„Vor Lucas Zimmer?"

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aus Christinas Sicht

„Ja, auf jeden Fall, ist ne schwere Zeit" sagt Luca und seufzt. Ich schaue ihn an. Am Liebsten möchte ich ihn fest ihn in den Arm nehmen, aber wir sitzen direkt vor den Kameras. Unsere Hände liegen nebeneinander. Ich streichle seine unauffällig mit meinem kleinen Finger. „Können wir ne kurze Pause machen?" frage ich, um Luca etwas Zeit zu geben. „Die Interviews hab ich eigentlich alle, den Rest machen wir eh morgen, ich brauche aber noch Einblicke vom Training." Matthias schaut mich fragend an. Ich schaue zu Luca. Luca nickt. „Okay let's dance" sage ich enthusiastisch und klatsche in die Hände. Matthias geht mit der Kamera etwas weiter weg. Ich lege eine Hand über mein Mikro. „Geht's?" Ich streichle Luca über den Arm. Dass das jemand sehen könnte ist mir gerade egal, Luca vermisst seine Familie wirklich sehr. Er nickt nur und schaut mich an. In seinen Augen sehe ich, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Ich belasse es aber dabei, damit wir trainieren können. Wir trainieren unsere Tänze. Es ist wirklich beeindruckend, wie schnell Luca zwei Tänze gelernt hat! Ich korrigiere immer mal wieder etwas an der Technik aber wir haben ja auch noch einen Tag...
„Okay, cut!" ruft Matthias. „Das müsste für heute reichen. Ich werde jetzt mal ins Büro fahren und schonmal die ersten Teile schneiden." Luca und ich legen die Mikros ab. Matthias verabschiedet sich und verlässt den Saal. Auch sonst ist gerade niemand hier. Ich nehme Luca in den Arm. Er versteckt sein Gesicht in meiner Schulter. Ich streichle ihm über den Rücken. „Du bist nicht alleine. Ich bin für dich da." flüstere ich ihm ins Ohr. „Ich weiß" Luca löst sich aus der Umarmung, nimmt meine Hände und schaut mir in die Augen. „Und auch, wenn ich meine Familie und Freunde vermisse, gibt es niemanden, mit dem ich lieber hier wäre" Ich lächle. „Für mich auch nicht. Aber jetzt lass uns noch etwas trainieren." Ich gehe zu meinem Handy und starte die Musik.

„Ich muss heute nochmal zu meinem Apartment, ich brauche ein paar neue Sachen" sagt Luca als wir zum Auto gehen. „Okay, wir können ja direkt vorbei fahren" antworte ich als wir ins Auto einsteigen. Wir fahren also zu Lucas Apartment. Als wir vor seiner Tür stehen, kommt Kathrin aus ihrem Zimmer. „Heeey, was machst du denn hier?" begrüßt sie mich fröhlich. „Ich.. äh, ich hab Luca hier vorbei gefahren und dachte ich komme mal mit, vielleicht treffe ich ja wen" - „Perfekt, ich wollte mich grad mit Massimo und den anderen draußen treffen, komm!" Ich schaue Luca an. „Ich komme gleich nach" sagt Luca. Kathrin schaut mich an. „Du kannst auch nachkommen, wenn ihr" - „Nein, alles gut, ich komme mit" unterbreche ich sie. Ich gebe Luca unauffällig den Schlüssel in die Hand, damit er seine Sachen schonmal ins Auto bringen kann. Dann gehe ich mit Kathrin runter. „Warte mal" sagt Kathrin und bleibt stehen. „Also, was läuft denn jetzt mit Luca?" sie strahlt mich an. „Ich hab doch gesagt, ich wollte euch treffen" - „Vor Lucas Zimmer?" Ich merke wie ich rot werde. „Erwischt!" ruft Kathrin. „Ach quatsch, wir... wir verstehen uns gut" Oh Gott, ich klinge wie bei den ganzen Interviews. „Das ist nichts neues" entgegnet Kathrin. „Wozu habt ihr nochmal den Paso getanzt? Hmm... I was made for" - „Hi Massimo" rufe ich dazwischen als ich ihn sehe. Ich gucke zu Kathrin. Sie grinst breit, aber das Thema ist erledigt. Fürs Erste zumindest. Zu dritt gehen wir nach draußen und setzen uns in den Innenhof, natürlich mit Sicherheitsabstand. Es nervt zwar ein bisschen aber es geht ja um die Gesundheit und außerdem wollen wir alle weiter tanzen. Wir tauschen uns ein bisschen über unsere Choreografien aus, als Luca und Moritz dazu kommen. „Heey Christina" ich freue mich alle wieder zu sehen. Luca setzt sich zu mir. Wir tanzen ja zusammen, dann dürfen wir auch nebeneinander sitzen. „Sollen wir was bestellen?" Massimo schaut in die Runde. „Ich hab echt Hunger muss ich sagen." Er holt sein Handy raus und nimmt von allen die Bestellungen an. „Luca? Bambi?" Luca schaut mich an. Eigentlich wollten wir ja zuhause essen, aber wies aussieht bleiben wir noch ein bisschen hier. „Einmal Spaghetti Carbonara und einmal Penne Bolognese" bestellt Luca für uns.
Wir unterhalten uns über die bisherige Trainingswoche und Moritz erzählt von Renatas beliebten und allseits bekannten Methoden. „Vielleicht sollten wir das auch mal probieren" ich schaue Luca an. „Oh Gott, bloß nicht!" stöhnt Luca und wir lachen. „Ach, klappt ja bis jetzt auch so" sage ich. Luca streichelt mir über die Hand und ich kriege sofort eine Gänsehaut. Dann merke ich, wie alle uns angucken. „Hey, hat Vica erzählt, wie es Loiza geht?" frage ich Massimo, Vica choreografiert gerade bei ihm und Lili. „Sie ist schon traurig, dass sie nicht mehr dabei ist aber auch froh wieder bei ihrer Familie zu sein. Und dass sie keine Liegestützen mehr machen muss." Wir lachen, aber ich merke, dass Lucas Lachen nur gespielt ist. Massimos Handy klingelt. „Okay, dass Essen ist da" sagt Massimo in die Runde und will schon aufstehen. „Wir gehen schon" rufe ich und springe auf. Dann reiche ich meine Luca meine Hände um ihn hoch zu ziehen, was eher holprig klappt, weswegen ich wieder lachen muss. Wir gehen Richtung Foyer um das Essen zu holen. Als wir außer Sichtweite sind, nehme ich Lucas Hand. Oh Gott, wie süchtig ich nach seinen Berührungen bin. „Du vermisst deine Familie wirklich sehr, oder?" Luca nickt. „Ja, auf jeden Fall, aber ihr seid wie meine zweite Familie. Und ich kann sie ja auch anrufen. Ich will auch meiner Mama sagen, dass es mir gut geht und ich nicht alleine bin, sie weiß ja, dass ich noch nie so lange von zu Hause weg war." - „Ja, auf jeden Fall, das machen wir gleich."
Wir nehmen das Essen entgegen. „Ist da auch Parmesan dabei? Der ist ganz wichtig!" frage ich scherzhaft und lache Luca an. Der Lieferant guckt eine bisschen verwirrt. „Äh, ja, Parmesan ist dabei. Guten Appetit" wünscht er uns und dreht sich um. Wir gehen zurück zu den anderen, verteilen die Gerichte und beginnen zu essen. Als wir fertig sind, frage ich nach Lucas Handy. „Okay, stellt euch mal alle hinter Luca, wir rufen jetzt seine Family an" sage ich zu den anderen und setze mich selber vor Luca und lehne mich an seine Knie, die er angewinkelt hat. Ich nehme das Handy und versuche per Videoanruf seine Mutter zu erreichen. Als sie ran geht, rufen alle in die Kamera. „Huch, wer ist denn da alles?? Andreas, komm mal her, Luca und Christina sind dran!" ruft sie durch die Wohnung. „Und hier sind noch Kathrin" - „Hii" - „Massimo" - „Hallo" - „Und Moritz" - „Guten Abend" stelle ich die anderen vor. „Das finde ich aber schön, dass ihr alle zusammen seid. Wie läuft denn euer Training?" ich schaue zu Luca. „Gut, ist sehr anstrengend, aber es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß!" - „Also ich habe schon wieder ein paar blaue Flecken mehr." ruft Kathrin von hinten. „Ich tanze nur noch mit irgendwelchen Bändern, ich glaube, ich kann das gar nicht mehr ohne." scherzt Moritz und wir lachen. „Also mit Lili läufts gut" entgegnet Massimo „ooh, du schon wieder" - „Alter Angeber" - „Jaja das 30 Punkte Paar" protestieren wir sarkastisch gegen Massimo. Lucas Eltern müssen lachen. „Wir werden immer wieder auf dich angesprochen, ganz viele verfolgen deine neue Tanzkarriere" erzählt Lucas Vater stolz. „Och, wie nett" Luca ist etwas verlegen. „Wir sind stolz auf dich" sagt Lucas Mutter. „Ich auch" sage ich zu Luca und schaue ihn an. „Also, ganz viel Glück für Freitag euch beiden, wir freuen uns schon darauf!" sagt Lucas Vater. „Und allen anderen natürlich auch" fügt seine Mutter hinzu. „Wir freuen uns immer auf jede Show, die beste Ablenkung der Woche!" - „Aww danke!" - „Wir freuen uns, dass es Ihnen gefällt!" - „Vielen Dank" rufen die anderen von hinten. „Schön, dass ihr euch gemeldet habt! Wir haben uns sehr gefreut. Und sorg doch bitte mal dafür, dass er morgen auch nochmal bei der Oma anruft, Christina!" - „Ja, mache ich" antworte ich lachend. „Tschüss" - „Tschau, bis dann" ich lege auf und gebe Luca sein Handy zurück. „Danke dir" sagt er und lächelt mich an. „Ich, äh, muss jetzt mal ins Bett" sagt Kathrin. „Ja, ich glaube wir gehen auch, oder Moritz?" - „Ja! Gute Nacht!" - „Gute Nacht" Kathrin zwinkert mir zu. Wieder werde ich etwas rot, aber die anderen sind schon mit dem Rücken zu uns auf dem Weg in ihre Zimmer. Luca nimmt seine Knie auseinander und zieht mich näher zu sich. Ich lege meine Arme auf seine und lehne meinen Kopf an seine Schulter. Ein paar Minuten sitzen wir einfach nur da. „Wollen wir hier bleiben oder zu dir fahren?" fragt Luca mich. „Mir egal, was ist dir lieber?" - „Lass uns zu dir fahren, da ist es schöner und wir sind wirklich alleine. Und morgen früh ist der Weg kürzer" Luca steht auf und reicht mir seine Hände um mich hochzuziehen. „So rum gehts deutlich besser" sage ich lachend. Luca nimmt meine Hand und wir gehen zum Auto.

Au clair de la luneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt