„Ich hab meinen Charme spielen lassen"

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich neben Luca im Bett. Luca ist schon wach, er sitzt neben mir am Handy und hat noch nicht bemerkt, dass ich wach bin. Ich brauche ein paar Sekunden um zu verstehen wo ich bin. „Guten Morgen" sage ich. „Ach, bist du auch mal wach" fragt Luca und legt sein Handy zur Seite. „Na ja, geht so" lache ich. „Bin ich auf dem Sofa eingeschlafen?" frage ich Luca. Er nickt. „Und dann?" - „hab ich dich ins Bett gebracht. Ich dachte das ist vielleicht gemütlicher" er zwinkert mir zu. „Hast du mich hier rüber getragen?" frage ich ihn und setze mich auf. „Also wenn ich dich beim Tanzen durch die Luft wirbel kann ich dich auch vom Sofa ins Bett tragen" lacht Luca. Ich muss auch lachen. „Das stimmt" Ich habe meine Beine angewinkelt und lege mein Gesicht darauf ab. Luca streichelt mir von hinten über den Rücken. „Ach Gottchen, du bist aber noch müde!" Ich nicke. „Brauchst du nen Kaffee?" fragt Luca mich. Ich schaue ihn an. „Das wäre wirklich fabelhaft" Luca lacht „Alles klar, kommt sofort!" Luca steht auf und geht in die Küche. 2 Minuten später folge ich ihm und setze mich an die kleine Theke. Luca serviert mir meinen Kaffee und macht sich dann selber einen.
Danach machen wir uns fertig und fahren zum Training.
Wie immer geht es erstmal mit einem Interview los, ein Rückblick auf letzten Freitag, auf unseren Abend. 60 Punkte, Llambis hundertste 10 und noch ein oder zwei andere Dinge, die wir aber nicht vor der Kamera besprechen. Nach dem Interview starten wir mit dem ersten Tanz. Ich führe in die Grundschritte ein und zeige ihm die Choreografie. Gerade als Luca die erste Figur lernt, geht plötzlich ein Alarm los. Verwirrt schaue ich erst Luca an, der aber genau so wenig Ahnung hat, was gerade passiert und dann schaue ich zu Matthias. „Das ist der Feueralarm, schnell raus hier" erklärt er uns ruhig. Ich nehme noch mein Handy, das offen auf dem Tisch liegt und gehe dann Richtung Tür. Luca will meine Hand nehmen, aber ich ziehe sie weg. „Wir sind hier nicht alleine" flüstere ich ihm zu. „Ich weiß, sorry. Alles okay bei dir?" fragt er mich. „Klar, alles bestens" lache ich. „Hier ist doch nichts passiert" - „Stimmt" Luca schmunzelt. Draußen stellen wir uns ein paar Meter vom Gebäude entfernt an die Straße und hören schon die Sirenen. Kurze Zeit später steht auch schon der Einsatzleiter der Feuerwehr vor uns und fragt, was passiert ist. Matthias schildert es ihm und Luca und ich gehen ein paar Meter zur Seite. Wir schauen der Feuerwehr zu, wie sie ins Gebäude stürmen. Ich stehe vor Luca. Er legt seine Hände auf meine Schultern. „Kleiner Schock?" fragt er mich. Ich nicke. „Ja, aber alles gut, ist ja niemandem was passiert. Und bei dir?" - „Auch, aber man sieht ja nicht mal Rauch oder so." Luca schaut nach oben. Ich spiele mit der Kette, die Luca mir geschenkt hat und merke, wie ich eine leichte Gänsehaut kriege. Kein Wunder, ich trage nur mein Trainingstop und das bei ca 15 Grad. Es ist wirklich ziemlich kalt hier draußen. Luca merkt, wie ich zittere. „Ist dir kalt?" fragt er mich. Ich nicke. Er legt seine Arme um mich und versucht, mich so zu wärmen. Mehr kann er aber auch nicht tun, da er selber nur ein Tanktop trägt. Ich zittere weiter, ich muss zugeben, ich bin ne ziemlich Frostbeule und gerade nur mit bauchfreiem Top bei wolkigen um die 10 Grad draußen. Matthias kommt auf uns zu. Ich überlege, wie es aussieht, dass Luca mich so im Arm hält, aber da mir wirklich kalt ist, lasse ich seine Arme wo sie sind. „Also, sie gehen jetzt rein und checken alles durch" klärt Matthias uns auf. „Er meinte, er vermutet irgendwas von nem Kabelbrand oder so, wir haben ja auch mit den Kameras sehr viel Technik hier... Auf jeden Fall dauert es noch bis sie alles gesehen haben." Ich nicke. Matthias geht zurück zu den anderen, die gerade alle wie wild telefonieren.
Luca streichelt meine Arme, um es mir ein bisschen wärmer zu machen, was aber nicht sonderlich viel bringt. „Ich hab ne Idee" sagt Luca und lässt mich los. „Was machst du?" frage ich ihn. „Vertrau mir" sagt er. Er geht zu einem etwas jüngeren Sanitäter, der ja gerade zum Glück nichts zu tun hat. Er spricht ein paar Minuten mit ihm und zeigt auf mich. Der Sanitäter nickt, geht in seinen Wagen und gibt Luca etwas in die Hand. Luca kommt zurück zu mir und zeigt mir begeistert, was er ergattert hat: 2 Johanniter Pullis! „Mega! Wie hast du das denn gemacht?" - „Ich hab meinen Charme spielen lassen" säuselt Luca. Ich ziehe mir den Pulli über und schaue ihn fragend an. „Das da drüben ist Chris. Er hat vorhin ein paar mal rüber geschaut, deswegen hab ich mir gedacht, dass er mich kennt, sowas kommt ja öfter vor. Er meinte seine kleine Schwester sei ein riesen Fan, also hab ich ihm ein Autogramm mitgegeben und die beiden zu nem Konzert eingeladen. Dann hab ich gefragt, ob er ne Idee hätte, wo ich was für dich und mich zum wärmen finde. Er meinte eigentlich darf er das nicht, aber er macht ne Ausnahme und hat mir die Pullis mitgegeben." - „Wow nicht schlecht" sage ich und fange an zu lachen. „Was denn, dir ist doch jetzt warm oder" Ich nicke lachend. „Das klappt auch nur wegen deinem Charme" lache ich. „Ach komm, immerhin ist uns nicht mehr kalt" protestiert Luca. „Und in diesem obersized Sanitäter Pulli siehst du ziemlich süß aus" flüstert er mir ins Ohr, während er eine Strähne hinter mein Ohr legt. Ich muss lächeln.
„Weißt du was, ich zeige dir die Figuren einfach trotzdem schonmal" ich schaue Luca an. „Hier?" fragt er und schaut sich um. „Ja klar, wo denn sonst?! Los!" sage ich zu ihm und zeige ihm die Ausgangsposition. „5-6-7-8-1-2-3-4-5-6-7-8 und 1-2-3-4-5-6-7-8" ich zeige Luca langsam die erste Figur. „Okay und jetzt zusammen" Luca macht mir nach und hat die Figur nach 2 Durchgängen schon drauf. Wir nehmen die Arme und die Haltung dazu. Immer wieder gehen Leute an uns vorbei, ein paar werden langsamer und schauen uns zu, ein paar schauen etwas verstört und gehen schnell weiter. „Sehr gut!" rufe ich, als wir die 4 neuen Figuren hintereinander tanzen. Wir lachen und Luca hält mir seine Hand zum high five hin. Ich klatsche ein, als ein kleines Mädchen, so ungefähr 9 Jahre alt, auf uns zukommt. „Hallo, bist du Christina? Und du Luca?" fragt sie uns. Ich nicke. „Ja genau! Wer bist du denn?" frage ich sie und lehne mich zu ihr runter. Luca tut es mir nach. „Ich bin Marie. Ich gucke immer Let's Dance mit meinen Eltern" erklärt sie uns. „Oh, wie schön, das freut uns aber!" lacht Luca. „Und wie gefällt es dir?" fragt er. „Sehr gut, finde euch am Besten, ihr sollt gewinnen!" Luca und ich lächeln uns an. „Aww, danke dir! Wir geben unser Bestes!" sagt Luca. „Tanzt du denn selber auch?" frage ich sie. „Nein, leider nicht, sie schüttelt den Kopf. „Magst du mal ein paar Schritte ausprobieren?" frage ich sie. „Au ja!" Maries Augen leuchten. „Marie?" hört man von hinten rufen. Luca winkt die Mutter zu uns. „Ach, da bist du ja!" - „Mama, Mama, das ist Christina von Let's Dance! Sie will mir tanzen zeigen!" erzählt Marie. „Ach, quatsch, wir möchten wirklich keine Umstände machen!" sagt Maries Mutter. „Machen Sie nicht, wir müssen sowieso gerade warten" sage ich und deute auf die Feuerwehr. „Okay, also wenn das wirklich keine Umstände macht, gerne!" Ich nicke. „Okay, Marie, wie wärs denn mit einem Walzer?" frage ich sie. Marie nickt mit strahlenden Augen. „Okay, also los. Erstmal die Haltung" ich nehme Maries Arme und lege sie in die richtige Haltung. „Und jetzt - Luca zählst du uns nen Takt?" Ich schaue ihn an und sehe, wie verträumt zu mir schaut. Ich lächle. „Achso, ähm, ja klar! 1-2-3-1-2-3" beginnt Luca zu zählen. Und jetzt nimmst du den linken Fuß nach hinten" ich erkläre ihr die Schritte und wir beginnen zu tanzen. „Sehr gut!" lobe ich sie. „Ein wahres Naturtalent!" Marie grinst. „Und jetzt darfst du mit Luca Hänni tanzen!" ich zeige auf ihn. „So Luca, ich will Technik sehen, am Freitag ist Impro Dance!" - „Och nee" lacht Luca! „Mit Marie klappt das super, also los!" Ich stehe neben Maries Mutter und zähle den Takt. Luca dreht Marie ein paar mal. Wie süß Luca mit Marie umgeht, ich muss die ganze Zeit grinsen. Fast vergesse ich dabei zu zählen. „Da sehen aber zwei stolz aus!" sagt Matthias, der gerade dazu stößt, zu mir und Maries Mutter. Wir schauen uns an und lachen. Da sind ja auch zwei sehr talentierte Tänzer!" entgegen ich.
„Wuhuuu" klatschen wir, als die beiden sich verbeugen. Erst jetzt merke ich, dass noch ein paar Spaziergänger stehen geblieben sind und zuschauen und auch ein paar Sanitäter treten etwas näher und schauen zu. „Und jetzt seid ihr dran!" ruft Marie. Ich schaue Luca an. „Okay, was war denn dein Lieblingstanz?" fragt Luca Marie. „Hmm..." sie überlegt „Alle!" strahlt sie. Wir lachen. „Was willst du tanzen?" frage ich Luca. „Wie wärs mit Quickstep? Ich weiß aber nicht, ob ich den noch komplett kann" lacht Luca „Perfekt, dann können wir gleich für Freitag üben" lache ich. „Okay, Marie, wir tanzen jetzt einen Quickstep für dich" - „Darf ich das filmen" fragt Maries Mutter. „Ja klar, gerne" antworte ich. „Wir tanzen jetzt den Quickstep füüür Marie" ruft Luca in die Kamera. Ich starte die Musik. Auch wenn einiges nicht der Choreo aus der Show entspricht, kriegen wir den Tanz erstaunlich gut hin und es macht echt Spaß mit Luca zu tanzen. Am Ende applaudieren alle und wir verbeugen uns. „Wow, ein Quickstep auf dem Bürgersteig, ich glaube wir sind ready für den Impro Dance" lache ich. „Soo, Sie können alle wieder rein" ruft der Einsatzleiter vor der Tür des Studios durch sein Megafon. „Alles klar" sage ich „So, wir müssen jetzt wieder trainieren, damit wir Freitag wieder für euch tanzen können" sage ich zu Marie. „Okay. Kann ich noch ein Foto mit euch machen?" fragt sie. „Ja klar!" ruft Luca. Er nimmt Marie auf den Arm und ich stelle mich daneben. Ihre Mutter macht ein Foto von uns. „Vielen vielen Dank euch! Und viel Erfolg für Freitag, wir drücken die Daumen und rufen natürlich für euch an." - „Das ist aber lieb, Dankeschön!" sage ich und wir verabschieden uns. Als wir rein gehen schmiege ich mich kurz an Luca. „Das war so süß, du mit der Kleinen!" sage ich leise zu ihm. Er lächelt.
Nachdem Matthias mit der Feuerwehr alles geklärt hat, können wir endlich wieder trainieren. Und das tun wir auch, schließlich fehlt uns jetzt einiges an Zeit.

Au clair de la luneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt