Kapitel 3: Bloody Laurie

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Ich gab es ungern zu, doch mit Mason Carter als Gast, hatte Grayson mich am Haken. Seit wann war ich so berechenbar? Offenbar wusste er das ganz genau, denn er lächelte gefällig und schlenderte dann betont lässig fort. So lässig, dass ihm der dunkelblaue Schal, der lose um seine Schultern lag, auf den Boden rutschte, ohne dass er es bemerkte.

"Grayson!" rief ich ihm hinterher, doch der Blondschopf drehte sich nicht einmal in meine Richtung. "Grayson." wiederholte ich und wedelte mit dem Schal, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch er reagierte nicht, er bewegte sich auch nicht einmal im geringsten. Er stand einfach nur da und starrte wie gebannt auf einen Punkt vor ihm. Die Lässigkeit war wie aus dem Gesicht gewischt. Besorgt rannte ich zu ihm hinüber, merkte, dass ich nicht die Einzige war, die sich um ihn herum versammelte. "Was ist los?" hörte ich jemanden fragen und ich spürte wie Thayer meine Hand packte, "Das willst du nicht sehen, Mads." sagte er wobei er mich an sich drückte und mir die Augen verdeckte. "Doch." widerstritt ich und riss mich von ihm los.

Und da sah ich sie. Laurie Styles. Schön wie je zuvor. Ihre Haut, so weiß und makellos wie der Schnee, der um sie herum lag, ihre blonden Locken, wie ein Heiligenschein um ihren Kopf und ihre Lippen von einer blutroten Farbe. Genau wie die Kleidung, die sie trug. Erst auf den zweiten Blick registrierte ich ihre weit aufgerissenen grünen Augen und den roten Fleck, der sich von ihrer Bauchgegend aus auszubreiten schien. Ich unterdrückte einen hysterischen Aufschrei. Laurie Styles...war tot.

Die plötzliche Stille, die sich über uns gelegt hatte, wurde von einer unsicheren Stimme unterbrochen, "Da steht etwas im Schnee." sagte jemand mit heiserer Stimme und als ich mich umdrehte, erkannte ich Mandy Crawford, die mit verschränkten Armen hinter Grayson stand. Mandy war Lauries beste Freundin gewesen. Um ehrlich zu sein, war ich verblüfft, wie gefasst sie schien, den Tränen nahe, aber beherrscht. Dabei war gerade ihre vermutlich einzige echte Freundin gestorben. Ich weiß man sollte nicht schlecht über Tote reden, doch sie waren vor allem beide leicht zu haben gewesen. Die meisten Freunde hatten sie auch nur deswegen. Unwillkürlich fragte ich mich, ob auch Grayson mit einer von ihnen, naja...geschlafen hatte. Aus irgendeinem Grund gefiel mir die Vorstellung nicht. Aber das lag vermutlich daran, dass man sich Mitschüler nicht beim Geschlechtsverkehr vorstellen sollte. "Was steht da?" hörte ich Thayer hinter mir fragen. Es kam sicher nicht oft vor, dass jemand Mandy fragte, ob sie ihm etwas vorlesen konnte und sie reagierte überrascht. Stattdessen räusperte sich Grayson, "Ihr seid die Nächsten." las er mit zittriger Stimme vor, und nun sah auch ich die Großbuchstaben, die jemand in Druckschrift vor uns in den Boden gezeichnet hatte. Erneut überlief mich ein kalter Schauer. Ich zitterte und knüllte Graysons Schal fester in meiner Hand.

Entschlossen trat ich einen Schritt vor und fegte mit dem Fuß eine Ladung Schnee über die Drohung. Ich war noch nicht einmal sicher, wieso ich das tat, doch keiner der Anwesenden hielt mich davon ab. Laurie Styles war tot und irgendein Psychopat drohte der Stadt damit, dass wir die nächsten waren. War es das wovor Niall Horan, meine Mutter hatte warnen wollen? Mein Blick wanderte über die Beteiligten und mir fiel auf, dass es nur Jugendliche in meinem Alter waren. Die Erwachsenen befanden sich noch drinnen und tranken gemeinsam Kaffee, oder taten als würden sie ihre Mäntel suchen. Genauer gesagt, befanden sich alle Jugendlichen hier. Mit Ausnahme von einem. Mason Carter.

"Wir sollten die Polizei rufen!" erklärte ich sachlich und warf einen Blick in Lauries tote grüne Augen. War es Mason, den sie als letztes gesehen hatten?

-Stratford Badboy-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt