„Meine Eltern mögen dich echt gerne"

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„Sieht man noch was?" frage ich Luca, nachdem ich mein Bestes gegeben habe, die rote Wange zu überschminken. „Warte, komm mal ins Licht" ich gehe einen Schritt vor unter die Lampe und drehe mein Gesicht zur Seite, sodass Luca die Wange sieht. „Also wenn man es weiß sieht man, dass es ein bisschen geschwollen ist, aber wirklich nur ein bisschen" Ich drehe mein Gesicht wieder nach vorne. „Okay, ich hoffe einfach es fällt nicht auf" Ich lege meine Haare darüber. „So gehts echt" meint Luca. Ich packe meine Sachen aus dem Bad zusammen und stopfe sie noch oben in die Reisetasche. „Okay, ready?" frage ich Luca. Er nickt. Ich hole noch die Sachen aus dem Kühlschrank, die ich meiner mum gebe damit sie hier nicht schlecht werden in den nächsten Wochen und Luca nimmt noch die Blumen, die er heute Morgen extra geholt hat. Dann gehen wir zum Auto und fahren los.
Auf dem Weg hören wir Musik und tanzen wild dazu, soweit es eben möglich ist während Luca fährt.

Als wir am frühen Mittag bei meinen Eltern ankommen, ist meine Mutter gerade am Kochen. „Hallo, schön euch zu sehen!" begrüßt mein Vater uns. „Endlich können wir mit euch die ganzen frohen Nachrichten feiern." sagt er froh. „Die ganzen? Hab ich was verpasst?" frage ich nach. „Naja, wir waren im Finale, du hast die Profi Challenge gewonnen und uns beide" fasst Luca schnell zusammen. „Der Mann versteht mich" meint mein Vater und ich muss lachen. Ich gehe in die Küche und begrüße meine Mutter. Luca folgt mir. „Kann ich dir noch helfen?" frage ich sie. „Auf keinen Fall, ich mache das!" schaltet Luca sich ein. Beleidigt schaue ich ihn an. „Es ist jetzt nicht so, dass ich gar nicht kochen kann" - „Aber ich kann besser kochen" entgegnet er. Ich strecke ihm die Zunge raus, reiche ihm aber eine Schürze. Meine Mutter gibt Luca sofort irgendwelche Aufgaben. Ich verziehe mich in den Garten zu meinem Papa und setze mich auf den Stuhl neben ihn. Ich drehe mein Gesicht zur Sonne und schließe die Augen. „Es ist echt schön dich wieder so glücklich zu sehen" meint mein Vater nach ein paar Minuten. Ich schaue zu ihm. „Ich war doch die ganze Zeit glücklich" entgegne ich. „Na ja, vor 2 Wochen als wir bei dir waren..." - „Okay, außer da" stimme ich zu. Der Tag an dem Luca in die Schweiz gefahren ist und ich alleine in Köln geblieben bin war wirklich nicht schön. „Aber seit ihr da wart ging es wieder besser" sage ich. Mein Vater lächelt und dreht sein Gesicht wieder zur Sonne. Ich tue es ihm nach. „Jetzt gehts also in die Schweiz..." Ich nicke. „Jap" bestätige ich glücklich. „Bringst du mir dann auch Schweizer Schokolade mit?" fragt mein Papa. Ich muss lachen. „Klar, so viel du willst" wir lachen. Ich höre, wie sich Schritte nähern. „Na ihr zwei" sagt Luca und legt seine Hände auf meine Schultern. „Ihr Sonnengenießer" Luca fängt an, meinen Nacken zu massieren, was super angenehm ist. „Wollt ihr schonmal den Tisch decken?" fragt er und nimmt seine Hände von meinen Schultern. „Och nö, mach weiter" bitte ich ihn. Luca lacht. „Später" Ich schaue nach oben und öffne meine Augen. „Also?" fragt Luca mich. „Wir kommen sofort" sagt mein Papa und Luca verschwindet wieder drinnen. „Dann nehme ich den nach dem Essen wohl mal unter die Lupe" sagt mein Vater und will schon aufstehen. „Papa!" ich drehe mich zu ihm und setze mich in den Schneidersitz. „Ich mag ihn wirklich gerne. Und er mich auch. Du musst ihn nicht durchchecken oder so" Er steht auf und gibt mir ein Küsschen auf die Wange. „Das weiß ich doch. Aber ich bin immer noch dein Vater" sagt er und geht rein bevor ich irgendwas sagen kann. „Papa!" rufe ich und laufe ihm hinterher. Er hat schon scheinheilig 4 Teller und Besteck aus dem Schrank genommen und trägt sie nach draußen. „Was ist denn?" fragt meine Mama. Luca und sie schauen mich fragend an. „Nichts" sage ich. Dann soll er ihn halt ausfragen. Er wird Luca dadurch nicht weniger mögen. Und ich sowieso nicht. Ich nehme einen Untersetzer, 4 Gläser und die wie immer frische Limonade meiner Mama und bringe alles nach draußen. Meine Mama und Luca folgen mir, Luca mit dem Topf in der Hand. Wir setzen uns hin und Luca gibt die Suppe aus. „Kartoffelsuppe mit selbstgemachten Croûtons" präsentiert meine Mutter. „Wie wärs, Luca, gehen wir gleich ne Runde spazieren?" fragt mein Papa während wir essen. „Ja, sehr gerne" antwortet Luca direkt. „Ich komme mit" versuche ich die Pläne von meinem Vater zu durchkreuzen. „Nein, ich brauche deine Hilfe" sagt meine Mama sofort. „Wobei denn?" frage ich. „Erklär ich dir gleich" sagt sie, nimmt einen Löffel und schaut auf ihre Suppe. Mein Vater weicht meinem Blick ebenfalls aus und als ich links neben mich schaue, sehe ich, dass auch Lucas Blick auf die Suppe gerichtet ist. „Irgendwas ist hier doch komisch" bemerke ich. „Was ist los?" ich schaue zu meinen Eltern. „Gar nichts, was soll denn sein?" meint mein Vater. „Luca?" ich schaue zu ihm. Er lächelt und nähert sich meinem Gesicht. „Alles gut, Schatz, es ist nichts" dann gibt er mir einen schnellen Kuss und widmet sich wieder seiner Suppe. Irgendwas haben die doch vor. Naja, egal, ich kriege das schon noch raus.
Nach dem Essen verschwinden mein Papa und Luca so schnell, dass ich gar nichts mehr sagen kann. Ich kriege nur noch ein „Tschüss, Schatz" von Luca zu hören, bevor die Tür zufällt. „Was? Aber..." Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich im Flur. „Hilfst du mir?" fragt meine Mutter, als sie mit den Tellern in der Hand von der Terrasse zur Küche läuft. Ich nehme den Topf und den Untersetzer und bringe beides zu meiner mum in die Küche. „Was war das denn jetzt gerade?" frage ich sie. „Ach, dein Vater ist wahrscheinlich einfach froh, dass mal wieder ein Mann im Haus ist" meint meine Mutter. „Dass mal wieder ein Mann im Haus ist?" ich schaue sie skeptisch an. Sie zuckt mit den Schultern. „Ja, er hat ja sonst nur uns Frauen" meint sie. „Papa meinte er will Luca durchchecken" Meine Mama fängt an zu lachen. „Was ist denn daran lustig? Sind wir im 18. Jahrhundert wo ich seine Erlaubnis brauche?" Meine Mutter dreht sich zu mir um. „Nein, aber dein Vater macht sich eben Sorgen um dich. Und er will dich beschützen" - „Das muss er aber nicht" unterbreche ich sie. „Ich weiß, aber lass ihn doch einfach. Luca ist ein toller Typ, dein Vater mag ihn sowieso schon. Er will ihm nur einmal auf den Zahn fühlen" Ich nicke. Auch wenn mir das immer noch nicht gefällt, hat sie Recht, Luca kann man nur mögen! Meine mum nimmt 2 Gläser, füllt sie mit Eiswürfeln und Limonade und reicht mir eins davon. „Setzen wir uns raus?" Ich nicke und wir gehen auf die Liegen im Garten. Ich hatte schon fast vergessen, wie schön es bei meinen Eltern ist. Ich erzähle von dem Training für die Profi Challenge und von der Show und von den Tagen in Berlin. „India ist echt ne mega Choreografin, es macht echt Spaß mit ihr zu arbeiten und sie hat" da klingelt das Telefon. Meine Mama geht rein und nimmt ab. Ich wende mein Gesicht zur Sonne. „Dein Vater fragt, ob wir zum See kommen wollen, die beiden sind gerade da angekommen" meint sie. „Ja, gehen wir!" sage ich und springe auf. Meine Mutter lacht. „Du kannst echt keine 5 Minuten ohne Luca, oder?" Ich schaue sie an. „Ich kann schon, ich will nur nicht"

Au clair de la luneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt