Zurück auf Intensiv

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Verschlafen blinzelte ich mit meinen Augen, sie klebten zusammen. Mein Hals war wahnsinnig trocken und kratzte. Ich räusperte mich und bewegte meine Hand an meinen Hals, um mich zu kratzen. Die Bewegung fühlte sich seltsam an. Für einige Minuten lag ich einfach so da, und versuchte mich an das Licht zu gewöhnen. Tageslicht strömte durch das geschlossene Fenster und durchflutete den Raum. Es roch sauber, nach Desinfektionsmittel und Wasser.
Nach einiger Zeit klopfte es leise und die Tür ging auf. Charlotte kam rein, in Dunkelblau gekleidet, eine Schwester im Gefolge. Ich wollte sie anlächeln, aber es wollte noch nicht so richtig klappen. Meine Gesichtsmuskeln fühlten sich steif an und meine Augen brannten noch immer vom Licht.
„Schau mal, Nicki, ich glaube sie ist wach.“

Charlotte trat an mein Bett und lächelte mich an, mein Lächeln verkrampfte in meinem Gesicht und ich schloss meine Augen.

„Hallo, Emilia, wie geht´s dir?“

„Gut.“

Meine Stimme war kratzig und ich musste mich räuspern.

„Hast du denn irgendwo Schmerzen?“

Ich schüttelte meinen Kopf. Mein Nacken war ebenfalls versteift, wahrscheinlich war das mein ganzer Körper.

Charlotte nickte.

„Wie du schon siehst, liegst du wieder auf der Intensivstation.“, sprach Charlotte leise weiter, „Kannst du dich denn erinnern, was passiert ist?“

Angestrengte dachte ich nach, doch irgendwie waren meine Erinnerungen leer. Ich konnte mich vage daran erinnern, dass ich meinen Vater zur Arbeit begleitet hatte und dort Drogen gefunden hatte, aber mehr war da nicht.

„Nicht so richtig.“ antwortete ich ihr.

Ich wollte den Part mit den Drogen für mich behalten.

„Das ist nicht schlimm, das ist gar kein Problem.“

Eine kurze Pause entstand und Charlotte strich über meinen Arm.

„Du warst mit deinem Vater bei einem Einsatz, als es eine Gasexplosion gab. Hilft dir das auf die Sprünge?“

Ich dachte kurz nach und nickte. Der Kollege von meinem Vater, mit dem ich mich unterhalten habe, kam mir in den Kopf. Der Knall. Die Zigaretten.

„Bei dem Einsatz kam es zu einer Gasexplosion. In dem Gebäude konnte die Polizei ein Gasleck ausfindig machen. Ein Kollege deines Vaters hat dann wohl das Gas entzündet, als er sich eine Zigarette anstecken wollte.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
„Was ist mit dem Kollegen passiert?“ fragte ich.

Mich überkam ein ungutes Gefühl, in meinem Magen formte sich ein Knoten.

Charlotte legte mir eine Hand auf die Schulter und sagte leise: „Er ist bei der Explosion leider tödlich verunglückt.“

Mir wurde auf einmal eiskalt und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass in mir ein innerliches Feuer entzündet wurde.

„Du warst gerade weit genug von ihm entfernt gestanden, dass du relativ glimpflich davongekommen bist.“

Wäre ich nur einen Moment länger bei ihm stehen geblieben… ich wollte mir nicht ausmalen, was hätte passieren können.

Ich blinzelte kurz und fragte mit dünner Stimme: „Und was ist dann passiert?“

Charlotte warf einen kurzen Blick auf meine Akte.

„Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst, aber bei der Explosion hat es eine Druckwelle gegeben, die dir, allen Anschein nach, den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Du hast eine kleine Platzwunde an deiner Schläfe, die ist aber nicht weiter schlimm. Bei der Explosion ist dir das Trommelfell an deinem linken Ohr ein wenig eingerissen, aber da mussten wir auch nichts weiter machen, das wird von selbst heilen. Ich schätze mal, dass du in irgendeiner Form mit deinem Handgelenk aufgeprallt bist, weil du dir das angebrochen hast, da hast du jetzt auch einen Gips.“,

Ich zog meine Hand unter der Decke hervor und sah den Gips an. Weiß und sauber lag er an meiner Hand an.

„Wir haben dich, nach deiner Ankunft in der Notaufnahme, auch ziemlich schnell in den OP gebracht, deine Milz ist gerissen und wir haben sie entfernt. In letzter Zeit hast du körperlich ja so einiges mitgemacht und ganz ausgeheilt waren deine Narben vom letzten Mal auch noch nicht, deswegen haben wir beschlossen dich für zwei Tage ins künstliche Koma zu legen. Dein Körper hat ein wenig Zeit zum Heilen gebraucht.“

„Davon habe ich gar nichts mitbekommen.“ Sagte ich.

„Ja, das habe ich gemerkt.“

Ich schmunzelte. Mein Körper fühlte sich schon etwas weniger steif an.

Es klopfte und ein weiterer Arzt betrat das Zimmer. Er kam mir bekannt vor, ich konnte ihm jedoch keinem Namen zuordnen.

„Ach, der Herr Doktor Seehauser.“ sagte Charlotte und grinste ihn an.

„Grüß Gott, Seehauser mein Name.“ Begrüßte er mich und nickte mir zu.

„Das ist der Arzt, der dich vor zwei Tagen so gut operiert hat, und wenn ich mich richtig erinnere, auch das letzte Mal, als du hier warst.“

Daher kam er mir so bekannt vor.

„Ich wollte Emilia gerade davon erzählen, wie gut ihre OP verlaufen ist.“ sagte Charlotte zu Frederik und grinste immer noch.

„Ja, dann mach mal, ich bin ganz Ohr.“ Meinte er, verschränkte die Arme vor seiner Brust und grinste zurück.

„Heute, ganz früh am Morgen, haben wir angefangen dein Koma auszuleiten, deinen Tubus konnten wir vor etwa zwei Stunden schon entfernen und auch sonst ist nach und während der OP alles nach Plan gelaufen, es gab keine Komplikationen.“

„Da habe ich gute Arbeit geleistet, da muss ich mich schon selbst loben.“

„Ja, das darfst du auch!“ lachte Charlotte und strich dem anderen Arzt über den Arm.

„Das sind ja gute Nachrichten.“ Antwortete ich und lächelte ein wenig. Ich freute mich wirklich, und hoffte, dass das der Anfang vom Ende einer langen Reise sein würde.
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Hellou 🌚 so langsam nähern wir uns dem Ende dieser Fanfiction, aber ein paar Kapitel kommen noch 🤭 Nächste Woche kommt das nächste Kapitel nicht wie sonst am Sonntag, sondern entweder am Montag oder am Dienstag darauf, da ich nochmal in den Urlaub fahre. Wollte es nur gesagt haben :D und sonst, habt eine schöne Woche 😇

Du weißt nicht, wozu er fähig ist Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt