In der Notaufnahme

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Ich musste eingeschlafen sein. Meine Augen klebten als ich sie zu öffnen versuchte.
„Ich glaube sie kommt wieder zu sich!“
Eine Hand tätschelte meine Wange.
„Bist du wach? Versuch mal deine Augen zu öffnen!“
Ich wollte nicht aufwachen, doch ich versuchte es. Ein helles Licht blendete mich.
„Sie ist wach.“
Die Frau, die das alles gesagt haben musste, stand neben mir, das Gesicht von mir abgewandt. Mir war immer noch schlecht, aber ich sagte nichts. Die Frau wand sich nun wieder mir zu.
„Hallo, ich bin Dr. Charlotte Engel.“, sagte sie, und legte eine Hand auf meine Schulter, „Du warst bewusstlos. Kannst du dich denn erinnern was passiert ist?“
Ich nickte, doch ich konnte nicht antworten. Ich dachte, ich würde brechen, wenn ich jetzt meinen Mund aufmachte, da die Übelkeit schlimmer wurde.
„Und was ist passiert, kannst du uns das erzählen?“
Ich konnte es nicht zurückhalten. Blitzschnell beugte ich mich zur Seite, ich erbrach mich direkt neben die Liege, auf der ich lag. Ein Schmerz durchzuckte meinen Bauch, ich hielt meine Hand auf die Stelle, an der die Wunde war und ließ mich zurück auf die Liege sinken. Ich verzog meine Augen vor Schmerz und setzte zu einer Entschuldigung an, doch die Ärztin sagte einfach nur, dass das nicht schlimm wäre und ich mir keine Sorgen machen soll.
Eine Schwester schnappte sich einen Schwung Papiertücher und drückte mir eine Nierenschale in die Hand, bevor sie mein Erbrochenes aufwischen ging.
„Charlotte,“, sagte sie plötzlich und hielt in ihrer Bewegung inne, „das solltest du dir mal ansehen.“
Die Ärztin ging um die Liege herum.
„Oh,“, machte sie nur, „das, ja, das sieht überhaupt nicht gut aus.“
Ich spähte zu den beiden herüber und sah, dass dort, wo ich hin gebrochen hatte, eine kleine Blutpfütze lag.
Die Ärztin kam zurück zu mir.
„Ich untersuche dich jetzt schnell, und dann müssen wir dich so schnell wie möglich behandeln. Hast du denn irgendwo Schmerzen?“
„Ich habe eine Verletzung am Bauch.“ antwortete ich und zog mein Oberteil etwas hoch. Ein dickes Pflaster zierte die Wunde bereits.
Die Ärztin befahl den Schwestern mir ein Mittel gegen die Schmerzen zu geben. Mit einem Ruck zog sie das Pflaster ab und gab den Blick auf meine klaffende Wunde frei. Ich konnte nicht hinsehen. Stattdessen schaute ich der Ärztin ins Gesicht, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ihre Haare waren in einem Pferdeschwanz hochgebunden, doch einige Strähnen hingen unordentlich an der Seite raus. Eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn. Eine der Schwestern tauchte neben mir auf, und legte mir einen Zugang, durch den sie mir auch direkt ein Schmerzmittel spritzte. Nachdem die Ärztin ihre Untersuchung beendet hatte, schaute sie mir direkt ins Gesicht.
„Es ist was ich befürchtet hatte. Bei dieser Stichwunde wurden innere Organe bei dir verletzt, genauer gesagt dein Magen, das muss sofort im OP behandelt werden, und zwar so schnell wie möglich, wir dürfen keine Zeit verlieren.“
Ich schluckte. Ich bin noch nie zuvor operiert worden.
Die Ärztin ging auf eine Schwester auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes zu. Als sie zurückkam, strich sie mir die Haare aus meinem Gesicht und legte ihre Hand auf meine Schulter.
„Wir rufen jetzt im OP an und sorgen dafür, dass du sofort operiert werden kannst. Wie sieht das denn aus mit deinen Eltern, kannst du uns ihre Kontaktdaten geben?“
Ich nickte und sagte, dass ich ihr die Handynummer meines Vaters dalassen könnte. Ich gab ihr die Nummer. Als wir fertig waren, kam die Schwester von vorhin und sagte, dass der OP für mich gebucht wäre und wir sofort loskönnten.
Und so wurde ich auf der Liege durch das halbe Krankenhaus in den OP geschoben. Unterwegs erbrach ich mich ein zweites Mal. Mir wurde wahnsinnig schwindelig von alle dem, ich dachte ich würde jeden Moment von der Liege fallen. Ich schloss meine Augen, in der Hoffnung, dass die Übelkeit und der Schwindel verschwinden würden. Im Einleitungsraum wurde ich in eine Narkose versetzt, doch davon bekam ich schon kaum mehr etwas mit.

Du weißt nicht, wozu er fähig ist Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt