Kapitel 4: Flüchtige Bekannte

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Laurie Styles war tot. Ein hübsches, junges Mädchen, das ermordet wurde, sorgte nicht nur in Startford, sondern auch in ganz Kanada für allerlei Aufmerksamkeit. Auf den Straßen, den Schulfluren, schien von nichts anderem mehr die Rede zu sein. Jeder fragte mich, ob es wirklich die Wahrheit war, was in den Medien erzählt wurde. Wie alles wirklich gewesen war, doch ich war es leid, darüber zu reden. Ich war müde und ausgelaugt, hatte nicht einmal Zeit gehabt, das Gesehen zu verarbeiten. Laurie Styles verfolgte mich nicht nur in meinen Träumen, ihr grüner Blick folgte mir auch, wenn ich unschuldig über den Schulflur lief. Genauer gesagt auf dem Weg zur Toilette. Mr Horan, Graysons Vater und Schulleiter der Northwestern High School, hatte angeordnet, dass ein überlebensgroßes Portät von Laurie in unserer Eingangshalle aufgehängt wurde. In Memoriam an Laurie Vanessa Styles.

Schreckliche Idee wie ich fand.

Als ich am Montagmorgen die Schule betrat, krampfte sich mein Bauch unter ihrem Blick zusammen und ich biss mir unwillkürlich auf die Unterlippe. Ihr Anblick machte mich nervös. Es war so unheimlich. Auf dem riesigen Schwarzweiß-Foto erinnerte sie einen nur vage an das tote Mädchen, das wir gestern gefunden haben. Genauer gesagt, hat Grayson sie gefunden.

Ich war so abgelenkt von dem Bild, dass ich gar nicht merkte wohin ich lief. Beinahe wäre ich über einen der Mülleimer gestolpert, hätte mich nicht jemand davon abgehalten. Ich blieb stehen und blickte auf die fremde Hand, die mich gepackt hatte. "Pass auf wo du hinläufst, kleine Malik." ermahnte mich die Person, die mich festhielt und ich blickte auf. Braun trifft auf grün. Meine Augen streiften die von Mason Carter. Seine perfekten Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Kalter Angstschweiß lief mir über den Rücken. Womöglich war er Lauries Mörder. "Danke", erwiderte ich kühl, "aber ich brauche keinen Babysitter." Man sollte seine Angst nie offen zeigen. Wenn ich eins von meinen Eltern gelernt hatte, dann war es, einen klaren Kopf zu bewahren. Mason nickte, "Ich weiß, Zwillingsmädchen." Meine Augen verrengten sich zu schmalen Schlitzen. Machte er das extra? Provozierte er mich, indem er mir unter die Nase rieb wie viel er über mich wusste!? Verdammt, ich wusste fast gar nichts über ihn. "Was willst du, Carter?" zischte ich, während er einen Schritt näher trat und eine meiner dunkelbraunen Haarsträhnen in die Hand nahm. Für einen Moment schien er zu zögern und seine Augen wanderten verdächtig in Lauries Richtung. Ich meinte eine Spur von Angst in seinen grünen Augen zu erkennen. "Hast du sie gekannt?" fragte ich vorsichtig, konnte jedoch nicht verhindern, dass Neugier in meiner Stimme mitschwang. Sein grüner Blick taxierte mich berechnend. Wieder einmal hatte ich dass Gefühl, dass er zu viel über mich wusste, als könne er meine Gedanken lesen, als wüsste er, dass ich ihn des Mordes verdächtigte. Mason schüttelte den Kopf, "Nicht wirklich. Sie war bloß eine flüchtige Bekannte. So wie du, Madison." erwiderte er geheimnissvoll und zwinkerte mir vielsagend zu, bevor er sich umdrehte und mich einfachso auf dem Schulflur stehen ließ.

-Stratford Badboy-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt