch" antwortet Luca. „Die neuen Songs werden übrigens echt cool!" erzählt er dann. „Und wann kriege ich die endlich mal zu hören?" hake ich nach. „Das Album kommt im Herbst raus" Ich lehne mich zurück und verdrehe die Augen. „Witzig" Luca lacht. „Bald. Versprochen" Das klingt doch schon besser. „Gut, lange warte ich nämlich nicht mehr" Luca lacht. „Du liebst doch Überraschungen" - „Ich hasse Überraschungen" - „Du liebst Überraschungen" Ich überlege kurz. „Ja, okay, stimmt" Luca lacht. Dann ist er still und ich auch. „Ich will dich gerade so gerne einfach in den Arm nehmen" sagt Luca leise. Ich nicke. „Wie soll ich denn heute ohne dich schlafen?" frage ich ihn. „Gar nicht, telefonier einfach weiter mit mir" Ich lache ein wenig. „Okay, das klingt gut" Ich wünschte wirklich, Luca wäre jetzt neben mir und ich könnte mich in seinen Arm legen, meinen Kopf auf seine Brust und seinem Herzschlag zuhören. „Christina?" fragt Luca mich mit seiner sanften Stimme. „Ich bin immer für dich da" Ich grinse diesmal sogar breiter als Jorges Bananen und spüre ein warmes Kribbeln an meinem ganzen Körper. „Ich weiß. Und ich auch für dich" antworte ich ihm. „Ich weiß"

Au clair de la luneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt